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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 1.1848

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https://doi.org/10.11588/diglit.20259#0190

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L84

Die Großen des Neichcs sind >n ihren hergebrachten cisialischen Ge-
wohnheitcn dnrchaus nicht zn beschränken.

Soldaten mnssen seyn! Zu dcr Freiheit, welche die Gewählten an-
slreben, sind Soldaten unnmgängllch nothwcndig.

Der Adel inuß auch sein — denn der Adel macht viel Arbeit! Auch
ist der Adel zu der Freiheit, welche die Gewählten anstreben, unumgäng-
lich nothwendig.

Bonzen miiffen sein — sie tangcn zum Bolksunterricht, bringen die
Oekvnomie in Ansschwung nnd sind ei» guter Damm gegen di'e einbrechende
Bildung. Auch sind zu der Freiheit , welche die Gewählten anstreben,
Bonzen unumgänglich nothwendig.

Keine Gewerbüfreiheit— überhanpt gar keine Freiheit!

Bauchstecherln

Elm'ge Nechtsgelehrte behaupten, Windischgräy habe sich durch die
Eiiinahme und Zerstörung Wien'S der Schl acht- undMa hlsieuer ver-
pflichtet gemacht. Es frägt sich nur, wer sie von ihm eintreibt!

Kein bayerischer Abgeordneter darf verhaftet werden, anffer bei Er-
greifung anf frischer That. Cs wird aber kaum vorkommen, daß ein
bayerischer Abgeordnetcr auf einer frischcn T'h at erzriffen wird.

Es ifl befremdend uud erstaunlich vv» dcn Wähliiiännern, wie sie in
München zusamineiitreten, daß Herr I»r. Hirnkalt nicht gewahlt wnrde!

Mehrere Zuschauer.

Zch erkläre hiemit, daß ich mi'ch von jeher eben so „wciiig nm Politik
bekümmerte," wie der Herr Schlofferincister Wiedermann von sich behauptet,
nnd daß ich eben so „guter Katholik" bin, wie Herr Wiedermanu, »nd
srage »un, wariim ich nicht auch in die Kammer gewählt wurde, wie dee
Hcrr Schtoffcrineister Wiedermann'? Staberl, Parapluimacher.

Liierarisches.

Sophoklcv T'ragvdien, mit de» beigcbnndeiicn Travesiicn von Joh.
Bapt. Vogt, jetzigem Ncdaktcnr der neuen Münchener Zeitung, sind er-
schiencn, und werven allen Freunden eines gntcn Witzes empfoylen. Ei'n
Rezensent äußert sich darüber wie folgt: „Freilich darf man die Erst-
lingsprodukte des jugendlicheu Verfaffers nicht mit seinen jetzigen groß-
artigen Leislungen dcr Jonrnalistik vcrgleichen, allein auch scho» in dicsen
Travestien des Svphokles u. a. beurknndet sich sein trefflichcr Geschmack
sein seltener Witz, und vor allem seine Phantasie, die freilich erst in
der ncncn Münchcncr Zcitung ihre völlige Entwicklung fand. Der gesei-
erte Verfaffer ist jetzt allerdings zu Größerem berufen — wir hoffen
aber doch »icht, daß er sich der heflern Muse gänzlich abwcndet. Sopho-
kles sieht a»s dem Elysiuin gewiß mit Wohlgcfallen auf seinen Trave-
stircr herab!"

Druck von l)r- Franz Wild..
 
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