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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 1.1848

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https://doi.org/10.11588/diglit.20259#0116

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L1O

Lies Verse mir an den Gestadcn,

Jch bin hier sanfter, als zu Haus!

O komm', ich schmvr's bei Gottes Gnaden —

Lies, dicht' und lieb' — ich halt' es aus!

So hörte ich sie, erzahlt die Maus, eines Abends im Mond-
schein deklamiren. Jhr Fächer lag ganz abgeschlagen am Gesims,
daneben streckten ein paar Pistolen ihre Läufe nachläfsig von sich,
und es gelang den Mondstrahlen kaum, mit dem Glanz eines betrübten
Dolches zu spielen. Dic Gräsin hatte einen sanften Augenblick. —

Plötzlich fuhr sie empor — ich lief geschwind in mein Maus-
löchlein zurück, wagte es jedoch aus Neugierde, mit dcm vierten
Theil meines Kopfes hervorzulugen, iu Erwartung der Dinge, die
da kommen könnten. Die Thüre ging auf, und es tritt
Herein ein junger Mann geschwinde,

Er hüpft als wie ein Reh,

Nachlässig trägt er seine Biude
Und offen das Gilet.

„Kein Geld! ruft er; doch mußt' ich
Dich sehen jedenfalls!"

„Nichts? ruft sie, das ist lusiig!"

Und fällt ihm um den Hals!

Hierauf folgte eine stumme Pause-! Jch wagte mich mit

dem halben Oberleib aus meinem Schlupflöchlein, um zu erspähen,
wer? was? wie lang? Eben trennten sich die beiden Hälse und
auf jedem Gesichtc lag der Ausdruck des Geldmangels. Die Grä-
sin schnalzte mit der Zuuge auf Castagnettenmanier und tanzte im
Zimmer heruni, während Herr Pcel, als welchen ich den jungen Mann
erkannte, mit cinem Bettzipsel tändelte.

Da rumpelt eiu mächtiger Wagen daher,

Die Gräfi» springt auf, um das Ding zu erblicken.

^Ii, ruft sie, der Retter! — Vivs >a iinviere!

H ports <ls i'ni-Ks»t! — Und an's Herz ihn zu drücken
eilt sie mit den Sätzeu eines Tigcrs, der auf seine Beute stürzt, die
Treppe hinab. Hätte Heir Peel ineiiic Gcstalt gehabt, so wäre cr
gewiß iu ein Mauslöch geschlüpft, so aber kroch der Sohn des eng-
lischen Premicrministcrs nach einigcn Coi»binatio»en unter den
Waschtisch. Gleich darauf hörten wir Tritte im Nebenzimmer. Herr
Peel verließ den Waschtisch uud eilte an das Schlüssclloch. Da
hörten wir folgendcS Gespräch:

Die Gräfin.

Treulos bist du, das wirst du wissen!

Eine Stimme.

Der'Vorwurf ist sehr ungereimt;

Zch hab' vom Haus mich losgeriffen,

Wo man mich so zu sagcn angeleimt.
 
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