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Donauprovinzen bis zu den Alpen und das Land am Mittel- und Unterrhein, die unter
Einfällen der Germanen zu leiden hatten, so muß doch am Oberrhein die Unsicherheit
bald fühlbar gewesen sein. Auch der Feldzug Caracallas gegen die Alamannen im Jahre
213 ging von der rätischen Grenze aus. Aber die Verstärkungen der Kastelle und der
fortlaufenden Schutzwehren am ganzen obergermanischen Limes, die in dieselbe Zeit
fallen, lehren doch deutlich, wie unsicher die Lage überall geworden war. Durch solche
Abwehren ließen sich ohnehin nur räuberische Grenzverletzungen einigermaßen verhüten.
Als aber im Jahre 233 außer den Alamannen jetzt auch die Franken auf der ganzen Linie
wieder zu Massenangriflen gegen das römische Gebiet übergingen, wurde der Limes an
vielen Stellen durchbrochen und das Land weithin von plündernden Scharen überflutet.
Ob damals die Germanen auch über den Schwarzwald bis in die südliche Rheinebene vor-
gedrungen sind, wissen wir nicht. Aber der friedliche Bade- und Kurbetrieb in Baden-
weiler hat, wenn er überhaupt noch bestand, diese Schreckenszeit schwerlich überdauert.
Und 25 Jahre später, 259 oder 260, brach der Limes überhaupt unter dem erneuten An-
sturm der Deutschen zusammen, und das ganze Land, das einst die Flavier auf der rechten
Seite des Rheins zum Reiche hinzugewonnen hatten, ging endgültig in den Besitz der
Deutschen über.
Die große Zahl und außerordentliche Ausdehnung der alamannischen Friedhöfe und die
zahlreichen Spuren ihrer Siedlungen im badischen Oberland beweisen die Dichtigkeit
der Bevölkerung, die hier das Erbe des Römertums antrat. Aber die Deutschen liebten
es nicht, römische Wohnorte einfach in Besitz zu nehmen, sondern siedelten sich lieber
in der Nähe und in dem offenen Lande an. Und nach ihren Lebensgewohnheiten werden
sie kaum Verlangen nach dem Luxus römischen Badegenusses gehabt haben. Das Baden-
weiler Gebäude wird ohnehin, als die Alamannen ins Land kamen, längst in Verfall gewesen
sein und wird den neuen Herren des Landes nur noch als Steinbruch gedient haben, bis die
Tiefe der Verschüttung die Ruine vor weiterer Zerstörung schützte.

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