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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Hrsg.]
Nassauische Annalen: Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 48.1927

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Kutsch, Ferdinand: Ein christliches Frankengrab aus Hochheim a. M.
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https://doi.org/10.11588/diglit.61602#0031
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Ein christliches Frankengrab aus Hocheim a. Main.

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heim noch einiges aus. Wie eingangs angedeutet, liegt auf der Niederterrasse
des Mains (Abb. 1) ein ganzes Reihengräberfeld der fränkischen Zeit, während
an den aus dem Ort Hochheim selbst ausgehenden Strassen nicht eine einzige
Bestattung beobachtet wurde. Die Entfernung vom Ort bis zu den Gräbern
ist fast 1 km. Von oben aus sind

die Toten hier also kaum beige-
setzt worden, sondern die zuge-
hörige Siedelung lag hier unten un-
weit davon. Das werden wir noch
begreiflicher finden, wenn wir sehen,
dass wenig nördlich der Bahn und
beim Bahnbau germanische Gräber
der Spätlatenezeit6), 200 m nörd-
lich der Bahn am Weg nach Hoch-
heim Gräber der Hofheimer Zeit7)
und 'nördlich der Eisbrech solche
des 2. bis 3. Jahrhunderts und ein
römisches Gebäude angetroffen
wurden.8) Nach alledem ist in
den genannten Jahrhunderten hier
nördlich des Mains eine (doch wohl-
continuierliche) Niederlassung ge-


Abb. 5. Grabstein aus "Wiesbaden. Maßstab 1: 5.

wesen. Sie war vor allem bedingt durch dieFurt der alten Nord-Südstrasse, die hier den

Main kreuzte. Die Strasse, die heute von Hochheim herunterführt, war vor

ihrem modernen Ausbau einer jenen charakteristischen, tief eingeschnittenen
Hohlwege, die sich im Laufe von Jahrhunderten eingeschnitten haben, und bei
der Kirche von Bischofsheim wurde vor einigen Jahren ein römisches Strassen-
stück angetroffen, dessen Richtung auf die Furtstelle hinwies. Aber auch eine
West-Ostverbindung muss damals hier unten durchgelaufen sein. Sie ist durch
die modernen Eisenbahndämme unübersichtlich geworden, aber ungefähr in
dem Feldweg erhalten, der von Kostheim her nach Ueberschreitung des Käsbachs
nördlich der Bahn nach Flörsheim zieht.

Die Sicherung der Furt war für alle Zeiten natürlich von wesentlicher
Bedeutung, abgesehen davon, dass an solchen Stellen sich von selbst gerne
Raststellen bilden, und für die erste Landnahme der Franken ist die Situation
der Niederlassung ja typisch. So liegt der Schluss nahe, dass die Franken zu-
nächst unten am Main und erst später oben auf der Kante des Berges ge-
siedelt haben.

6) Mus. Wiesb. Inv. 8754. 15275/r. 15638. Ein Schwert, ein Topf, zwei Näpfe, eine
Tonrassel. Nass. Mitt. 1, 1861 S. 11 f. fälschlich als fränkisch angegeben.
’) In Privatbesitz. Z. T. Abgüsse im Mus. "Wiesbaden.
8) Die Gräberfunde auch in Privatbesitz. Das Gebäude scheint militärischen Charakters
gewesen zu sein, denn es fanden sich Stempel der 22. Legion, wenn die Ziegel nicht verschleppt
sind. Th. Schüler, Geschichte der Stadt Hochheim S. 14.
 
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