DOI Heft:
Die Stellung der Oranien-Nassauischen Regierung in Dillenburg während des Siebenjährigen Krieges
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.61602#0130
Die Stellung der Oranien- Nassauischen
Regierung in Dillenburg während des Sieben-
jährigen Krieges J)
Von
Wilh. Hofmann.
Am 29. August 1756 rückten Friedrichs Bataillone in Kursachsen ein,
nachdem seine Anfragen wegen der österreichischen Rüstungen ausweichend
beantwortet worden waren. Die militärischen Erfolge der nächsten Wochen
waren günstig; das Dresdener Archiv wurde beschlagnahmt und das Land mit
seinen reichen Hilfsquellen in preussische Verwaltung genommen. Aber was
der König gehofft hatte, Russland durch England und Schweden im Zaume zu
halten, mit Hilfe Hollands und deutscher Kontingente Frankreich den Weg zum
Rheine zu sperren und Oesterreich mit einigen raschen Schlägen zu überwinden,
ehe seine Verbündeten völlig kriegsbereit sein würden: das war ihm nicht ge-
lungen, vielmehr wurde es jetzt der österreichischen Politik leicht, ihn vor gapz
Europa als Friedensbrecher hinzustellen und allen seinen Feinden den will-
kommenen Anlass zu bieten, sich an dem Kampfe gegen ihn zu beteiligen.
Es ist bekanntlich eine noch nicht entschiedene Streitfrage,* 2) ob Friedrich es
von langer Hand her auf eine Eroberung Sachsens abgesehen hatte oder ob er,
von den Intriguen seiner Gegner unterrichtet, in der Notwehr diesen zuvor-
kommen und sich im Kampfe um Sein oder Nichtsein Preussens des strate-
gisch als Operationsbasis überaus wichtigen Landes bemächtigen und später
etwa Böhmen dafür anbieten wollte. Die Stellung der Mächte zu einander
hatte sich in den letzten Jahren wesentlich geändert. Die Feindseligkeiten Eng-
lands und Frankreichs wegen ihrer Besitzungen in Nordamerika brachten das
*) Das Material zu der vorliegenden Arbeit ist im wesentlichen dem Staatsarchiv in Wies-
baden entnommen: „Regierungsakte die auf Veranlassung des sog. Königl. preussischen Einfalls
in Chur-Sächsische Lande ausgeschriebene und den 18. August 1757 eröffnete Niederrheinisch-
Westphälische Creyßversammlung betr.“ oder „Staatsarchiv Wiesbaden VII. Fürstentum Nassau-
Oranien. Regierung Dillenburg. Kriegssachen.“ Faszikel I a bis I ' . Ich zitiere nur die
wichtigeren Akten; sie sind i. g. chronologisch geordnet und leicht zu benutzen.
2) Ranke, Der Ursprung des Siebenjähr. Kriegs 69, 87 ff. A. Schäfer, Geschichte des
7jähr. Kriegs I. 202. R. Koser, König Friedrich d. Gr. II. 9 ff. M. Lehmann, Friedr. der
Gr. und der Ursprung des 7jähr. Kriegs. 80ff. A. Brabant, Das heil. Römische Reich
teutscher Nation im Kampf mit Friedr. d. Gr. I. 28 ff. mit eingehender Literatur in den An-
merkungen.
Regierung in Dillenburg während des Sieben-
jährigen Krieges J)
Von
Wilh. Hofmann.
Am 29. August 1756 rückten Friedrichs Bataillone in Kursachsen ein,
nachdem seine Anfragen wegen der österreichischen Rüstungen ausweichend
beantwortet worden waren. Die militärischen Erfolge der nächsten Wochen
waren günstig; das Dresdener Archiv wurde beschlagnahmt und das Land mit
seinen reichen Hilfsquellen in preussische Verwaltung genommen. Aber was
der König gehofft hatte, Russland durch England und Schweden im Zaume zu
halten, mit Hilfe Hollands und deutscher Kontingente Frankreich den Weg zum
Rheine zu sperren und Oesterreich mit einigen raschen Schlägen zu überwinden,
ehe seine Verbündeten völlig kriegsbereit sein würden: das war ihm nicht ge-
lungen, vielmehr wurde es jetzt der österreichischen Politik leicht, ihn vor gapz
Europa als Friedensbrecher hinzustellen und allen seinen Feinden den will-
kommenen Anlass zu bieten, sich an dem Kampfe gegen ihn zu beteiligen.
Es ist bekanntlich eine noch nicht entschiedene Streitfrage,* 2) ob Friedrich es
von langer Hand her auf eine Eroberung Sachsens abgesehen hatte oder ob er,
von den Intriguen seiner Gegner unterrichtet, in der Notwehr diesen zuvor-
kommen und sich im Kampfe um Sein oder Nichtsein Preussens des strate-
gisch als Operationsbasis überaus wichtigen Landes bemächtigen und später
etwa Böhmen dafür anbieten wollte. Die Stellung der Mächte zu einander
hatte sich in den letzten Jahren wesentlich geändert. Die Feindseligkeiten Eng-
lands und Frankreichs wegen ihrer Besitzungen in Nordamerika brachten das
*) Das Material zu der vorliegenden Arbeit ist im wesentlichen dem Staatsarchiv in Wies-
baden entnommen: „Regierungsakte die auf Veranlassung des sog. Königl. preussischen Einfalls
in Chur-Sächsische Lande ausgeschriebene und den 18. August 1757 eröffnete Niederrheinisch-
Westphälische Creyßversammlung betr.“ oder „Staatsarchiv Wiesbaden VII. Fürstentum Nassau-
Oranien. Regierung Dillenburg. Kriegssachen.“ Faszikel I a bis I ' . Ich zitiere nur die
wichtigeren Akten; sie sind i. g. chronologisch geordnet und leicht zu benutzen.
2) Ranke, Der Ursprung des Siebenjähr. Kriegs 69, 87 ff. A. Schäfer, Geschichte des
7jähr. Kriegs I. 202. R. Koser, König Friedrich d. Gr. II. 9 ff. M. Lehmann, Friedr. der
Gr. und der Ursprung des 7jähr. Kriegs. 80ff. A. Brabant, Das heil. Römische Reich
teutscher Nation im Kampf mit Friedr. d. Gr. I. 28 ff. mit eingehender Literatur in den An-
merkungen.