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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Hrsg.]
Nassauische Annalen: Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 48.1927

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Über ein angebliches Kloster zu Höchst a. M. in karolingischer Zeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.61602#0113
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Über ein angebliches Kloster zu Höchst a. M.
in karolingischer Zeit.
Von
Paul Wagner.
In der Geschichte der Stadt Höchst ist seit längerer Zeit von einem Kloster
die Rede, das hier bei der Justinuskirche schon vor der im Jahre 1090 erfolgten
Errichtung einer Propstei des Mainzer St. Albansklosters vorhanden gewesen
upd mit der alten Abtei Lorsch in Zusammenhang gestanden haben soll. Keine
einzige ältere Quelle weiss freilich von ihm zu berichten; alles, was davon er-
zählt wird, beruht auf Annahmen und Schlüssen, die, je jünger sie sind, um so
bestimmter behauptet und um so inhaltsreicher ausgestaltet werden, ohne dass
man ihre Grundlagen bisher einer kritischen Prüfung unterzogen hätte.
Auch der neueste Geschichtschreiber von Höchst, W. Frischholz, vermag
wieder mancherlei mitzuteilen,1) um das Dasein des Klosters äusser Zweifel zu
stellen. In seiner Geschichte von Alt-Höchst spricht er es als seine Ansicht
aus, dass die günstige Lage und die Zahl der Nachbarn dem Orte schon vor
dem Jahre 800 eine Sonderstellung eingeräumt haben mag. Worin diese Sonder-
stellung bestanden haben könnte, lässt sich bei dem gänzlichen Mangel an Nach-
richten aus der Zeit um 800 leider nicht erkennen. Das einzige, zugleich das
erste überhaupt, was von Höchst glaubhaft überliefert wird, ist, dass im Jahre
790 ein Grundbesitzer Thiotmann, zum Seelenheile eines Warmann der Abtei
Lorsch 1 Hufe und 9 Morgen Ackerlandes schenkte, eine Schenkung, die in der
Frage des Höchster Klosters eine gewisse Rolle spielt; denn auf sie wird dessen
Gründung zurückgeführt. Sie erscheint Frischholz als eine grosszügige Stiftung,
doch hält er sie zum Unterhalt einer Ordensniederlassung nicht für ausreichend,
was sicherlich niemand bestreiten wird. Es ist ihm indes denkbar, dass die in
der Umgegend liegenden Güter des Klosters Lorsch, deren Namen, Zahl und Um-
fang anzugeben er freilich unterlassen hat, mit demHöchster Besitz vereinigt wurden,
dass die verschiedenen Pächter des Klosters ihre Gefälle und Abgaben hierher
zu entrichten hatten, und dass damit das Höchster Gut für eine Ordensnieder-
lassung ausgereicht hätte. Auf dieser wirtschaftlichen Grundlage sei eine Zweig-
niederlassung von Lorsch mit einer Kirche hier entstanden. Dafür spreche, dass
die Höchst am nächsten gelegene Kirche, die des schon sehr früh verschwundenen
*) W. Frischholz: Alt-Höchst, Ein Heimatbuch in Wort und Bild. Höchst 1926.
8. 31 32.
 
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