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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Hrsg.]
Nassauische Annalen: Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 48.1927

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Die Grafen von Wied
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https://doi.org/10.11588/diglit.61602#0067
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Die Grafen von Wied.
Von
Professor Dr. Ludwig Wirtz, Vallendar (f).
Der wiedische Kanzleidirektor Chr. II. v. Fischer schrieb in seinem grossen
genealogischen Werke1): „Es lässt sich aber von dem Ursprung der ältesten
Grafen von Wied nichts gewisses ausfindig machen, und dasjenige, was sich
bis jetzo noch aus Urkunden von ihnen in einem Zusammenhang finden lässet,
fängt erst von den Zeiten an, da sie ihrer Erlöschung nahe waren.“
Leider hat der verdienstvolle Forscher trotz dieser verständigen Ansicht
es nicht unterlassen können, mehrere haltlose Vermutungen verschiedener
„Liebhaber der Geschichte und Altertümer“ in die Stammtafel der ältesten
Grafen von Wied aufzunehmen, obwohl er im Texte selbst diese Mitteilungen
ablehnt und noch einmal in ganz nüchterner Sachlichkeit erklärt: „Unser
folgender Graf Mettfried ist alt genug, um die Geschlechtsreihe von demselben
anzufangen. Wenige vornehme Häuser in Deutschland können höher steigen,
wenn man ihren Ursprung historisch untersuchet.“
Auf Grund jener dilettantischen Mutmassungen liess später der Neuwieder
Pfarrer J. St. Reck2) das wiedische Grafenhaus von den älteren Lothringer und
Luxemburger Grafen abstammen, da einige von diesen die Namen Meffried
oder Richwin führten. Solche Ansichten sind dann in die populären Darstellungen
übergegangen, die sich mit der Geschichte der Grafen von Wied befassen
Es leuchtet aber ein, dass trotz der reichen Fülle deutscher Personennamen
ein und derselbe Name in ganz verschiedenen, einander vollständig fremden
Familien auch schon vor dem Ende des ersten christlichen Jahrtausends vor-
kommen kann. Nur in Verbindung mit einer Gleichheit des Besitzes oder der
Rechte darf eine Namensgleichheit als Beweis für die Verwandtschaft angesehen
werden.
Wegen der Dürftigkeit der urkundlichen Ueberlieferung begegnet die
Genealogie auch des hohen Adels vor dem 12. Jahrhundert so grossen
Schwierigkeiten, dass diese wohl auch in Zukunft nicht gehoben werden können;
bei den meisten Familien gelangt man erst im 12. Jahrhundert auf einen festen
Boden, so auch bei den Grafen von Wied.
*) Geschlechts-Register der uralten deutschen Reichsständigen Häuser Isenburg, Wied
und Runkel, Mannheim 1775 (zitiert: Fischer) S. 59.
2) Geschichte der gräflichen und fürstlichen Häuser Isenburg, Runkel, Wied, Weimar
1825 (zitiert Reck).
 
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