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Ludwig Wirtz

genannt wurden; vielleicht aber auch war erst sein Sohn, der im Jahr 1187
erwähnte Lambert, der Erbauer.128)
Vor dem Jahr 1250 verkauften die Herren von der Neuerburg ihre Burg
an die Gräfin Mechthild von Sayn, wohl erst nach dem Tode ihres Gatten, der
am 1. Januar 1247 erfolgte; am 1. Mai 1250 l29) übertrug sie ihre Rechte an
der Neuerburg dem Erzstift Köln.
4. Die Grafen Georg und Lothar von Wied und ihre Geschwister.
Die Angehörigen des Grafenhauses Wied standen bisher zu den Hohen-
staufen in engen, freundschaftlichen Beziehungen, sie gehörten zu den treuesten
Anhängern Konrads HL, Friedrichs I. und Heinrichs VI. Als aber im Jahr
1198 ein Teil der deutschen Fürsten den Herzog Philipp von Schwaben zum
König gewählt hatte, schlossen sich die meisten mittelrheinischen und nieder-
rheinischen Grossen dem Hohenstaufen nicht an, sondern wählten auf Be-
treiben des Erzbischofs Adolf von Köln den Sohn Heinrichs des Löwen als
Otto IV. zum Gegenkönig; unter seinen Anhängern war auch Graf Georg
von Wied, der somit die alte Tradition seines Hauses verliess. In Andernach,
wo er die Vogtei verwaltete, wurden mehrmals Beschlüsse zu Ungunsten Philipps
gefasst. Wie sein Vater Theoderich sich zu dieser Frage gestellt hat, wissen
wir nicht; möglicherweise war er eben durch die unerquickliche politische Lage
bewogen worden, sich von der Welt zurückzuziehen, vielleicht konnte er sich
nicht entschliessen, die von den Hohenstaufen erwiesenen Wohltaten mit Un-
dank zu lohnen; andrerseits musste es ihm auch schwer fallen, dem Erzbischof
von Köln entgegenzutreten, dessen Gunst seinem Hause so wertvoll war. Ge-
rade das Beispiel des Erzbischofs Adolf von Köln war für viele massgebend,
auch für den Grafen Georg von Wied. Die Familien seiner beiden Schwäger,
von Isenburg und von Eppstein, traten ebenfalls auf die Seite des Welfen.130 131)
Als am 3. Februar 12911S1) König Otto IV. zu Weissenburg im Elsass
dem Erzbischof Adolf von Köln beurkundete, dass seine Brüder, Pfalzgraf Hein-
rich132) und Wilhelm, auf die Besitzungen verzichteten, die Erzbischof Philipp
von Köln aus dem Herzogtum ihres Vaters, des Herzogs von Sachsen, erhalten
hätte, war unter den Bürgen auch Graf Georg von Wied. Er wird auch an
128) Die weitere Geschichte dieses Geschlechts hei Schultze a. a. 0. mit Stammbaum
S. 90.
129) Mrh. UB. III 778 Nr. 1051. Ich kann mich nicht der Ansicht von Schultze (a. a.
0. S. 4) anschliessen, der aus den Worten dieser Urkunde (fideles, ministeriales et servos dic-
tis castris et bonis attinentes nos in omnibus tenebimus et teneri faciemus, sicut eos tenuerunt
pater et mater dicte comitisse) folgern will, die Neuerburg sei schon im Besitze der
Eltern Mechthilds gewesen; denn diese Stelle der Urkunde bezieht sich m. E. nur auf die
castra Wiede, Windecke, Rennenberg, bei denen vorher allein fideles, ministeriales
homines proprii sive servi genannt werden, während die Neuerburg ganz für sich gesondert
erwähnt wird.
13°) Fischer I 78 und Reck S. 53 erwähnen zum Jahr 1202 einen Grafen Johann von
Wied, Herrn in Runkel, der damals in die Bruderschaft des Franziskanerordens aufge-
nommen worden sei; die bei Fischer II 59 Nr. 41 abgedruckte Urkunde stammt natürlich aus
dem Jahr 1502!
131) Lae. UB. I 396 Nr. 566.
182} Wenn damals die Grafschaft Wied schon pfälzisches Lehen war (vgl. S. 83), so
trug dies wohl viel dazu bei, dass Graf Georg sich der welfischen Partei anschloss.
 
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