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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Hrsg.]
Nassauische Annalen: Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 52.1931

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Mackeprang, Rudolf: Die Reorganisation der Steinischen Güterverwaltung 1784
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https://doi.org/10.11588/diglit.62032#0081
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Die Reorganisation
der Steinischen Güterverwaltung 1784.
Von
Rudolf Mackeprang, Nassau/Lahn.
Vorbemerkung: Aus der sehr grossen Zahl der Bücher und Arbeiten über Stein
gilt naturgemäss der weitaus überwiegende Teil dem Staatsmann Stein. Mit dem Menschen
Stein, mit seiner Familie und mit seiner Tätigkeit für sie beschäftigen sieh nur ganz wenige.
Adolf Bach schildert die Welt, die Stein in seiner Jugend umgab, Josef Lappe den Gutsherrn
auf Kappenberg nach 1816. Die vorliegende Darstellung will einen Beitrag zur Beurteilung
der wirtschaftlichen Verhältnisse auf den Steinischen Gütern in den 1780er Jahren liefern und
den jungen Freiherrn, von dem wir in dieser Hinsicht noch wenig wissen, als Reorganisator
der eigenen Guts Verwaltung zeigen. Die Grundlagen der Arbeit bilden ältere Verwaltungsakten,
die s. Zt. auch Lehmann vorgelegen haben, der aber für seine Zwecke nur einen kleinen Teil
inhaltlich wiedergab. Benutzt wurden aus den Steinischen Verwaltungsakten in Nassau
1) die Akten „Die Einsendung der monatlichen Extracte betr.“ und 21 „Vorschriften die Führung
der Rechnungen angehend.“1) Aus der Stein-Literatur wurden die bekannten Werke von G.
H. Pertz (Das Leben des Ministers Freiherrn vom Stein. Berlin 1849—55); M. Lehmann (Frei-
herr vom Stein. Leipzig 1902—05); J. Lappe (Freiherr vom Stein als Gutsherr auf Kappen-
berg. Münster 1920) und A. Bach {Das Elternhaus des Freiherrn vom Stein. Bonn 1927) heran-
gezogen.
Der Freiherrlich Steinische Familienbesitz bestand um die Mitte des 18-
Jahrhunderts aus den reichsfreien Dörfern Frücht und Schweighausen und einem
umfangreichen Streubesitz an Huben, Feldern und Wiesen, Gärten und Wein-
bergen; auf dem rechten Rheinufer über ein Gebiet von 18 Quadratkilometern
und mehr als 50 Ortschaften verstreut, von Lorch bis tief in den westlichen
Westerwald und von Engers bis weit in den Taunus hinein, vornehmlich natür-
lich um Nassau, dem alten Stammsitz des Geschlechtes; auf dem linken Rhein-
ufer zwischen Steeg, Osterspai und Hatzenport.2) Die Masse des Besitzes
wurde von Pächtern bewirtschaftet; freiherrliche Beamte saßen in Nassau,
Lahnstein, Sayn, Kirberg, Boppard, Steeg (Lorch), Hatzenport und Frücht.3)
Als Einnahmen kamen außer den Erträgnissen der Güter zahlreiche Zehnten
und Gülten als Frucht- und Geldgefälle, ferner die Erträgnisse von Rechten und
die Renten aus der Erbuntertänigkeit iu Betracht.
Trotz der vielen einträglichen Einnahmequellen war der Besitz stark ver-
schuldet, besonders durch sorglose Bewirtschaftung und verschwenderischen
Haushalt unter Christoph vom Stein, von ihm auf Karl Philipp vom Stein, den
*) Die Benutzung hat Herr Albrecht Graf von Kanitz, derzeitiger Besitzer des Steinischen
Familiengutes, in liebenswürdiger Weise gestattet.
2) Lehmann I. 9, Anm. 1: Des Stein’schen Rats Wieler „Verzeichniß sämmtlieher Freih.
v. Steinischen i. Herzogthum Nassau belegenen Güter, Höfe, Waldungen, Renten und Gefälle,“
Nassau 1. Februar 1809. Erläuterungen z. geschichtlichen Atlas d. Rheinprovinz (1898) 2,
216. 519 ff. 545. Bach, Elternhaus, S. 18 ff.
’) 1784 Hausverwalter Magnus Larsen für Nassau, Ober-und Niederlahnstein, Verwalter
Rudelius für Sayn, Verwalter Stoltz für Steeg und Lorch, Keller Seebold in Kirberg, Keller
Deinet in Boppard, Vogt Klein in Hatzenport und Bürgermeister Löwenstein in Frücht.
 
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