Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Editor]
Nassauische Annalen: Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 74.1963

DOI article:
Hagen, Wilhelmine: Römischer Denarfund vom Ende des 2. Jahrhunderts aus Obererbach, Unterwesterwaldkreis, Regierungsbezirk Montabaur
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.70354#0017
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Römischer Denarfund vom Ende des 2. Jahrhunderts
aus Obererbach, Unterwesterwaldkreis, Regierungsbezirk Montabaur
Von Wilhelmine Hagen
Am 25. Mai 1944 wurden bei Sprengarbeiten in dem Steinbruch der Odenwälder
Hartsteinindustrie in Obererbach einige Hallstattgräber zerstört. Der Zufall
wollte es, daß der vor kurzem verstorbene Dr. Woelcke, Frankfurt a. M., damals
stellvertretender Vertrauensmann für kulturgeschichtliche Bodenaltertümer, an
dem Tage einen Vortrag in der Kunstgewerbeschule Steinefrenz hielt. Bei dieser
Gelegenheit wurden ihm die wenigen erhaltenen Scherben vorgelegt, desgleichen
aber auch einige Denare, die bei derselben Gelegenheit gefunden worden waren.
An demselben Tage bekam Studienrat Dr. F. Herwig, Wiesbaden, der zu der Zeit
Pfarrverwalter in Steinefrenz war, Kenntnis von dem Fund, und es gelang ihm,
281 Denare sicherzustellen. Er gab davon seinem Neffen, dem verstorbenen
Museumsdirektor E. Koch in Wiesbaden, Nachricht. Da in dieser Zeit sowohl der
Staatliche Vertrauensmann für kulturgeschichtliche Bodenaltertümer, Dr. F.
Kutsch, wie auch ich selbst beim Militär waren, ging Museumsleiter K.Heymann,
Weilburg, als kommissarischer Leiter des Landesamtes für kulturgeschichtliche
Bodenaltertümer dem Fund nach. Eine kleine Grabung an der Stelle, die durch
den kriegswichtigen Steinbruchbetrieb behindert wurde, erbrachte keine größeren
Ergebnisse; es konnte lediglich festgestellt werden, daß am Rande des Stein-
bruches ein kleiner Wall aus Basalt lief, der aber wahrscheinlich mit den Hallstatt-
gräbern in Verbindung gebracht werden muß.
Die 281 Denare wurden durch den Landeshauptmann, Verwaltung des Be-
zirksamtes Nassau, angekauft und als Dauerleihgaben der Sammlung Nassauischer
Altertümer übergeben. Erst 1949 kam uns durch Studienrat Dr. Herwig zur
Kenntnis, daß sich noch eine große Anzahl von Denaren aus diesem Fund in
dem Besitz von Bewohnern von Obererbach befanden. Es gelang durch seine Ver-
mittlung, zunächst 355 Denare anzukaufen; 1952 konnten weitere 126 Denare
erworben werden. In demselben Jahre wurde uns bekannt, daß der Kreisausschuß
des Unterwesterwaldkreises 58 Stücke angekauft hatte, die sich im Heimatmuseum
Montabaur befinden. Nach Angaben von Herrn Tewes, Montabaur, dem diese
Nachricht verdankt wird, sollen sich etwa 50 Stücke noch in Privatbesitz befinden.
Es ist jedoch nicht gelungen, diese Stücke ausfindig zu machen.
Leider sind von dem Gefäß, in dem die Münzen nach Angaben der Finder ver-
steckt waren, nur unbedeutende Scherben erhalten, die keine Schlüsse auf den
Typus gestatten.
Der Fundort liegt etwa 15 km nordöstlich von Kastell Nr. 3 Augst.1)

Angesichts der Bedeutung dieses römischen Denarfundes aus dem freien
Germanien bin ich der Bitte von H. Schoppa, Wiesbaden, gern nachgekommen,
die Münzen des Fundes zu bestimmen und zu veröffentlichen. Insgesamt lagen
mir 819 Münzen vor: 761 aus dem Nassauischen Landesmuseum in Wiesbaden2),
*) Den vorausgehenden Bericht über die Auffindung des Fundes hat dankenswerterweise H.Schoppa,
Wiesbaden, verfaßt.
2) Bei dem Fundbestand aus dem Nassauischen Landesmuseum in Wiesbaden lag ein weiterer
Denar: Antoninus (IV., Elagabal, 218—222), östliche Münzstätte (Antiochia?), Denar, 219. BMC
— (Anm. zu 307); RIC 167; Coh. 22. Seine Zugehörigkeit zu dem Schatzfund ist zweifelhaft; er
wurde deshalb in das Münzverzeichnis nicht aufgenommen.

Nass. Annalen, Bd. 74

1
 
Annotationen