Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Editor]
Nassauische Annalen: Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 74.1963

Citation link: 
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/nassauische_annalen1963/0227
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
E. Bartholomäus, Johann Melander

197

Johann Melander (ca. 1542 —1621)
Sekretär der Prinzen von Oranien
Von Erich Bartholomäus
In Akten der 2. Hälfte des 16. Jhs.1) lesen wir, daß damals ein Johann Melander
im Nassauischen und als Sekretär der Prinzen von Oranien lebte. Gleichzeitig taucht
dieser Name aber auch im Hessenland auf. Hier finden wir einen Johann Melander als
Sohn des Dionysius Melander des Älteren, des ehemaligen Dominikanermönches
Schwarzmann, der seinen Geburtsnamen in Melander verwandelte. In Kassel erblickte
Johann Melander das Licht der Welt —■ wann, ist nicht mit Sicherheit festzustellen.
1557 bezog er mit seinem Bruder Dionysius Melander dem Jüngeren die Universität
Marburg2). 1564 war er Kanzleischreiber in Kassel, wo er am 28. 12. 1564 mit anderen
Personen des Hofstaates verpflegt wurde; sie saßen zu sechs bis acht Personen an
50 bis 60 Tischen. In einem gleichen Verzeichnis vom 2. 1. 1570 finden wir seinen Namen
nicht mehr3); damals kann er nicht mehr dort gewesen sein.
Nun tritt 1579 gleich dreimal ein Johann Melander als Sekretär des Prinzen Wil-
helm von Oranien in den Niederlanden auf4). Er ist m. E. identisch mit dem Kasseler
Johann Melander. Die Altersangabe bei seinem Tode spricht nicht dagegen (s. u.). In
späteren Jahren finden wir ihn dort immer als Johann Milander (=Äpfelmann). Diese
Namensänderung muß mit irgendwelchen Beziehungen zu der Familie Eppelmann in
Hadamar Zusammenhängen, denn ein Johann Milander von Hadamar hat dem Grafen
Johann dem Älteren von Nassau—Dillenburg, dem Bruder Wilhelms von Oranien, am
29. 11. 1592 600 Rthlr. und am 28. 1. 1593 nochmals 600 Gulden geliehen. In dem
Schuldschein hierüber, datiert Dillenburg 1. 2. 1594, nennt ihn Johann der Ältere „seinen
lieben besonderen Johann Milander von Hadamar, fürstlich-oranischen Sekretär“5).
Als Pfand erhält Johann Milander die Höfe zu Ellar, Dalheim und Zeutzheim mit
allen Rechten. Als das Geld nicht zurückgezahlt werden konnte, da „man in den
Niederlanden kein Geld empfangen hatte“, begab sich der Keller von Hadamar im
Januar 1594 zu Johann Milander und erreichte, daß das Geld dem Grafen gestundet
wurde. Dadurch stieg die Summe an auf 1200 Florin zu 15 Batzen, deren Zinsen (6011.)
jährlich aus der Kellerei zu Hadamar zu zahlen waren.
Für die Identität beider Johann Melander spricht, daß 1598 ein Neffe des hessischen
J. M. Professor der Hohen Schule zu Herborn (Siegen) war. Dieser Neffe namens Otto
Melander wurde 1571 zu Niederhone bei Eschwege geboren2). Nach einem erfolgreichen
Studium an der Universität Marburg bewarb er sich um eine Professur an dem vom
Grafen Philipp Ludwig II. von Hanau-Münzenberg in Hanau geplanten Gymnasium.
Dieser Graf war verheiratet mit Catharina Belgica, Tochter Wilhelms von Oranien.
Doch der Plan kam nicht zur Ausführung, und Otto Melander erhielt eine Professur an
der Hohen Schule zu Herborn, die Graf Johann der Ältere von Nassau-Dillenburg 1589
gegründet hatte6). Vielleicht hat der Onkel Johann Melander dabei mitgewirkt, daß er
die Professur bekam. Die Beziehungen, die also bezüglich Melander zwischen Hessen
und Nassau bestanden, lassen an der Identität der beiden Johann Me(i)lander nicht
zweifeln.
Nun taucht 1581 noch ein dritter Melander auf, der damals Amtmann des Junkers
Johann Klott zu Nordeln war. Diese Klott oder Clod waren ein altes, weitverzweigtes
westfälisches Adelsgeschlecht. Ein Zweig nannte sich Clod zu Nordeln, offenbar nach
einem Ort im Reg.-Bez. Arnsberg7). In einem Brief, datiert Gart 11. 4. 1581, bittet ein
Johann Melander den Vogt Jacob Huit zu Witzenhausen um dessen Unterstützung beim
Eintreiben von Zinsen von Hans Oderwalt zu Klein-Almerode bei Witzenhausen8). Diese
hessische Bekanntschaft läßt den Schluß zu, daß der Briefschreiber mit dem hessischen
*) Bei meinen Nachforschungen wurde ich in liebenswürdiger Weise unterstützt durch Frau
E. Prins vom Reichsarchiv in ’s-Gravenhage und Frl. Adriane Lüttger, Aachen; ihnen sei auch hier
herzlich gedankt. — 2) O. Hütteroth, Die althessischen Pfarrer der Reformationszeit (1953/58).
3) Staatsarchiv Marburg, 4b 29 Nr. 2.
4) ’s Rijks Geschiedkundige Publicatien, Resolutien van de Staten Generaal, Bd. 33ff.
5) Hauptstaatsarchiv Wiesbaden (zit.: HStAW) 171 G 854. 6) Das Werratal 1925 S. 4—5.
’) E. H. Kneschke, Neues allgem. deutsches Adelslexikon (1859—70); der Ort heißt aber Nordeln
und nicht Nardeln, wie Kn. angibt; vgl. Anm. 8.
8) Staatsarchiv Marburg, 17 e Witzenhausen Pak. 5; Gart ist ein kleiner Ort im Amt Iburg der
Landrostei Osnabrück (H. Rudolph, Ortslexikon von Deutschland, 1868).
 
Annotationen