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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Editor]
Nassauische Annalen: Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 74.1963

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Gensicke, Hellmuth: Zur nassauischen Ortsgeschichte: Fortsetzung der seit dem 63. Jahrgang (1952) laufenden Aufsatzserie einer quellenmäßigen Grundlegung ortsgeschichtlicher Forschung in Nassau$dDas Oberkirchspiel Westerburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.70354#0215
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Zur nassauischen Ortsgeschichte
Fortsetzung der seit dem 63. Jahrgang (1952) laufenden Aufsatzserie
einer quellenmäßigen Grundlegung ortsgeschichtlicher Forschung in Nassau
Das Oberkirclispiel Westerburg
(Hergenroth, Halbs, Hilse und Stahlhofen)
Von Hellmuth Gensicke
Die vom Gericht Gemünden dem Stift St. Severus zu Gemünden 1500 und 15011)
beschriebenen Grenzen des Bifangs greifen nach Nordwesten zum Hilsbach und zum
Oberlauf und Quellgebiet der Elb aus, wo hart südlich von Ailertchen die Elb selbst,
der Olbruch (Odenbruch), die Buchenstrut (Bubenstrut) und weiter nach Osten die
Heerstrut (Henerstrut) nördlich von Halbs als Grenzpunkte genannt werden. Im wei-
teren Verlauf zur Nister hin schließt diese Grenze die Gemarkungen Hellcnhahn und
Schellenberg ein2). Die Schöffen weisen zwar 1500 und 1504 St. Severus als Grundherren
und Westerburg als Schirmherren des Bifangs1). Das Stift ist jedoch sicher zu keiner
Zeit alleiniger Grundherr des Bezirkes gewesen, der sicher bereits vor der Gründung des
Stifts durch einzelne Siedlungen erschlossen war und nicht etwa als Rodungsbezirk dem
Stift bei seiner Gründung zugewiesen wurde. So konnte Udo, der Sohn des Grafen
Gebhard, 879 der Stiftung seines Vaters den im Bezirk des Bifangs gelegenen Wald
Werholz schenken3). In Gemünden erhielt das Stift 879 nur drei Huben, in Wengenroth
fünf, in der Wüstung Kaisberg bei Westerburg zwei Huben3). Diese sicher unbedenk-
lichen Nachrichten zeigen, daß das Stift keineswegs allen Grundbesitz im Bifang erhielt.
Im Norden des Bifangs erhielt das Stift ausdrücklich nur die Dörfer4) Winnen und Her-
genroth3), die sich im Besitz von Hörigen des Stifters befanden, und das kleinere als
Landgut oder Hof6) bezeichnete Hilse. Darüber hinaus wurde das Stift nur mit den
Zehnten im gesamten Bereich des Bifangs ausgestattet3). Der in der Gründungsurkunde
nicht ausdrücklich genannte Grundbesitz im Bifang blieb den Konradinern. So konnte
Kaiserin Agnes hier zwei Bauernhöfe, einen in der Wüstung Herschbach südlich von
Höhn und den anderen zu Hellenhahn, die sie von ihrem Gemahl Kaiser Heinrich III.
(1039—56) als Witwengut erhalten hatte, dem Stift Limburg schenken. Die Urkunde, in
der König Heinrich IV. 1062 dem Stift diese Schenkung bestätigt6), ist nach der Stif-
tungsurkunde von 879 die erste Nachricht über die Entwicklung der Besiedlung im
Norden des Bifangs. Dort waren die Herren von Westerburg 1438 seit alters Grund- und
Gerichtsherren zu Hellenhahn7), ebenso wie in der Vogtei des Stiftes Gemünden als
Rechtsnachfolger der Konradiner und ihrer Erben aus dem Königshaus der Salier, als
Edelvögte des Reichsgutes im Westerwald. Während Hergenroth und Hilse, wenn wir
der Stiftsurkunde von Gemünden auch darin glauben dürfen, zu dessen Gründungsgut
gehörten, lassen sich solche Rechte des Stifts in Stahlhofen und Halbs nicht nachweisen.
Schon der Name, vom mhd. „stadelhof“, Herrenhof, her zu deuten, weist Stahlhofen als
Adelshof aus. Die Bezeichnung war im 13. und 14. Jh. im Gebiet der mittleren Lahn für
freie Adelshöfe noch durchaus lebendig8). Solche Adelshöfe waren auch das wüste Stahl-
hofen bei Steinen9) und Stahlhofen bei Montabaur10). Bei Stahlhofen ist bereits 1270 der
*) II. W. Struck, Quellen zur Gesch. d. Klöster u. Stifte im Gebiet d. mittl. Lahn, II 1959 Nr. 855
a. Die dort als Anlage abgebildete Karte des 16. Jhs. ist als frühes Beispiel einer noch überaus
primitiven, schematischen Karte von Interesse. Sie ist jedoch für die Bestimmung der Grenz-
punkte völlig wertlos.
2) H. Gensicke, Zur älteren Geschichte von Hellenhahn und Schellenberg, in: 900 Jahre Hellen-
hahn—Schellenberg, 1962 S. 8 ff. — 3) Struck II Nr. 667. — 4) „villis“. — 5) „praedio“.
6) MG Dipl. H. IV. Nr. 81; Struck I 1956 Nr. 7. — 7) Struck II Nr. 751.
8) 1272 stadilhob zu Hochelheim (E. Wiese, Urk.-Buch d. Stadt Wetzlar I 1911 Nr. 174); 1292
wird einem Hof zu Nauborn die Freiheit der „curie militum, que stadilhobe vulgariter appellan-
tur“ verliehen (ebd. Nr. 362). Ähnliche Beispiele für Kinzenbach 1314, Großrechtenbach 1327,
Kirchgöns 1332, Burgsolms 1332 (ebd. Nr. 833, 1097, 1186, 1191, 1196).
9) Um 1300 Stahlhovin (Gensicke in: Nass. Ann. 66. Bd. 1955 S. 260).
10) 1387 Stadelhoben (Staatsarchiv Koblenz — zitiert StAK — 1 C 5 Nr. 612); noch 1551 II 21 zu
 
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