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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Editor]
Nassauische Annalen: Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 74.1963

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Gensicke, Hellmuth: Zur Geschichte des nassauischen Adels: Fortsetzung der seit dm 68. Jahrgang (1957) laufenden Aufsatzreihe$dDie von Irmtraut
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https://doi.org/10.11588/diglit.70354#0201
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Zur Geschichte des nassauischen Adels
Fortsetzung der seit dem 68. Jahrgang (1957) laufenden Aufsatzserie

Die von Irmtraut
Von Hellmuth Gensicke
Uber fünf Jahrhunderte hat neben den Herren von Westerburg und Grafen von
Jjeiningen-Westerburg in Westerburg das niederadlige Geschlecht von Irmtraut geblüht.
Noch steht am Westhang des Schlosses zu Westerburg der letzte Sitz des Geschlechts,
das Irmtrauter Vasallenhaus, der alte Burgsitz „in der Steinkaute“. Ein jüngerer Bau
des 16. Jhs. erhebt sich dort am Gemündener Tor1) an der Stelle des Burgsitzes der Fole
von Irmtraut, einer schon im 15. Jh. erloschenen Seitenlinie des Geschlechts. Noch
erinnert die Jahreszahl 1608 an die Bautätigkeit des Philipp Wolf von Irmtraut, der in
dem von den Frei von Dehrn ererbten Langwiesen als Wasserschlößchen den noch er-
haltenen rechteckigen Bau mit den dicken Rundtürmen an den vier Ecken und dem
Fachwerkobergeschoß2) von Grund aus neu errichten ließ3). Verschwunden sind jedoch
die Sitze des Geschlechts zu Irmtraut, Härtlingen, Lützelau, Vallendar und Dieblich,
uni nur einige zu nennen. Dagegen zeugt das Frauenwappen eines Allianzwappens von
1657 am Hof Westert noch heute von einem Anteil der von Irmtraut an diesem alten
Westerwälder Adelssitz. Echte zeitliche Querschnitte über den Besitz der einzelnen
Linien fehlen, da sich Archive der Familie nicht erhalten haben. Die aus vielen Einzel-
nachrichten gewonnene Besitzübersicht verzeichnet vorwiegend Besitz im Westerwald.
Der Streubesitz greift jedoch auch in den Nordtaunus, bis zum Rheingau, zur unteren
Mosel, zum Maifeld und zur Ahr aus. Häufig erscheinen Glieder des Geschlechts in
Diensten des Hochadels bei Fehden und später in Kriegsdiensten. Nur gelegentlich
haben einzelne als Amtmänner vor allem den kleinen Territorien der Nachbarschaft ge-
dient. Grablege des Geschlechts war ursprünglich die Stiftskirche zu Gemünden, wo
noch E. Wißmann um 1840 beim Altar einen schlichten, heute verschollenen Grabstein
der Familie sah, auf dem er irrig die Jahreszahl 997 las4 *). Grabsteine des Geschlechts
haben sich in Schönberg bei Möllingen6) und in Dieblich6) erhalten. Zuletzt soll die
Familie ihr Erbbegräbnis in der Ecke unter dem Glockenturm zu Westerburg gehabt
haben7). Eine Stammfolge des Geschlechts hat zuerst Humbracht gebracht8), dem dafür
außer spärlichen Notizen9) des Mainzer Domvikars Georg Helwich (j" 1632)10) zwei Fas-
sungen einer Irmtrautischen Genealogie zur Verfügung standen, von denen eine bald
nach 167111), die andere 16833) entstand. Eine dritte, stärker abweichende Fassung
wurde 1685 dem Nassau-Weilburger Lehnshof vorgelegt12). Diese Genealogien konnten
nur gelegentlich aus älterer Überlieferung schöpfen, da die Familie damals bereits durch
Plünderungen, Kriegsereignisse und Erbteilungen viel von ihren Urkunden und Papieren
verloren hatte12). So sind diese Genealogien und danach auch Humbracht bis ins 16. Jh.
hinein überaus unzuverlässig. Für das späte 16. und 17. Jh. verdienten diese Familien-
traditionen jedoch durchaus Vertrauen. Die ersten Anfänge der Familie hat bereits
K. H. May aufgehellt13). Gegen Sauer14), der den Heinrich Vogt von Westerburg von um
B Vgl. G. Dehio, E. Gall, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Südl. Hessen, 1950 S. 112.
2) Ebd. S. 213. — 3) Irmtrautische Genealogie 1683, Staatsarchiv Darmstadt (zitiert StAD) Hdschr.
2901 V f. 205—207. — 4) E. Wissmann, Das Petermännchen, 1930 S. 8.
5) Dehio-Gall S. 214. Ahnenwappen: Irmtraut, Cleeberg, Ring von Gau-Bickelheim, Kolb von
Wassenach. Vgl. Anm. 137.
6) Ahnenwappen: Irmtraut. Mudersbach. Schönborn, Kronberg (H. E. Kubach, F. Michel,
H. Schnitzler, Die Kunstdenkmäler d. Landkreises Koblenz, 1944 S. 122).
7) J. Wagner, Die Regentenfamilie von Nassau-Hadamar, 2. Bd., 1863 S. 359.
8) J. M. Humbracht, Höchste Zierde Teutsch-Landes, 1707 Taf. 45.
8)~G.rHelwich fStAD Hdschr. 290 IV f. 208—209.
10) Geschichtsblätter f. d. mittelrhein. Bisthümer, 1. Bd., 1883/84 S. 8 u. 93ff.
u) StAD Hdschr.' 290 IV f. 201—203.
12) Hauptstaatsarchiv Wiesbaden (zitiert HStAW) 121 von Irmtraut.
13) K. H. May in: Nassovia 28. Jg. 1928 S. 138.
 
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