»r<r Römischer Merthümer, Zweyter Abschnitt,
gezierten Tragbette in öffentlichen Umgängen herum; und darneben einen Hund,
der am Galgen hing: welche Cer-mome noch zu den Zeiten der Kaiser Newa und
Trajanus im Gebrauch war. Wie unterstand man sich also zu Rom, ein Thier
zu essen, das so geehrt und fast vergöttert wurde?
Um nun die Grundsätze der Römer mit ihren Handlungen einstimmig zu mas
chen, hat man gesaget, daß ihrs Ehrerbietung sich nicht aufs ganze Geschlecht der
Ganse überhaupt, sondern nur auf die Nachkommenschaft derer im Capitol sich er-
streckte. Von dieser ehrwürdigen Familie speiste man keine: dieses hätte eine
Entweyhung heiliger Sachen geheisen; aber andere steckte man, ohne sich ein Ge-
wissen daraus zu machen, an den Bratspieß. Andere hingegen sagen, daß die
Römer mit der Zeit die Erkenntlichkeit aus den Augen setzten, und der grosen
Wohlkhat gänzlich vergaffen. Gewiß ist es, daß lange vor des Plinius Zeiten,
die Ganse zu Rom in Menge gegessen wurden.
§. i6. Wir haben schon gesaget, daß die Gastmyen der Römer drey Trach-
ten hatten. Die erste bestand aus frischen Epern, aus Spargel, Oliven,
Austern und Salaten re. Den Spargel kochten sie, wie wrr itzt noch thun,
sehr wenig. Diese Kleinigkeit weis man aus einem Sprichwort, welches Au-
gustus an sich hatte: denn wenn er etwas recht geschwind gemacht haben wollte,
so sagte er astMMgo citius, d. i. noch geschwinder als man Spargel kochet.
In der andern Tracht kamen Speisen mit gewürzten Brühen, und Gebrate-
nes; und dazwischen allemal Fische: denn diese waren das Leidesten der Römer,
ohne die sie keine gute Mahlzeit zu halten geglaubt hätten.
In der dritten Tracht brachte man rohe und eingemachte Früchte, und alle
Leckereyen, die bey den Griechen MelOikta, bey den Römern dulciarm und
bellana hiesen. Es war gewöhnlich, sie auf eine andere Tafel aufzusetzenr
weswegen Virgilius sagt mensä gMta stcundä dona (d. i. die angenehmen
Gaben des andern Tisches).
§. 17. Die Sklaven, welche bey der Tafel aufwarteten, waren schön ge-
kleidet, und hatten Tellertücher wie Schürzen um. Hinter ihnen kam ein Vor-
schneider. Die am Schenktische besorgten den Wein, das warme und kalte Was-
ser, die Gefässe und Trinkgeschirre. Andere setzten die Gerichte in Ordnung;
noch andere fegten weg was etwan vom Tische fiel, und wischten ihn auch, nach
einer jeden Tracht, mit Schwämmen ab. Es waren auch Sklaven bestellt,
die nichts anders thaten, als daß sie mit grosen Federfächsrn die Lust bewegten
und dis Fliegen vertrieben.
§» I 8.
gezierten Tragbette in öffentlichen Umgängen herum; und darneben einen Hund,
der am Galgen hing: welche Cer-mome noch zu den Zeiten der Kaiser Newa und
Trajanus im Gebrauch war. Wie unterstand man sich also zu Rom, ein Thier
zu essen, das so geehrt und fast vergöttert wurde?
Um nun die Grundsätze der Römer mit ihren Handlungen einstimmig zu mas
chen, hat man gesaget, daß ihrs Ehrerbietung sich nicht aufs ganze Geschlecht der
Ganse überhaupt, sondern nur auf die Nachkommenschaft derer im Capitol sich er-
streckte. Von dieser ehrwürdigen Familie speiste man keine: dieses hätte eine
Entweyhung heiliger Sachen geheisen; aber andere steckte man, ohne sich ein Ge-
wissen daraus zu machen, an den Bratspieß. Andere hingegen sagen, daß die
Römer mit der Zeit die Erkenntlichkeit aus den Augen setzten, und der grosen
Wohlkhat gänzlich vergaffen. Gewiß ist es, daß lange vor des Plinius Zeiten,
die Ganse zu Rom in Menge gegessen wurden.
§. i6. Wir haben schon gesaget, daß die Gastmyen der Römer drey Trach-
ten hatten. Die erste bestand aus frischen Epern, aus Spargel, Oliven,
Austern und Salaten re. Den Spargel kochten sie, wie wrr itzt noch thun,
sehr wenig. Diese Kleinigkeit weis man aus einem Sprichwort, welches Au-
gustus an sich hatte: denn wenn er etwas recht geschwind gemacht haben wollte,
so sagte er astMMgo citius, d. i. noch geschwinder als man Spargel kochet.
In der andern Tracht kamen Speisen mit gewürzten Brühen, und Gebrate-
nes; und dazwischen allemal Fische: denn diese waren das Leidesten der Römer,
ohne die sie keine gute Mahlzeit zu halten geglaubt hätten.
In der dritten Tracht brachte man rohe und eingemachte Früchte, und alle
Leckereyen, die bey den Griechen MelOikta, bey den Römern dulciarm und
bellana hiesen. Es war gewöhnlich, sie auf eine andere Tafel aufzusetzenr
weswegen Virgilius sagt mensä gMta stcundä dona (d. i. die angenehmen
Gaben des andern Tisches).
§. 17. Die Sklaven, welche bey der Tafel aufwarteten, waren schön ge-
kleidet, und hatten Tellertücher wie Schürzen um. Hinter ihnen kam ein Vor-
schneider. Die am Schenktische besorgten den Wein, das warme und kalte Was-
ser, die Gefässe und Trinkgeschirre. Andere setzten die Gerichte in Ordnung;
noch andere fegten weg was etwan vom Tische fiel, und wischten ihn auch, nach
einer jeden Tracht, mit Schwämmen ab. Es waren auch Sklaven bestellt,
die nichts anders thaten, als daß sie mit grosen Federfächsrn die Lust bewegten
und dis Fliegen vertrieben.
§» I 8.