II. Capitel- Von der Bisdhauerkunst.
Becher schändliche Bilder schnitzten, so daß man auf gewisse Art nicht anders, als
durch Unflätereyen, trinken konnte; als ob uns die Trunkenheit, sagt er, nicht
schon an sich selbst genug zu Ausschweifungen verleitete, und man dieselbe noch
durch diese neuen Reizungen dazu antreiben müßte.
So gar die Dichter erklären sich auf das lebhafteste wider diese Unordnung.
Properz erstaunt, daß man der Schamhaftigkeit öffentlich Tempel auftichtete, da
man doch indessen in Privathäusern so unzüchtige Gemälde duldete, welche noch-
wendig das Gemüth der jungen Frauenzimmer verderben müssen; welche unter ei-
nem reizenden Vergnügen für die Augen, ein tödkliches Gift verbergen, das bis
in das Herz dringt, und welche öffentliche Lehrer zur Unzucht zu geben scheinen. Bey
unfern Vorfahren, sagt er, indem er seine Klagen beschließt, sah man diese unzüch-
tigen Figuren nicht; dis Wände ihrer Zimmer waren nicht mit unreinen Händen be-
malt; sie machten das Laster nicht so berühmt, und setzten es so zur Schau aus.
Wir haben gesehen, daß eine gewisse Stadt unter zwey Vildseulcn der Ve-
nus, die beyde von der Hand des Praxiteles waren, welches alles gesagt ist,
und wovon die eine bedeckt, die andere aber nackend war, die Wahl hatte. Sie
gab der erstem den Vorzug, ob sie gleich der Kunst nach, weit weniger schätzbarer, als
die andre gewesen, blos, weil sie der Bescheidenheit und der. Schamhaftigkeit gemäser
war. Was könnten wir, nach einem solchen Beyspiel mehr sagen! Wie schwer
haben wir es zu verantworten, wenn wir uns schämen, demselben nachzusolgen.
Zweytes Lapitel.
Von der Bildhauerkunst.
Inhalt.
tz. verschiedenen Künsten, welche alle unter der Bildhauerkunst begriffen werden.
2. Berühmte Bildhauer, welche sich in den alten Zeiten hervor gethan haben,
a) Phidias; d) Polyclet; c) Myron; <l) Lysippus; e) Praxiteles; t') Scopas.
Vildhauerey ist eine Kunst, welche durch Hülfe der Zeichnung und
der vesten Materie, diejenigen Dinge in der Natur nachahmt, welche
man mit Händen fühlen kann. Sie arbeitet im Holz, im Stein,
im Marmor, im Elfenbein, in verschiedenen Metallen, als im Gold, Silber,
G.d,R.2x, (Ss) Kupfer,
Becher schändliche Bilder schnitzten, so daß man auf gewisse Art nicht anders, als
durch Unflätereyen, trinken konnte; als ob uns die Trunkenheit, sagt er, nicht
schon an sich selbst genug zu Ausschweifungen verleitete, und man dieselbe noch
durch diese neuen Reizungen dazu antreiben müßte.
So gar die Dichter erklären sich auf das lebhafteste wider diese Unordnung.
Properz erstaunt, daß man der Schamhaftigkeit öffentlich Tempel auftichtete, da
man doch indessen in Privathäusern so unzüchtige Gemälde duldete, welche noch-
wendig das Gemüth der jungen Frauenzimmer verderben müssen; welche unter ei-
nem reizenden Vergnügen für die Augen, ein tödkliches Gift verbergen, das bis
in das Herz dringt, und welche öffentliche Lehrer zur Unzucht zu geben scheinen. Bey
unfern Vorfahren, sagt er, indem er seine Klagen beschließt, sah man diese unzüch-
tigen Figuren nicht; dis Wände ihrer Zimmer waren nicht mit unreinen Händen be-
malt; sie machten das Laster nicht so berühmt, und setzten es so zur Schau aus.
Wir haben gesehen, daß eine gewisse Stadt unter zwey Vildseulcn der Ve-
nus, die beyde von der Hand des Praxiteles waren, welches alles gesagt ist,
und wovon die eine bedeckt, die andere aber nackend war, die Wahl hatte. Sie
gab der erstem den Vorzug, ob sie gleich der Kunst nach, weit weniger schätzbarer, als
die andre gewesen, blos, weil sie der Bescheidenheit und der. Schamhaftigkeit gemäser
war. Was könnten wir, nach einem solchen Beyspiel mehr sagen! Wie schwer
haben wir es zu verantworten, wenn wir uns schämen, demselben nachzusolgen.
Zweytes Lapitel.
Von der Bildhauerkunst.
Inhalt.
tz. verschiedenen Künsten, welche alle unter der Bildhauerkunst begriffen werden.
2. Berühmte Bildhauer, welche sich in den alten Zeiten hervor gethan haben,
a) Phidias; d) Polyclet; c) Myron; <l) Lysippus; e) Praxiteles; t') Scopas.
Vildhauerey ist eine Kunst, welche durch Hülfe der Zeichnung und
der vesten Materie, diejenigen Dinge in der Natur nachahmt, welche
man mit Händen fühlen kann. Sie arbeitet im Holz, im Stein,
im Marmor, im Elfenbein, in verschiedenen Metallen, als im Gold, Silber,
G.d,R.2x, (Ss) Kupfer,