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Noack, Ferdinand
Eleusis: die baugeschichtliche Entwicklung des Heiligtumes ; Aufnahmen und Untersuchungen (Text) — Berlin, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.5217#0161

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j eg Berechnung der Einzelmaße der Ringhalle.

oder vielleicht besser so verteilen kann, daß das 2. und 13. Frontjoch noch Normalweite erhalten, wäh-
rend jedesmal das Eckjoch eine Verengerung auf (9,50 — 4,918 m) 4,582 m erfährt. Übertragen wir
diese Maße auf die beiden ersten Seitenjoche, so kommt auch dort die 3. Säule in die Fluchtlinie der
Wandstufe. Außerdem ließen sie sich auch durch die Proportionen des Triglyphenfrieses kontrollieren.
Denn das Eckjoch muß zu diesem in einem einleuchtenden Verhältnis stehen, d. h. das Gebälk über
dem Eckjoch von der vorletzten Säulenachse bis zur Gebälkkante muß gleich dem Gebälke eines
Normaljoches und einer halben Triglyphe sein.

Nun entspricht die normale Achsweite je zwei Triglyphen und zwei Metopen, die halbe also
einer Triglyphe und einer Metope, die sich am Parthenon und anderen Tempeln des V. Jahrhunderts
in der Breite wie 2 : 3 verhalten. Hiernach kommen in unserer Ringhalle von der halben Achsweite
= 2,475 m 2/ 5 s= 0,984 m auf die Triglyphenbreite und 3/5 = 1,476 m auf diejenige der Metopen. Das
Gebälk über dem Eckjoch muß demnach außer dem Zweifachen der Triglyphen- und Metopenbreite
= (Normaljoch) noch eine halbe Triglyphenbreite enthalten haben, d. h. 2 X 1,476 + 2 x 0,984 = 4,918
+ 0,492, muß also 5,41 m lang gewesen sein. Wird dieses Gebälkmaß über dem Eckjoch eingesetzt,
so findet sich auch eine fast kanonische Lagerung der vordersten Triglyphe über der Ecksäule, die der
am Parthenon außerordentlich gleicht (Collignon-Boiss. Taf. 21): man darf den Rücksprung der Eck-
triglyphe hinter die Kante des Kapitellabakus mit rund 0,23 m einsetzen I), so daß diese Kante von der
vorletzten Säulenachse (5,41 + 0,23 =) 5,64 m absteht. Im Stylobat entspricht die Gesamtlänge von
kontrahiertem Eckjoch und äußerem Säulenhalbmesser mit (4,583 + ca. 1,10 =) 5,683 m fast genau.
Das Lot von der Abakuskante hängt nur 4,3 cm innerhalb der Stylobatflucht. Auch die Lotlinie von der
Triglyphenkante liegt zunächst oben, völlig richtig, außerhalb des Säulenkörpers und trifft auf ihn nur
wenig tiefer als dort, d. h. etwas unterhalb des mittleren Durchmessers (2 m). Endlich werden Architrav
und Fries gleich hoch, nach dem Verhältnis von Triglyphenbreite zu Epistylhöhe =3:5, also zu 1,65 m
Höhe einzustellen sein. So paßt die ganze, wenn auch nur theoretisch gewonnene, errechnete Sym-
metrie so sehr zu den klassischen Bauten dieser Zeit, insbesondere dem größten Werke des Meisters
selbst, daß mit dem zugrunde gelegten Normaljoche von 4,918 m annähernd das Richtige getroffen
sein dürfte.

Die Seitenptera können, da Gleichheit der Achsweiten auf Front und Seiten gefordert wird,
nicht weniger als acht, das wäre die Hälfte der Frontzahl, nicht mehr als neun Joche enthalten haben.
Eine Rücksicht auf die Portale kommt auch auf den Seiten nicht in Frage. Das 9. Joch ist darum
nicht ganz außer Zweifel, weil es, wenigstens auf der N-Seite, schon allzusehr aus den Felsmassen
hätte herausgesprengt werden müssen. Andererseits wird für die beiden Antenwände A und B bei den
Treppen (Taf. 9) doch gleiche Länge vorgesehen gewesen sein.

Bei der großen Breite kommen auch für das Pteron nur hölzerne Deckenbalken in Betracht.
Hier ruft aber die Frage des Gebälkabschlusses am oberen Treppenende und die Schwierigkeiten, die
sich dabei ergeben, gleich die andere hervor, ob hier überhaupt schon ein Abschluß war. Das führt
uns auf die Rückseite des Baues.

Die große Felsterrasse ist 14—14,5 m breit. Ihre Rückwand war trotz aller Risse und Spalten
senkrecht abgeglättet und noch an der höchsten, 4 m hohen Stelle durch Quaderwerk auf gehöht Dieses

«) Am Parthenon etwa 17 cm, hier (durch Versuchszeichnung gewonnen) ca. 23 cm; der Architrav tritt (ebenso wie
am Olymp. Zeustempel und in Aegina) an Parthenon, Propyläen und Theseion nicht vor die Triglyphenflucht vor (Parthenon:
Collignon-Boiss. Taf. 21, 42, Egle-Fiechter 18, 19; Propyläen: Bohn, Prop. Taf. XI, XIII; Theseion: Mauch-Borrmann 7; Aegina:
Furtwängler-Fiechter Taf. 33; Zeustempel: Olympia II Taf. XIV; Poseidon-Paestum: Koldewey-Puchstein S. 29).
 
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