Die Anfänge der kritischen Geschichtswissenschaft
am Oberrhein:
Carl George Dümge und Franz Joseph Mone
VON HANSMARTIN SCHWARZMAIER
Die Namen der beiden Gelehrten im Titel dieses Beitrags führen in die Anfangszeit der
Monumenta Germaniae Historica, wenn auch in ganz unterschiedlichem Zusammenhang.
Karl Georg Dümge aus Heidelberg (1772—1845)1, seit 1811 Heidelberger Professor, spä-
ter Karlsruher Archivar, sollte der erste Sekretär der »Gesellschaft für ältere deutsche Ge-
schichtskunde« werden, erlag jedoch über der Größe der ihm gestellten Aufgabe, Franz
Joseph Mone aus Mingolsheim (1796-1871)2, auch er schon in jungen Jahren in Heidel-
berg habilitiert, Professor in Löwen, Bibliotheksdirektor in Heidelberg und später Di-
rektor des Karlsruher Generallandesarchivs, leistete dem Alteren zunächst wertvolle Zu-
arbeit und begleitete ihn auf Forschungsreisen, ging dann jedoch seine eigenen Wege und
wurde als Quelleneditor zum Einzelkämpfer. Beide, Dümge und Mone, sind aufs engste
mit der badischen Geschichte verbunden, Ersterer durch die Regesta Badensia, die erste
systematische Sammlung der ältesten Urkunden zur badischen Geschichte3, Letzterer un-
ter anderem als der Herausgeber der »Quellensammlung zur badischen Landesge-
schichte«, in der er die chronikalischen Quellen des Mittelalters und der frühen Neuzeit
aus seiner Wissenschafts- und Berufswelt, dem Oberrheingebiet veröffentlichte4. Über die
Unterschiedlichkeit ihrer Arbeitsweise wird noch zu sprechen sein. Doch in dem bereits
Gesagten liegt ein merkwürdiger Gegensatz, der für die Forschung an den Quellen in der
ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts charakteristisch ist und dem wir uns zu widmen haben.
Würde man ihn auf das Gegensatzpaar »Landesgeschichte und Reichsgeschichte« bringen,
so liegt darin ein Anachronismus, der sich auch dann nicht völlig auflösen läßt, wenn man
1 M. Klein, Aus den Anfängen der »Monumenta Germaniae Historica«: Karl Georg Dümge
(1772-1845) in Berichten und Selbstzeugnissen, in: ZGO 140 (1992), S. 221-265. Verzeichnis der Ar-
beiten Dümges ebda S. 232-257. Hierzu vgl. die Handschrift GLA Karlsruhe 65/710, beschrieben
von M. Klein, Die Handschriften 65/1-1200 im Generallandesarchiv Karlsruhe, Wiesbaden 1987, S.
251f. Dienerakten Dümges GLA 76/1715-1718; Nachlaßteile Strasbourg, Bibi. Nationale Cod.
2501-2502.
2 NDB 18 (1997), S. 32f. (H. Schwarzmaier), mit weiteren Literaturangaben, insbesondere G.
Haselier, Franz Joseph Mone, zur 100. Wiederkehr seines Todestages, in: Beitrr. zur Landeskunde.
Beil, zum Staatsanzeiger Baden-Württemberg, Juni 1971, S. 9-14; W. Messmer, Archivdirektor
Franz Joseph Mone und seine Zeit, Heidelberg 1989.
3 Carl George Dümge, Regesta Badensia. Urkunden des Grossherzoglich Badischen General-Lan-
des-Archives von den ältesten bis zum Schlüsse des zwölften Jahrhunderts, Carlsruhe 1836.
4 4 Bände, Karlsruhe 1845-1868.
am Oberrhein:
Carl George Dümge und Franz Joseph Mone
VON HANSMARTIN SCHWARZMAIER
Die Namen der beiden Gelehrten im Titel dieses Beitrags führen in die Anfangszeit der
Monumenta Germaniae Historica, wenn auch in ganz unterschiedlichem Zusammenhang.
Karl Georg Dümge aus Heidelberg (1772—1845)1, seit 1811 Heidelberger Professor, spä-
ter Karlsruher Archivar, sollte der erste Sekretär der »Gesellschaft für ältere deutsche Ge-
schichtskunde« werden, erlag jedoch über der Größe der ihm gestellten Aufgabe, Franz
Joseph Mone aus Mingolsheim (1796-1871)2, auch er schon in jungen Jahren in Heidel-
berg habilitiert, Professor in Löwen, Bibliotheksdirektor in Heidelberg und später Di-
rektor des Karlsruher Generallandesarchivs, leistete dem Alteren zunächst wertvolle Zu-
arbeit und begleitete ihn auf Forschungsreisen, ging dann jedoch seine eigenen Wege und
wurde als Quelleneditor zum Einzelkämpfer. Beide, Dümge und Mone, sind aufs engste
mit der badischen Geschichte verbunden, Ersterer durch die Regesta Badensia, die erste
systematische Sammlung der ältesten Urkunden zur badischen Geschichte3, Letzterer un-
ter anderem als der Herausgeber der »Quellensammlung zur badischen Landesge-
schichte«, in der er die chronikalischen Quellen des Mittelalters und der frühen Neuzeit
aus seiner Wissenschafts- und Berufswelt, dem Oberrheingebiet veröffentlichte4. Über die
Unterschiedlichkeit ihrer Arbeitsweise wird noch zu sprechen sein. Doch in dem bereits
Gesagten liegt ein merkwürdiger Gegensatz, der für die Forschung an den Quellen in der
ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts charakteristisch ist und dem wir uns zu widmen haben.
Würde man ihn auf das Gegensatzpaar »Landesgeschichte und Reichsgeschichte« bringen,
so liegt darin ein Anachronismus, der sich auch dann nicht völlig auflösen läßt, wenn man
1 M. Klein, Aus den Anfängen der »Monumenta Germaniae Historica«: Karl Georg Dümge
(1772-1845) in Berichten und Selbstzeugnissen, in: ZGO 140 (1992), S. 221-265. Verzeichnis der Ar-
beiten Dümges ebda S. 232-257. Hierzu vgl. die Handschrift GLA Karlsruhe 65/710, beschrieben
von M. Klein, Die Handschriften 65/1-1200 im Generallandesarchiv Karlsruhe, Wiesbaden 1987, S.
251f. Dienerakten Dümges GLA 76/1715-1718; Nachlaßteile Strasbourg, Bibi. Nationale Cod.
2501-2502.
2 NDB 18 (1997), S. 32f. (H. Schwarzmaier), mit weiteren Literaturangaben, insbesondere G.
Haselier, Franz Joseph Mone, zur 100. Wiederkehr seines Todestages, in: Beitrr. zur Landeskunde.
Beil, zum Staatsanzeiger Baden-Württemberg, Juni 1971, S. 9-14; W. Messmer, Archivdirektor
Franz Joseph Mone und seine Zeit, Heidelberg 1989.
3 Carl George Dümge, Regesta Badensia. Urkunden des Grossherzoglich Badischen General-Lan-
des-Archives von den ältesten bis zum Schlüsse des zwölften Jahrhunderts, Carlsruhe 1836.
4 4 Bände, Karlsruhe 1845-1868.