Von Weinbrenner bis Durm
Bauforschung und Denkmalpflege
VON JÜRGEN KRÜGER
Wer kennt nicht Friedrich Weinbrenner oder Heinrich Hübsch? Die Karlsruher Archi-
tekturschule gehört zu den großen Schulen des 19. Jahrhunderts in Deutschland und
trotzdem - abgesehen von den genannten Protagonisten - ist sie kaum bekannt. Außer-
dem ist sie relativ wenig erforscht, was angesichts der kaum gestörten Überlieferungs-
situation und einer gut funktionierenden Universität mit Architekturfakultät erstaunen
mag1.
Im Rahmen dieses Vortrags kann nicht die gesamte badische Architekturschule ab-
gehandelt werden; mit der Behandlung einiger Aspekte, die im Zusammenhang mit dem
Tagungsthema stehen, soll lediglich ein Bogen geschlagen werden, der die Bedeutung ein-
zelner Projekte hervorhebt und gleichzeitig wichtige Strukturen und badische Eigenent-
wicklungen stärker betont. Das Tagungsthema gibt dabei die wichtigsten Fragestellungen
vor: Erforschen - systematisches Erforschen? - der Vergangenheit und Bewahren dieser
Vergangenheit, also Denkmalpflegemaßnahmen. Dazu gehört, daß Denkmalpflege auch
den Stil von Neubauten mitbestimmen kann, im 19. Jahrhundert fast zwangsläufig tut.
1. Forschungs- und Bildungsreisen
Die Schulung der Baumeister fand, wie auch in den anderen Architekturschulen zu beob-
achten ist, einerseits in der heimischen Schule statt. Andererseits gehörten für die führen-
den Architekten ausgedehnte Reisen zu den klassischen Stätten der Architektur zum
Pflichtprogramm. Die hochgelobten Werke der wichtigsten Architekturtheoretiker konn-
ten nur an Ort und Stelle erfaßt und in ihrer Wirkung studiert werden. Die Reiseziele wa-
ren allgemein bekannt: Italien! Hier konnte man von griechischer Antike über römische
Monumentalarchitektur bis hin zu den Sakral- und Profanbauten eines Raffael, Miche-
1 Als wichtigste zentrale Archive sind zu nennen: das Generallandesarchiv Karlsruhe mit Akten
und Plänen für das gesamte Territorium des Großherzogtums Baden; das Institut für Baugeschichte
der Universität Karlsruhe (TH) bzw. das Südwestdeutsche Architekturarchiv mit wichtigen Bestän-
den vieler Architekten Badens; die kirchlichen Bauämter, und zwar Erzbischöfliche Bauämter in
Freiburg, Karlsruhe und Heidelberg mit reicher Überlieferung zu Bauten der Erzdiözese Freiburg,
und das Bauamt des Oberkirchenrats der Evangelischen Kirche in Baden, Karlsruhe, mit Beständen
zu Kirchenbauten des Gesamtterritoriums, soweit sie nicht bereits in das Erzbischöfliche Diözesan-
archiv (Freiburg) und das Landeskirchliche Archiv (Karlsruhe) übernommen wurden. Dazu kom-
men natürlich örtliche Überlieferungen in den städtischen oder sonstigen Archiven.
Bauforschung und Denkmalpflege
VON JÜRGEN KRÜGER
Wer kennt nicht Friedrich Weinbrenner oder Heinrich Hübsch? Die Karlsruher Archi-
tekturschule gehört zu den großen Schulen des 19. Jahrhunderts in Deutschland und
trotzdem - abgesehen von den genannten Protagonisten - ist sie kaum bekannt. Außer-
dem ist sie relativ wenig erforscht, was angesichts der kaum gestörten Überlieferungs-
situation und einer gut funktionierenden Universität mit Architekturfakultät erstaunen
mag1.
Im Rahmen dieses Vortrags kann nicht die gesamte badische Architekturschule ab-
gehandelt werden; mit der Behandlung einiger Aspekte, die im Zusammenhang mit dem
Tagungsthema stehen, soll lediglich ein Bogen geschlagen werden, der die Bedeutung ein-
zelner Projekte hervorhebt und gleichzeitig wichtige Strukturen und badische Eigenent-
wicklungen stärker betont. Das Tagungsthema gibt dabei die wichtigsten Fragestellungen
vor: Erforschen - systematisches Erforschen? - der Vergangenheit und Bewahren dieser
Vergangenheit, also Denkmalpflegemaßnahmen. Dazu gehört, daß Denkmalpflege auch
den Stil von Neubauten mitbestimmen kann, im 19. Jahrhundert fast zwangsläufig tut.
1. Forschungs- und Bildungsreisen
Die Schulung der Baumeister fand, wie auch in den anderen Architekturschulen zu beob-
achten ist, einerseits in der heimischen Schule statt. Andererseits gehörten für die führen-
den Architekten ausgedehnte Reisen zu den klassischen Stätten der Architektur zum
Pflichtprogramm. Die hochgelobten Werke der wichtigsten Architekturtheoretiker konn-
ten nur an Ort und Stelle erfaßt und in ihrer Wirkung studiert werden. Die Reiseziele wa-
ren allgemein bekannt: Italien! Hier konnte man von griechischer Antike über römische
Monumentalarchitektur bis hin zu den Sakral- und Profanbauten eines Raffael, Miche-
1 Als wichtigste zentrale Archive sind zu nennen: das Generallandesarchiv Karlsruhe mit Akten
und Plänen für das gesamte Territorium des Großherzogtums Baden; das Institut für Baugeschichte
der Universität Karlsruhe (TH) bzw. das Südwestdeutsche Architekturarchiv mit wichtigen Bestän-
den vieler Architekten Badens; die kirchlichen Bauämter, und zwar Erzbischöfliche Bauämter in
Freiburg, Karlsruhe und Heidelberg mit reicher Überlieferung zu Bauten der Erzdiözese Freiburg,
und das Bauamt des Oberkirchenrats der Evangelischen Kirche in Baden, Karlsruhe, mit Beständen
zu Kirchenbauten des Gesamtterritoriums, soweit sie nicht bereits in das Erzbischöfliche Diözesan-
archiv (Freiburg) und das Landeskirchliche Archiv (Karlsruhe) übernommen wurden. Dazu kom-
men natürlich örtliche Überlieferungen in den städtischen oder sonstigen Archiven.