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DIE EINBAHNSTRASSE
VON ALFRED FLECHTHEIM

Ceux-lä seuls m’interessent profondement qui luttent contre leur €&poque et nagent ä contre-
courant. Andre Gide.

„Welch ungeheuer erhebendes Gefühl das sein muß, wenn es einem gelungen ist, einen
glänzenden Coup gemacht zu haben! Einem herabgekommenen Aristokraten, der einen
neuen Anzug brauchte, ein schwarz verkrustetes Breit abgehandelt, es gereinigt und einem
reichen Snob weiterverkauft zu haben, der meint, daß eine Sammlung und der Ruf, ein
Gönner der alten Kunst zu sein, ihm in der Gesellschaft emporhelfen werden — welch
toller rabelaisischer Spaß!”

Aldous Huxley in „Those Barren Leaves“ (Parallelen der Liebe).

„Das oberste Gesetz wird: Kunstwerke heranzuschaffen, die den Autoritäten gefallen, ge-
gebenenfalls Bilder so herzurichten, daß sie den Autoritäten gefallen.”
Hans Wendland in „Der deutsche Kunsthändler“; Kunst u. Künstler, Febr. 1930.

Les marchands ont du bon, quoi qu’on dise, depuis que les Medicis sont moris ...
Si le malheureux peinire etait oblige de courir apres l’amateur avant que l’amateur ne lui
coure aprıes, mais il serait mort de faim. Renoir.

I.

Alte Kunst ist in Deutschland hochgeschätzt, so hoch geschätzt, daß große Zeitungen wohl Kunstmarkt-
berichterstatter haben, aber keinen Kunstberichterstatter. Lebende Kunst ist verachtet und fristet ihr
Dasein mühevoll. Woher kommt das?

1. Dadurch, daß die sogenannten kultivierten Kreise in Deutschland sens unique sind. Außer der
Tilla Durieux, der Eckersberg und Willy Schäffers, der Aquarelle sammelt, hat kaum ein Schauspieler,
troiz der Star-Gagen, die manche bekommen, irgendeine meiner Ausstellungen besucht, oder gar mal was

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