erworben. Außer v. Sternberg ist noch nie ein Filmmensch bei mir gewesen — hie und da mal
Fritz Lang und Otto Gebühr. — Seit Carl Sternheim hat noch kein deutscher Dichter das Bedürfnis gehabt,
Kunst zu besitzen, mit Ausnahne von Zuckmayer, der sich neulich ein Bild des Negermalers Kalifala
Sidibe kaufte. Klemperer, Kurt Weill, Eisner sind die einzigen Musiker, die zu mir kommen, und —
Igor Strawinsky.
Wenn schon die deutschen „Kultivierten“ so wenig Interesse für bildende Kunst, insbesondere für
moderne Kunst haben, wie kann man dann Kunstinteresse erwarten von denjenigen, die sich von Aktien,
Autos, Juristerei, Zahnziehen und ähnlichen Dingen ernähren.
In Frankreich, und überhaupt im Ausland, ist es ganz anders. Wenn Andre Gide, Paul Morand, Eluard,
Giraudoux, Crevel usw. nach Berlin kommen, besuchen sie mich, sehen sich meine Bilder an (und
ebenso die Lanvin und die Chanel). Ernest Hemingway und Elmer Rice, der Dichter der „Straße“,
kauften sich Aquarelle von Klee. Tairoffs erster Besuch in Berlin gilt stets meinen Picassos. Tairoffs
Regiekunst steht auf der Höhe der Zeit; die der Berliner Regisseure, die sich niemals um Kunst
kümmern, beweist, daß sie die Zeit nicht begriffen haben. Reinhardt, immer noch Berlins Bester,
konnte die Fledermaus und Hamsun, Vorkriegsstücke, gut herausbringen; beim Kaiser von Amerika,
der im Jahre 2000 spielt, versagt er. Phaea wird wohl am besten duıch das Privatkontor des Film-
diktators charakterisiert; so stellt sich der kleine Moritz das von Henry Ford vor. Ihering schreibt über
den neuen Sommernachtstraum: „Reinhardt wird tosend gerufen. Er verbeugt sich in der Maske Ludwig
Barnays.‘“ Bei der Krenek-Aufführung, für die Giorgio de Chirico die Dekorationen geschaffen hatte,
zeigie es sich, daß Berliner Musikkritiker den Namen dieses Malers noch niemals gehört hatten
und ihn für einen unlekannten Anfänger hielten.
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Fritz Lang und Otto Gebühr. — Seit Carl Sternheim hat noch kein deutscher Dichter das Bedürfnis gehabt,
Kunst zu besitzen, mit Ausnahne von Zuckmayer, der sich neulich ein Bild des Negermalers Kalifala
Sidibe kaufte. Klemperer, Kurt Weill, Eisner sind die einzigen Musiker, die zu mir kommen, und —
Igor Strawinsky.
Wenn schon die deutschen „Kultivierten“ so wenig Interesse für bildende Kunst, insbesondere für
moderne Kunst haben, wie kann man dann Kunstinteresse erwarten von denjenigen, die sich von Aktien,
Autos, Juristerei, Zahnziehen und ähnlichen Dingen ernähren.
In Frankreich, und überhaupt im Ausland, ist es ganz anders. Wenn Andre Gide, Paul Morand, Eluard,
Giraudoux, Crevel usw. nach Berlin kommen, besuchen sie mich, sehen sich meine Bilder an (und
ebenso die Lanvin und die Chanel). Ernest Hemingway und Elmer Rice, der Dichter der „Straße“,
kauften sich Aquarelle von Klee. Tairoffs erster Besuch in Berlin gilt stets meinen Picassos. Tairoffs
Regiekunst steht auf der Höhe der Zeit; die der Berliner Regisseure, die sich niemals um Kunst
kümmern, beweist, daß sie die Zeit nicht begriffen haben. Reinhardt, immer noch Berlins Bester,
konnte die Fledermaus und Hamsun, Vorkriegsstücke, gut herausbringen; beim Kaiser von Amerika,
der im Jahre 2000 spielt, versagt er. Phaea wird wohl am besten duıch das Privatkontor des Film-
diktators charakterisiert; so stellt sich der kleine Moritz das von Henry Ford vor. Ihering schreibt über
den neuen Sommernachtstraum: „Reinhardt wird tosend gerufen. Er verbeugt sich in der Maske Ludwig
Barnays.‘“ Bei der Krenek-Aufführung, für die Giorgio de Chirico die Dekorationen geschaffen hatte,
zeigie es sich, daß Berliner Musikkritiker den Namen dieses Malers noch niemals gehört hatten
und ihn für einen unlekannten Anfänger hielten.
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