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Ortloff, Hermann
Lüge, Fälschung, Betrug: theoretisch und practisch in drei Abtheilungen dargestellt (Band 1): Rationell und empirisch dargestellt — Jena, 1862

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https://doi.org/10.11588/diglit.19997#0073
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A. Lüge. §. 11. Die römische Auffassung. 57

S. 46 — 75. Derselbe, in den Abhandlungen ans dem Strafrecht, herausge-
geben von Gefsler, S. 119—167.

Neue Jahrbücher fiir sachsisches Strafrecht, IX. (1856), S. 316 — 324:
Zur Lehre vom Betrüge.

Mittermaie r, das Wesen des strafbaren Betrugs, erläutert durch die
Rechtssprüche der obersten Gerichte verschiedener Staaten mit Nachweisung der
Nothwendigkeit umfassender, bestimmter und strenger Strafgesetze, im Gerichts-
saal , 1858, S. 122 ff.

H. Ortloff, Lüge, Fälschung, Betrug, im Gerichtssaal, 1860, S. 56—72
und S. 81 — 123.

A. Die Lüge und Vorenthaltung der Wahrheit.

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1. Die römische Auffassung.

Der Römer machte einen Unterschied zwischen mendacium di-
cere, was eine Unwahrheil sagen, ohne von dieser Eigenschaft über-
zeugt zu sein, bedeutete, und mentiri, welches das bewufste und
gewollte Sagen von Unwahrheiten begriff, also so viel wie unser „Lü-
gen" bedeutele1). Durch das römische Recht zieht sich die Auf-
fassung, dal's die Lüge an sich keine strafbare Handlung sei und dafs
sie nur dann erst eine civilrechtliche Folge nach sich ziehe, wenn
sie Jemandem einen Nachtheil verursacht habe, und im Besonderen
eine Strafe, theils eine Privat- theils eine Criminalstrafe, wenn jene
Lüge nur dolose, d. h. in der Absicht, Jemandem zu schaden, ge-
sagt wurde. Im öffentlich-rechtlichen Verkehr galt die Lüge
wohl für schändlich2), aber sie wurde, wenn nicht Jemandem ein
Schade daraus erwuchs, und nicht nimia mentientis improbilas vor-
lag, nicht bestraft. In dem Tilel 22. des Codex lib. I. werden je-
doch Mafsregeln gegen Lügen getroffen, welche zur Unterstützung
von Bittgesuchen, besonders an den Kaiser, gebraucht werden: si
contra jus vel utilitatem publicam, vel per mendacium fuerit aliquid
postulalum vel impetratum. Die Lüge mag in narratione juris vel

1) Gellius, noct. att. XI. c. 11: Inter mendacium dicere, et mentiri
distat. Qui mentitur, ipse non fallitur, sed alterum fallere conatur: qui men-
dacium dicit, ipse fallitur. Item qui mentitur, fallit, quantum in se est; at
qui mendacium dicit, ipse non fallit, quantum in se est. Vergl. Cujacius in
Papin. ad L. ult. D. de publ. judic. (48, 1). Servius, comment. in Virgil.
Aeneid. II. 80. weist auf die Absicht hin, indem er sagt: vanus est, qui etiam
sine utilitate mentitur: mendax, qui etiam ad deeipiendum.

2) L. 8. C. de professorib. et medic. (10, 52).

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