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Overbeck, Johannes
Pompeji in seinen Gebäuden, Alterthümern und Kunstwerken: für Kunst- und Alterthumsfreunde — Leipzig: Engelmann, 1856

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https://doi.org/10.11588/diglit.73847#0038
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der Vesuv, Pompejis Lage, Heerstrassen in Campanien.

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Republik wie in denen des Kaiserreichs, und sind diejenigen Monumente,
welche uns neben den gewaltigen, oft viele Meilen langen Aquaeducten den
stärksten Begriff von der Grösse des römischen Reichs und seiner Verwaltung
zu geben geeignet sind. Diese Heerstrassen haben die sorgfältigste Construction,
welche man für den Strassenbau überhaupt anwenden kann. Sie besteht aus
drei Lagen; das Fundament, statumen, wurde gebildet durch eine mächtige
Lage grösserer durch Mörtel verbundener Steine; die mittlere Lage besteht
aus Kies oder kleineren Steinen, auch Scherben und Sand, rudera, bestimmt,
ein völlig ebenes Niveau zu bilden und, in einandergearbeitet und festgewalzt
wie unsere Chausseen, die oberste Lage, die eigentliche Fahrstrasse zu tragen,
welche aus grossen, wolrl in einander gefugten Steinplatten gebildet ist. Die so
hergestellte Fahrstrasse, agger, wurde in der Nähe von Städten zu beiden
Seiten mit Fusswegen (Trottoirs, margines) eingefasst, welche sich bis zu 10"
über das Niveau des agger erheben und durch Prellsteine, die in mässigen Ent-
fernungen von einander angebracht sind, geschützt werden. Die Erhebung
und glatte Einfassung der Fusswege durch behauene Steine bildet gegen den
flachgewölbten Rücken des agger die Rinnsteine oder Gossen, in welche das
Wasser von der Fahrstrasse abfliesst, um durch eigene in mässigen Zwischen-
räumen angebrachte Abzugsröhren unter den Trottoirs hindurch von der Strasse
ganz entfernt zu werden. In der Nähe Pompejis zeigt die Heerstrasse nicht
drei, sondern nur zwei Lagen, die zweite und dritte, indem der felsige Unter-
grund die Errichtung eigener Substructionen (statumina) unnöthig machte.
An der ganzen Länge der Hauptstrassen hin standen Meilenzeiger, milliaria,
sowie seit Augustus stationes und mansiones, Stationen und Einkehre für die
von ihm organisirten Postanstalten, während in der Nähe der Städte die Strassen
zu beiden Seiten mit Tempeln oder kleineren Heiligthümern, mit Villen und
mit Grabmählern eingefasst waren, welche letztere man unmittelbar vor dem
Thor anzubringen liebte, seitdem das Zwölftafelgesetz die Bestattung inner-
lialb der Stadtmauern verboten hatte. An den Seiten der Hauptstrassen vor
dem Thor schienen die Ruhestätten der Verstorbenen von dem Leben nicht
abgetrennt, und der lebhafte Verkehr, der sich hier bewegte, musste diesen
Ort als den wünschenswerthesten für die Denkmäler verdienter Bürger er-
scheinen lassen. Wie reich und aninuthig diese Einfassung der Hauptstrasse
war, werden wir bei der Gräberstrasse Pompejis kennen lernen, obgleich auch
diese nur ein schwaches Abbild des Glanzes und Geschmacks der Hauptstadt
bietet.
 
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