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II. Drittes Capitel.
Drittes Capitel.
Die öffentlichen Gebäude.
Erster Abschnitt.
Die Tempel und Capellen.
Bevor wir uns zur Betrachtung der pompejanischen Tempel und Capellen
wenden, müssen wir einige allgemeine Bemerkungen über Zweck und Bedeu-
tung, Anlage, Raumvertheilung und bauliche Construction in den verschie-
denen Erscheinungsformen der Tempel, sowie über den an sie geknüpften
Cultus voransenden, welche allein der Betrachtung der einzelnen Monumente
Interesse und Leben verleihen werden. Und zwar müssen wir hier von der
griechischen wie von der römischen Tempelanlage reden, nicht allein weil diese
in manchem Bezug aus jener hervorgegangen ist, sondern auch weil wir neben
der in allen Tempeln von Pompeji hervortretenden römischen Bauform in dem
s. g. Tempel des Hercules, der neben den Theatern auf dem Forum trianguläre
steht, ein Beispiel des griechischen Tempelbaus haben.
Der Gedanke, welcher der christlichen Kirche von Anfang an zu Grunde
liegt, ist, dass sie Bethaus, Versammlungsort der Gemeine sein soll. Es folgen
aus diesem einfachen Grundsatz die wichtigsten Consequenzen; denn es be-
greift sich, dass beim Wachsen der Gemeine auch der innere Raum der Kirche,
welche die Gemeine umfassen sollte, wachsen musste, so dass das Christen-
thum, als es zur anerkannten Geltung gelangte, zu seinen Cultzwecken die-
jenigen heidnischen Gebäude weihte, welche für die Aufnahme vieler Men-
schen bestimmt waren, nicht die Tempel, sondern die Markt- und Gerichts-
hallen, die Basiliken. Denn dass sich die ältesten Christen nicht etwa davor
scheuten, heidnische Tempel zu Häusern des Einen Gottes umzustempeln,
zeigen die nicht seltenen Fälle, wo dies wirklich geschehen ist und bei einer
kleinen Gemeine und verhältnissmässiger Grösse des Tempels geschehen
konnte. — Aus dem Raumbedürfniss der wachsenden Gemeine gehn auch
die Erweiterungen der Kirchen durch Hinausrücken der Wände und die Ver-
mehrung der inneren Schiffe und Pfeilerstellungen zum Tragen der Decke
hervor, aus diesem Bedürfniss der grösstmöglichen Raumumspannung ergiebt
sich die Einführung der Wölbung, kurz aus ihm erklärt sich fast die ganze
Grundform der christlichen Kirche. Aus dem Grundcharakter derselben als
Bethaus aber ergiebt sich andererseits, dass die Kirche wesentlich Innenbau
ist, d. h. dass sie den architektonischen und den mit diesem verbundenen bild-
nerischen und malerischen Schmuck wesentlich nach innen wendet, während
die Ausschmückung des Aeusseren verhältnissmässig spät nachfolgt und selbst
in der höchsten Leistung christlicher Kirchenbaukunst dem gothischen Dome
gegen den Schmuck des Innern zurücksteht.
II. Drittes Capitel.
Drittes Capitel.
Die öffentlichen Gebäude.
Erster Abschnitt.
Die Tempel und Capellen.
Bevor wir uns zur Betrachtung der pompejanischen Tempel und Capellen
wenden, müssen wir einige allgemeine Bemerkungen über Zweck und Bedeu-
tung, Anlage, Raumvertheilung und bauliche Construction in den verschie-
denen Erscheinungsformen der Tempel, sowie über den an sie geknüpften
Cultus voransenden, welche allein der Betrachtung der einzelnen Monumente
Interesse und Leben verleihen werden. Und zwar müssen wir hier von der
griechischen wie von der römischen Tempelanlage reden, nicht allein weil diese
in manchem Bezug aus jener hervorgegangen ist, sondern auch weil wir neben
der in allen Tempeln von Pompeji hervortretenden römischen Bauform in dem
s. g. Tempel des Hercules, der neben den Theatern auf dem Forum trianguläre
steht, ein Beispiel des griechischen Tempelbaus haben.
Der Gedanke, welcher der christlichen Kirche von Anfang an zu Grunde
liegt, ist, dass sie Bethaus, Versammlungsort der Gemeine sein soll. Es folgen
aus diesem einfachen Grundsatz die wichtigsten Consequenzen; denn es be-
greift sich, dass beim Wachsen der Gemeine auch der innere Raum der Kirche,
welche die Gemeine umfassen sollte, wachsen musste, so dass das Christen-
thum, als es zur anerkannten Geltung gelangte, zu seinen Cultzwecken die-
jenigen heidnischen Gebäude weihte, welche für die Aufnahme vieler Men-
schen bestimmt waren, nicht die Tempel, sondern die Markt- und Gerichts-
hallen, die Basiliken. Denn dass sich die ältesten Christen nicht etwa davor
scheuten, heidnische Tempel zu Häusern des Einen Gottes umzustempeln,
zeigen die nicht seltenen Fälle, wo dies wirklich geschehen ist und bei einer
kleinen Gemeine und verhältnissmässiger Grösse des Tempels geschehen
konnte. — Aus dem Raumbedürfniss der wachsenden Gemeine gehn auch
die Erweiterungen der Kirchen durch Hinausrücken der Wände und die Ver-
mehrung der inneren Schiffe und Pfeilerstellungen zum Tragen der Decke
hervor, aus diesem Bedürfniss der grösstmöglichen Raumumspannung ergiebt
sich die Einführung der Wölbung, kurz aus ihm erklärt sich fast die ganze
Grundform der christlichen Kirche. Aus dem Grundcharakter derselben als
Bethaus aber ergiebt sich andererseits, dass die Kirche wesentlich Innenbau
ist, d. h. dass sie den architektonischen und den mit diesem verbundenen bild-
nerischen und malerischen Schmuck wesentlich nach innen wendet, während
die Ausschmückung des Aeusseren verhältnissmässig spät nachfolgt und selbst
in der höchsten Leistung christlicher Kirchenbaukunst dem gothischen Dome
gegen den Schmuck des Innern zurücksteht.