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Overbeck, Johannes
Pompeji in seinen Gebäuden, Alterthümern und Kunstwerken: für Kunst- und Alterthumsfreunde — Leipzig: Engelmann, 1856

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https://doi.org/10.11588/diglit.73847#0048
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Die Verschüttung Pompejis.

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gebrannt, enthalte Feuerkrater, und sei erloschen, nachdem ihm der
Stoffausgegangen. Vielleicht ist grade das der Grund der ihn umgebenden
Fruchtbarkeit, wie man sagt, dass bei Katana die Gegend so vorzüglichen Wein
hervorbringe, seitdem ein Theil derselben mit der vom Aetna ausgeworfenen
Asche bedeckt ist.« —
Ueber den Ausbruch des Vesuv ist es von Interesse, wenigstens die auf
dies Naturereigniss bezüglichen Stellen der Briefe des jüngeren Plinius zu
lesen, welche freilich nicht Pompejis Untergang, sondern den Tod des älteren
Plinius und die Begebenheiten in und um Misenum zum Hauptgegenstande
haben. Ohne die in allen Sprachen oft abgedruckten Briefe*) hier nochmals
ganz zu wiederholen, ziehen wir die den Vesuvausbruch betreffenden Stellen
aus. »Am 24. August gegen 1 Uhr Nachmittags (nach unserer Tagesrechnung)
machte meine Mutter ihn (meinen Oheim, den älteren Plinius) auf eine
Wolke aufmerksam, welche von sehr eigenthümlicher Gestalt und Grösse
erschien.... Er stand alsbald auf und begab sich auf eine Höhe, von der man
die sehr ausserordentliche Erscheinung genauer übersehn konnte. Es war da-
mals in dieser Entfernung nicht möglich, zu entscheiden, von welchem Berge
diese Wolke aufsteige, später fand es sich, dass sie sich vom Vesuv erhebe.
Ich kann keine genauere Beschreibung ihrer Gestalt geben, als indem ich sie
mit der eines Fichtenbaums vergleiche, denn sie schoss zu einer bedeutenden
Höhe grade und glatt empor wie ein Stamm, welcher sich an der Spitze in
Zweige auszubreiten schien. Entweder wurde, meiner Ansicht nach, die Wolke
durch einen plötzlichen Windstoss emporgetrieben, der nach oben hin abnahni,
oder das Gewicht der Wolke selbst drückte sie wieder abwärts, so dass sie sich
in der angegebenen Weise ausbreitete. Sie erschien bald glänzend, bald dunkel
und gefleckt, so wie sie mehr oder weniger mit Erde und Asche erfüllt war.«
Darauf folgen die Angaben über das, was der ältere Plinius zur Rettung seiner
Freunde unternahm, welche nahe am Fusse des Vesuv wohnend, der dringend-
sten Gefahr ausgesetzt waren, und welche er zur See zu retten hoffte, wobei
der dicker werdende und mit Bimsteinstücken und glühenden Steinen unter-
mischte Aschenregen in sein Schiff stürzte, wobei ein Schwanken der See,
welche sich von den Ufern zurückzuziehen drohte und mächtige Felsblöcke,
die vom Vesuv herabrollten, seine Gefahr vergrösserten. »Mittlerweile,« fährt
der Briefsteller fort, »flammte der Ausbruch des Vesuv an verschiedenen Orten
mit vermehrter Heftigkeit empor, und die eingetretene nachtgleiche Finster-
niss trug dazu bei, alle Schrecken sichtbarer zu machen und zu erhöhen.« In
dem zweiten Briefe wird noch Folgendes erwähnt, was für uns Interesse bietet.
»Schon mehre Tage vor dem Ausbruch hatten verschiedene Erdstösse stattge-
funden, die aber wenig beachtet wurden, da sie in Campanien äusserst ge-
wöhnlich sind; in der Nacht aber nach dem Ausbruch waren sie so besonders

*) Plin. Epist. VI. 16. 20.
 
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