VI
Vorwort.
Was jene, die Vollständigkeit anlangt, so wird vielleicht ein der Sache
weniger Kundiger auf den ersten Blick die Berücksichtigung der Archi-
tektur vermissen; der Fachmann aber wird ihm leicht begreiflich machen,
dass, während für die Geschichte der Malerei die Schriftquellen die so gut
wie allein vorhandenen sind, und die aus den Schriftquellen allein ent-
nommene Geschichte der Plastik wohl lückenhaft, dennoch aber in der
Hauptsache richtig erscheint, eine Geschichte der Architektur aus den
schriftlichen Nachrichten der Alten allein ganz und gar nicht geschrieben
werden kann, weswegen z. B. auch Brunn, welcher die Bildhauerund
Maler geschichtlich behandelt und die Toreuten so hätte behandeln
können, von den Architekten nach einer kurz zusammenfassenden Ueber-
sicht über die Baugeschichte, nur ein alphabetisch geordnetes Verzeich-
niss giebt. Ein solches hier mit wörtlicher Anführung der Quellen wieder
abzudrucken schien nicht allein überflüssig, sondern bei der gebotenen
Verzichtleistung auf verbindendes und erläuterndes Raisonnement gradezu
unthunlich. Die Namen der zwei oder drei litterarisch bekannten Stein-
schneider und ein Verzeichniss der Vasenmalernamen wird Niemand
vermissen oder in einem Buche wie dieses — wenigstens nicht berechtig-
terweise — suchen.
Wenn dieses Buch hauptsächlich nach den Künstlern geordnet ist,
so konnte dies kaum anders sein, da sich an die Namen der Künstler
bekanntermassen fast Alles knüpft, was wir von kunsthistorischen Nach-
richten aus dem Alterthume besitzen; dennoch sollte kein blosser
Catalogus artificum gegeben werden, weswegen aufgenommen worden
ist was sich von historischen Notizen über Kunstwerke auch ausserhalb
des eben bezeichneten Kreises fand. Leider aber lässt sich die aller-
grösste Masse der zum Theil in sachlicher Hinsicht sehr interessanten
Nachrichten des Pausanias und einiger anderer Schriftsteller über Kunst-
werke historisch nicht verwerthen, da allermeistens nicht einmal die
Periode ihrer Entstehung im Allgemeinsten angegeben wird. In dem
bezeichneten Sinne habe ich nach Vollständigkeit gestrebt; dass ich sie
erreicht haben sollte bilde ich mir nicht ein, kann ich mir schon deshalb
nicht einbilden, weil sich mir selbst während der Arbeit und des Druckes
noch eine nicht unansehnliche Zahl von Nachträgen darbot. Deren Vor-
handensein beruht freilich nicht durchaus auf Uebersehen der jetzt erst
nachgetragenen Stellen — wie wäre dies z. B. mit den zwei plataiischen
Vorwort.
Was jene, die Vollständigkeit anlangt, so wird vielleicht ein der Sache
weniger Kundiger auf den ersten Blick die Berücksichtigung der Archi-
tektur vermissen; der Fachmann aber wird ihm leicht begreiflich machen,
dass, während für die Geschichte der Malerei die Schriftquellen die so gut
wie allein vorhandenen sind, und die aus den Schriftquellen allein ent-
nommene Geschichte der Plastik wohl lückenhaft, dennoch aber in der
Hauptsache richtig erscheint, eine Geschichte der Architektur aus den
schriftlichen Nachrichten der Alten allein ganz und gar nicht geschrieben
werden kann, weswegen z. B. auch Brunn, welcher die Bildhauerund
Maler geschichtlich behandelt und die Toreuten so hätte behandeln
können, von den Architekten nach einer kurz zusammenfassenden Ueber-
sicht über die Baugeschichte, nur ein alphabetisch geordnetes Verzeich-
niss giebt. Ein solches hier mit wörtlicher Anführung der Quellen wieder
abzudrucken schien nicht allein überflüssig, sondern bei der gebotenen
Verzichtleistung auf verbindendes und erläuterndes Raisonnement gradezu
unthunlich. Die Namen der zwei oder drei litterarisch bekannten Stein-
schneider und ein Verzeichniss der Vasenmalernamen wird Niemand
vermissen oder in einem Buche wie dieses — wenigstens nicht berechtig-
terweise — suchen.
Wenn dieses Buch hauptsächlich nach den Künstlern geordnet ist,
so konnte dies kaum anders sein, da sich an die Namen der Künstler
bekanntermassen fast Alles knüpft, was wir von kunsthistorischen Nach-
richten aus dem Alterthume besitzen; dennoch sollte kein blosser
Catalogus artificum gegeben werden, weswegen aufgenommen worden
ist was sich von historischen Notizen über Kunstwerke auch ausserhalb
des eben bezeichneten Kreises fand. Leider aber lässt sich die aller-
grösste Masse der zum Theil in sachlicher Hinsicht sehr interessanten
Nachrichten des Pausanias und einiger anderer Schriftsteller über Kunst-
werke historisch nicht verwerthen, da allermeistens nicht einmal die
Periode ihrer Entstehung im Allgemeinsten angegeben wird. In dem
bezeichneten Sinne habe ich nach Vollständigkeit gestrebt; dass ich sie
erreicht haben sollte bilde ich mir nicht ein, kann ich mir schon deshalb
nicht einbilden, weil sich mir selbst während der Arbeit und des Druckes
noch eine nicht unansehnliche Zahl von Nachträgen darbot. Deren Vor-
handensein beruht freilich nicht durchaus auf Uebersehen der jetzt erst
nachgetragenen Stellen — wie wäre dies z. B. mit den zwei plataiischen