Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die Quelle dev Hercules-Er Zahlung im deutschen Navvenschiff: Basilius Magnus 53

der Xenophontischen, daß man bisher an eine unmittelbare Beziehung
geglaubt hatx) und die einzige, freilich sehr wichtige Abweichung, näm-
lich die äußerst herbe Gestaltung der „Tugend“, auf einen selbständigen
Eingriff des Dichters zurückführte. Nun erinnern wir uns aber, daß unter
den antiken Redaktionen der Prodikosfabel eine war, die sich ebenfalls
durch einen besonders engen Anschluß an Xenophon auszeichnete, und
die dabei ebenfalls die „Tugend“ verhäßlichte: die des Basilius. Diese
ist in der Tat die Quelle der Brantischen Verse.

Brant.

„Herdes jn syner jugent gdacht
Wes wegs er doch woltt haben acht
Ob er der wollust noch wolt gan
Oderalleyn noch tugent stan,

In dem gedanck körnen zu jm
Zwo frowen, die er bald on stym
Erkant, an jrem wesen wol,

Die eyn, was aller wollust vol
Vnd hübsch geziert, mit reden susz
Grosz lust vnd freüd sie jm ver-
hiesz

Der end doch wer der dot mit we
Dar noch keyn freüd, noch wollust
me

Die ander sach bleich, sur, vnd
hert

Vnd hatt on freüd eyn ernst-
lich gfert

Die sprach, keyn wollust ich
verheisz

Keyn ruw, dann arbeit jn
dim schweisz
Von tugent zu der tugent gon
Dar vmb würt dir dann ewig Ion
Der selben ging do Herdes noch
Wollust, rüw, freüd er allzyt floch".

Basilius.

„Herculem, cum iste adolescens
esset, vestrae ferme aetatis, diu se-
cum multum dubitasse, utram viam
caperet, cum duas videret, unam
voluptatis, alteram virtutis; inter
ambigendum autem duas accessisse
matronas. Has vero esse et Virtu-
tem et Malitiam. Statim igitur,
etsi Mae silerent, manifestam-fuisse
diversitatem illarum. Videri enim
alteram accuratissime ornatam,
fluentem deliciis, et omnium vo-
luptatum examen post se trahen-
tem. Haec itaque omnia ostentan-
tem et multa etiam plura pollicen-
tem, secum trahere Herculem ten-
tavisse. Alteram vero asperam et
duram severeque intuentem talia e
contra dixisse: polliceri se nec vo-
luptatem aliquam nec quietem, sed
labores, pericula sudoresque infini-
tos terra marique tolerandos. Prae-
mium autem illorum fore (ut ille —
seil. Prodicus — aiebat) Deum
fieri. Et hanc demum Herculem
secutum fuisse.“1 2)

1) Zarncke a. a. O. S. 454: ,,es scheint uns unzweifelhaft zu sein, daß die Stelle des
Xenophon Brant vorlag“. Ähnlich denkt anscheinend auch Fränger a. a. O. S. 28.

2) Wir geben absichtlich nicht den griechischen Text, sondern die lateinische Über-
setzung des Leonardo Aretino, die im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts sehr häufig
gedruckt wurde (H. 2683—2693), zitiert nach Basilii Magni De legendis gentilium libris
oratio cum interpretatione genuina ... J. H. Maius . . . recensuit, Frankfurt 1713, S. 96.
 
Annotationen