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Das Herculesspiel des ,,Arvianotor“

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nymphus“ nach1) und schildert sodann in „Bildbeschreibung VII“,
die in der unvollendeten Zeichnung des gegenüberstehenden Blattes 7 v
illustriert werden sollte2), den Reigentanz und Rundgesang der Musen,
,,zu welchen Phoebus in die mensur des singes die harpffen sussiglich
beweget / zu grosserm eer lob vnnd breisz sind auch die drei gratiae
dobei / Aglea Thalia vnnd Euphrosine“. Der Rundgesang beginnt noch
auf dem gleichen Blatte, entwickelt sich aber zu unendlicher Länge, da er
in 18 Achtzeilern und einem fast zwei Seiten langen Abgesang das ganze
Leben und Sterben des Helden verherrlicht. (Schluß fol. 11 r unten.).3)

Mit fol. 11 v beginnt dann jener mit dem eigentlichen Hercules-Spiel
nur locker verbundene Teil, der als moralische Nutzanwendung oder, wenn
man will, als lehrhafter „Epilog“ des Ganzen aufzufassen ist — nicht
anders, nur ausführlicher, als die wohlmeinenden Mahnungen, mit denen
Hans Sachs sich von seinen Zuhörern zu verabschieden pflegt. Am Anfang
steht die „Bildbeschreibung VIII“: „Ein dotlicher mensch in der
gestalt des obersten Regirers (d. h. ein sterblicher Mensch in königlichem
Ornat): mit der piltnus des dots spilt im schach: bei im ein reyssende oer
(Uhr): auff welcher ein kopff eines gelepten menschen zukonfftig zeith
bedeuttent: aber der mensch entligt von dem dott uberwunden“. Das
Zwiegespräch zwischen diesen beiden ungleichen Schachspielern4) füllt

1) „Bindet dem uberwinder Augusti zeit O Muse
Sighaffte palm: vnd erfreuet euch ir Pierides

Knupffet den locken krentz wolrichender kreutter Ir Nymphe
Vnd singet nacheinander lob Ir Camene
Her körnen die beheiligte: Amphion: Lynus: vnd Orpheus
Entspringent die süssen gsang mit leichten fussen /

Van ligent vberwunden von der tugent die feintlich
Wollust: die flus Stygios begert zuzugon
Amphitrionides erfurchte laster hot uberwunden
Vnd ytz ist er ein mitgenosz in den obern Iouis“.

2) Abbildung bei Braun a. a. O., Tafel 28.

3) Geschildert werden dieselben Heldentaten wie in „Bildbeschreibung V“, nur daß
für die Besiegung des kretischen Stiers das Atlasabenteuer eingesetzt ist. Besonders ein-
dringlich die Schilderung des Todes auf dem Oeta.

4) Das Schachgedicht lautet:

3 „Kein zeith ich beit / schachmatt ich

sprich /

4 Kein alt noch venden fristen dich /

1 Kurtz ist die zeith lug für dich gnott /

2 Die stund ist ausz: dir nacht der dott /

27 Mag adel / gut / zucht / tugent zier /

28 Han frist vnnd ruw o dot vor dier /

29 Mit gleicher mosz an ruw vnd frist

30 Nym ich als das geboren ist /

5 Herre gott wie ist das spill so herb:

6 Begnad mein seel das nit Verderb /

19 Ach gott wo mit gont sie doch vmb

20 Die armen sambt den reichen

21 Seyt allt / vnd jung / schon / weisz / vnd

tu mb

22 Teglich von hinen schleichen /

23 Zeitliche lieb mit leid zergat /

24 War ich mich keer thw wenden /

25 So fund ich untreuw vnd den dat /

26 Die weit dut sich so enden /
 
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