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Stücke der Stirnseite und auf der rechten Seite ausgeführten Schmuck. Das Fries-
stück C (S. 71), das von einem symmetrischen Bauteil flammt, müßte darum die ent-
gegengesetzte Bearbeitung zeigen, also nur an der linken Seite und an einem kurzen
Stücke der Stirn ausgesührte Ornamente haben. Diese sind aber nun gerade an der rechten
Seite und an der ganzen Stirn ausgearbeitet.
Übrigens müßten auch die Treppen breiter angenommen werden, als Schrader
es getan hat, denn unter Berücksichtigung der Gesimsausladung ergibt sich bei der von
ihm angenommenen Treppenbreite von 1,50 nur eine Durchgangsbreite von etwa 0,50 m.
Das ist natürlich zu wenig.
Um nun seine Rekonstruktion mit der Stelle des Pausanias in Einklang zu bringen,
ordnete Schrader auf der Höhe des Kernbaues einen schmalen und langgestreckten
Aschenhaufen von rechteckiger Form an.
Daß die Gesamtgröße, die Schrader dem Opferaltar gab, wohl nicht oder nur
um ein geringes überschritten werden darf, wird ein Blick auf Taf. XV zeigen. Be-
rücksichtigt man nun, daß der für den Aschenaufbau verfügbare Platz durch die not-
wendige Verbreiterung der Treppen und die ringsum am Rande des Altars flehenden
Figuren noch mehr eingeschränkt wird, so ist ersichtlich, daß die für den Aschenhaufen
mögliche Größe eine im Verhältnis zur Gesamtanlage nur geringfügige gewesen sein
könnte. Die Frage nach der Gestalt des olympischen Zeusaltars ist noch nicht ganz
geklärt. Der auch von mir geteilten Ansicht, daß er auf einem runden oder sonstwie
gestalteten Unterbau aufgetürmt gewesen sei, tritt Puchstein in seiner Abhandlung im
Jahrbuche des Instituts 1896, S. 53 fs. mit einer Rekonstruktion entgegen, bei der er
annimmt, daß die von älteren Opferstätten gewonnene Asche nur als Füllung eines
von Mauern umschlossenen Hohlraumes gedient habe. Gegen diese Anordnung scheint
mir vieles zu sprechen, und, wenn man sie auf den pergamenischen Opferaltar über-
tragen will, die Beschaffenheit der Kranzgesimsstücke. Welche von beiden Rekonstruk-
tionsweisen man aber auch gelten läßt, in jedem Falle könnte beim pergamenischen
Altar die Asche nur ein geringer Bestandteil des Gesamtaufbaues gewesen sein. Beide
Anlagen wären ganz verschieden. Während beim olympischen Altar die Asche der
wesentlichste Bestandteil — auch räumlich — seines Aufbaues war, tritt beim perga-
menischen der Teil, der aus Asche bestanden haben kann, weit zurück gegen die
ganze, so reich gegliederte und mit verschwenderischer Skulpturenfülle geschmückte
Anlage.
Ich glaube darum, daß Pausanias mit dem zum Vergleich angezogenen einen
anderen Altar zu Pergamon gemeint hat als den unseren.
Auf eine Örtlichkeit, die einen Altar getragen haben könnte, hat Bohn im
dritten Vorberichte über die Ausgrabungen von Pergamon (Jahrbuch d. K. Preuß.
Kunstfamml. 1888, S. 32) hingewiesen, worauf auch Conze aufmerksam machte im
Jahrbuche des Instituts, Anzeiger S. 12. Es ist dies eine Kuppe nördlich des Traja-
neums, und benachbart den Palästen, die höchste Stelle des ganzen Stadtberges. Sie
 
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