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Zwilchen der zweiten und dritten Bauperiode scheint ein Zeitraum von Jahr-
hunderten zu liegen, nach dem erst die Erneuerung der gesamten äußeren Halle an
der Treppenseite sich vollzog. Alle hierhin gehörigen Architekturstücke, die Architrave,
Geisonblocke und Kassetten, haben als gemeinsames Kennzeichen schlechte, teilweise rohe
Arbeit, die Gesimsstücke auch veränderte Breitenmaße. Daß die Erneuerung wenigstens
an einer Seite bis auf die Stirnseiten der Wangen reichte, lehrt das auf S. 36 dargestellte
Eckstück b, das zum Unterschiede von allen anderen erhaltenen breiteren Gebälkstücken
alle charakteristischen Mängel der schmäleren Stücke aufweist. Ob diese, soweit wir
erkennen können, letzte größere Bautätigkeit am Altar mit der Prägung der Münze des
Septimius Severus zusammenhängt, deren Reversbild den Altar darsteilt, ist eine Frage,
deren Beantwortung zur Zeit noch versagt ist.
Der Name der Gottheit, welcher der große Prachtbau geweiht war, ist aus den
Bauresten nicht zu entnehmen. Die Bruchstücke der Weihinschrift schweigen hierzu
gänzlich. Andere literarische Zeugnisse, die man in dieser Frage unbedingt auf den
großen Altar beziehen müßte, sind noch nicht beigebracht. Auch von den Gruppen
des Gigantenkampfes ist keine so über die anderen herausgehoben, daß sie als Mittel-
punkt des ganzen Entwurfes erschiene. Zwar sind die Zeus- und Athenagruppe durch
die kraftvollste Komposition und durch ihre Anordnung gegenüber dem Zugange zum
Altarplatze ausgezeichnet, doch ist ihr Platz architektonisch nicht derart gekennzeichnet,
daß sich die Gruppe beherrschend aus dem Kampfgewühl hervorhöbe. Ob man also
den Altar dem Zeus oder mit Fränkel (Altertümer von Pergamon Bd. VIII Nr. 69) dem
Zeus und der Athena Nikephoros oder endlich mit Brückner (a. a. O.) »allen Göttern«
geweiht sein lassen soll, ist nach den Resten nicht zu entscheiden; nach ihnen ist alles
drei gleich möglich. Diese Frage muß also, wie noch manche andere auf den Altar
bezügliche, vorläufig ungelöst bleiben.
Und so schließen wir die architektonische Betrachtung des alten Wunderbaues,
der nach der Großartigkeit seines Entwurfes und der Durchführung seiner Einzelheiten
ein so wunderbares Zeugnis darstellt griechischen Hochsinnes und griechischer Kunst.
 
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