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Auf ganz besondere Weise hat neulich Brückner in einem Vortrage in der Berliner
Archäologischen Gesellschaft die Erbauungszeit des Altars festzulegen verssicht (Jahrbuch
des Instituts, Anzeiger 1904, S. 218 sf.). Er nimmt an, daß der Inhalt des von Strabo und
anderen überlieferten Königsmythos und der Entwurf der Szenen des kleinen Frieses am
Altar, der denselben Gegenstand darstellt, beeinssußt sei durch die politische Lage zur Zeit
des Altarbaues, daß man also die Regierungszeit Eumenes' II. und Attalos' II. auf eine
politische Konstellation untersuchen musse, bei der die Beschaffenheit der auswärtigen
Beziehungen des pergamenischen Staates mit der Art der Erwähnung der verschiedenen
Völker im Mythos und der Darstellungen des Frieses übereinstimme. Eine solche Uber-
einstimmung glaubt er in der politischen Lage während des Zeitraumes von 168 bis 159
gefunden zu haben, so daß als frühester Termin für die Konzeption des kleinen Altar-
frieses die Zeit nach 168 in Frage kommen könnte.
In eine sachliche Prüfung der Untersuchungen Brückners einzutreten, verbietet
sseh sür mich von selbst. Sind aber ihre Grundlagen und Ergebnisse zutresfend, so wird
man meines Erachtens seinen Schlußfolgerungen sseh kaum verschließen dürfen.
Was sseh aus den Resfen selbst über die Baugeschichte entnehmen läßt, ist
folgendes:
Drei Bauperioden sind sicher zu unterscheiden.
Die erste fällt in die Zeit der höchsten Blüte pergamenischer Baukunst. Aus ihr
slammt die Hauptmasse des Baues, das ganze Viereck der Gigantomachie und die äußere
Ringhalle mit den Hofmauern.
In der zweiten, nach nicht allzu großer Unterbrechung folgenden, wurden die
»Doppelsäulen« und die unvollendete innere Halle sowie das hinter den Außensäulen
herlaufende bankartige Postament hinzugefügt. Wann dies geschah, darüber mag es
gestattet sein, mit allem Vorbehalte eine Vermutung auszusprechen. Es ist ausfallend,
daß die den Hof umgebende innere Halle aus »Doppelsäulen« bestand, während eigentlich
nur die Stützen in der Hofvosderwand derartig ausgebildet zu sein brauchten. Die
Anten der »Doppelsäulen« bauten sseh auf aus Hoch- und Flachschichten, die Hofmauern
dagegen nicht. Nun zeigt die Stoa Attalos'IL in Athen sowohl Schichtenwechsel, wie
die Anten, als auch im oberen Geschoß an Stelle von Säulen »Doppelsäulen«, wo gar
keine nötig waren. Die zweigeschossige Halle im Athenabezirk zu Pergamon hat an
der entsprechenden Stelle Säulen. Daß bei beiden Bauten ohne zwingenden Grund
gleichartige außergewöhnliche Bauformen angewandt wurden, könnte nun immerhin
der Vorliebe desselben Architekten oder derselben Bauzeit für diese Formen entsprungen
sein, so daß Attalosstoa und innere Halle etwa gleichaltrig wären. Attalos II. hätte
dann zu vollenden gessieht, was sein Bruder Eumenes begann.
Über die Bauzeit des Opferaltars ist nur zu sagen, daß er der Arbeit nach aus
der allerbesten Zeit slammt. Auffallend ist, daß seine Werkstücke zum Unterschiede
von allen andern zum Altar gehörenden Resten keine Werkzeichen tragen.
Pergamon III, 1. 11
 
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