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Waldgrenze ^mehrere Stunden lang) von „gerißenem nnd geschrothenem
Holtz" einen Wildzann mit den erforderlichen Thoren nnd Schaltern
„ohne Behinderung derer berechtigten" anznbringen versprach.
Ein Jahrzehnt mag nun fraglicher Zaun genügt haben. Da
treten die alten Uebel und neue Klagen ans. Die Wildschweine brachen
hordenweise in die Felder ein nnd zerstörten Saat nnd Ernte. Oft
tonnte nicht so viel eingeheimst werden, als ansgesät wurde lind nicht selten
trat bittere Not ein. Mag es nun sein, daß man den fortwährenden
Klagen der armen Weidenthaler doch nicht recht traute, oder daß man
den Wildschweinen des Herrn Grafen nicht zu nahe treten wollte,
genug, die Weidenthaler mußten die Hilfe der Nnchbargemeinden in
Anspruch nehmen und sich den gehabten Schaden bescheinigen lassen.
So gingen sie denn thalabwärts und baten in Lambrecht nm freund-
nachbarliche Fürsprache. Sie fanden Gehör.
„Wir Beede," so lautet eine ausgenommene Bescheinigung,
„Reinlich Schultheiß Sigmund von St. Lambrecht nnd Schultheiß
Johannes Ott von Krebenhansen BeKennen hiermit, daß wir auf
begehreu schultheiß, Gericht und gantzcn Gemeind Wetzdenthal gebetten
worden, den Augenschein zu nehmen, wegen dein Wildpreth so der
Gemeind Weydenthal auf Limburger seith in ihren Früchten bisher
schaden zngefügt worden." Die Herren attestieren nun, „daß durch
das Wildpreth die helffte früchten Abgefressen und rninirt und daß
nicht möglich, das andere Theil, so noch würklich stehet, Einzu Ernden."
Der Schaden wird auf „Einhuudert fünfzig Gulden" tariert, eine für
jene Feit enorm hohe Summe.
„Kann man's auch dulden, daß die Bauern so raisonnieren
Das scheint der Gedanke des Herrn Grafen auf Borhalt der erneuten
Klagen gewesen zu sein. Denn er ließ durch die zur fürstl.-leining.
Regierung verordneten Director-, Hof- nnd Regierungsräte Hr. Hr.
Gerauer und Reubauer ein Gutachten verabfassen, in welchem die
Herren schließlich verlangen, bezw. bei dem Oberamte Neustadt bean-
tragen, „daß nunmehr besagte Gemeinde Wapdenthal mit ihrem für
Eiligen und ungegründeten beschwerdeführen ab- nnd zur Ruhe ver-
wiesen werde." Indes wiederholen sich die Klagen immer dringender.
Die Nnchbargemeinden stimmen mit ein in den Notschrei der übel ge-
plagten Weidenthaler und constatieren, „daß auo Forcht der Wildschweine
die Aker, welche Zur einsamen Berat!) waren, liegen blieben."
Ein treues Bild der damals herrschenden traurigen Zustände,
der grenzenlosen Not der armen llnterthauen nnd wie sie machtlos
dem scharenweise einbrechenden Wild gegenüberstanden, gibt ein an die
Regierung eingereichtes nnterthänigstes Gesuch der Weidenthaler in
welchem sie sagen: „daß unsre Wenige nnd besonders dermalsten
Thenreste Feld Früchte ein bejammernswürdiges Opfer des Wildpretts
abgeben müssen so daß, wenn diesem Verderblichen Unwesen nicht
schleunigst Vorgebengt wird, Menschen nnd Vieh dem Bittersten Hunger
nnd Mangel ausgesetzt werde." Übrigens scheinen diese Bitten und
Beschwerden wenig Erfolg gehabt zu haben. Die Weidenthaler jam-
merten nnd flehten dringend, die knrfürst. Regierung befahl schonend,
der Herr Graf gehorchte zögernd nnd die Wildschweine hausten ver-
heerend, unbekümmert nm altes Jammern nnd Befehlen. Es ist
darum begreiflich, daß die Hilferufe der „armen Thalnnterthanen," wie
die Weidenthaler sich nannten, in einer immer weniger gewählten, ja
vorwurfsvollen Sprache geführt wurden. Sie sagen: „ — — so
muß halt geschehen, daß nur Leiningische Schlachtopfer nnd Keine
Knrpfaltz nützliche nnterthanen fetzen." Das war deutlich. Der Wurm
krümmt sich, wenn er getreten wird. Den „armen Thalnnterthanen"
mußte es sehr wehe thnn, „wenn ihr paar stücker für weniges Korn
und Krundbeeren dem entbehrlichen Wild überlassen wurde und sie es
mit dem Rücken ansehen mußten." Darum gebe» sie dem Grafen und
der Regierung bittre Worten zu höreu, indem sie in einem Berichte
sagen: „Kein Gemüth, welches unsre witd Verwüstung Angesehen,
wird also unbarmherzig fein und nie bedenken, wie uns Zu Helffen,
Kein Gerechtes Gemüth wird dieses Großherrische nnver Antwortliche
betragen billigen Können." Man sieht hinter dieses Worten den trotzigen
Blick der ost vergebens nnd nngehört Bittenden, man sieht die zur
Selbsthilfe erhobene Haud. Noch ein Schritt wird versucht. Die
Güte und Gerechtigkeit des Fürsten wird angerufen, llnterm 3. April 1783
verfaßte der in Mannheim wohnende Anwalt Orth der Gemeinde
eine Bittschrift. Dieselbe besagt: „wie jämmerlich die ansehnlichsten
Distrikte der Gemarkung zngerichtet werden. Mvrgenweiß sind die
Äcker ganz nmwühlt, Kartoffeln und Rüben aus dem Grunde vertilgt
und oft in einer einzigen Nacht die saure 'Arbeit des armen Mannes
mit der Hoffnung des Künftigen Unterhaltes vereitelt. Man findet
sogar ganze Distrikte auf ofenem Felde, die dem Wild zum Sammel-
platz dienen, und wo solches sogar gepfercht." Das Schriftstück stellt
dann ferner in Aussicht, daß, wenn nicht bald und gründlich Abhilfe
getroffen wird, „die armen Untcrthanen ihre Häuser nnd Vermögen
im Stich lassen müssen, nm nicht Hungers zu sterben." Die Gemeinde
wollte ja gerne ihre 'Angaben und Beschwerden der strengsten Unter-
suchung nmerwerfen, ja „sie flehte darum fußfälligst in tiefster Ernie-
drigung verharrend."
Das Ivar doch wirklich eine traurige Zeit für Weidenthal, die
„gute, alte Zeit." Den Tag über schwere Arbeit, nm das steinige
Bergland zu bestellen, nachts umlagert von Herden Widschweinen, die
den Boden zerwühlten nnd alles verhereten. Am Tage saure Mühe
nnd Plage, nächtlich die Wache halten bei brennendem „Wildfener."
Im Frühjahr roden, graben nnd säen, im Herbste traurig leere
Felder. Sich selbst helfen durfte der Unterthan nicht; er mußte sich
sogar fürchten, daß Wild nur zu verjagen, da ihm Strafe, ja körper-
liche Mißhandlung drohte. Der Bauer war weniger als das Wild
und man hätte es ganz in der Ordnung gefunden, wenn er deni
Wilde gewichen, Hans und Hof verlassen nnd sein Brod anders wo
gesucht hätte. „Eine Mauer um uns baue" mag da wohl auch manches
Mütterlein gebetet haben. Die Maner kam. Das „Chnrpfälzische
Obriest-Jäger-Meister-Amt" erhielt Befehl, dem Forstmeister v. Bibiena
anfzugeben, daß er pflichtschnldigst Erkundigung einzuziehen habe, ob
die Weidenthaler Feldgemarkung dauerhaft geschützt sei, „nicht minder
in dem nicht umschlossen werden Könnenden Distrikt das Wild allenfalls
mittelst Treibjagens, worzu Ihnen gedachte Gemeinde Jedesmal die
erforderliche Mannschaft zn stellen hat, fleißig Hinwegschießen, bei)
widrigem unterlaß aber den derselben durch sein verschulden zn gehenden
Wildschaden ans eigenen Mitteln verglichen sole. Auch der Graf, jetzt
„Fürst" zn Lciningen, mußte für entstandenen Wildschaden anskommen.
Das half. Da der Schaden sehr beträchtlich war, durchschnittlich
über 200 fl. im Jahr, so versprach der Fürst eine Maner auf-
führen zu lassen. 'Allein die Ausführung ließ noch Jahre ans sich
warten, sogar dann noch, als die kurfürstliche Regierung dem Fürsten
einen „Darschuß" von 300 st verwilligte nnd einstiveilen Veranstaltung
zur Versertignng dieser Brauer anbefahl. Mag es dem Fürsten an
Geld oder gutem Willen gefehlt haben, er baute die Maner nicht. Ta
entzog ihm Karl Theodor die Vergünstigung, im Limbnrg-Dürkheimer
Wald frei zn jagen und zn schießen. Darob herrschte große Frende
bei den Thalnnterthanen zn Weidenthal. Sie konnten nun endlich frei
anfathmen, durften sich als knrpfälzische Bürger fühlen nnd hatten das
Glück, nicht „von den entbehrlichen Wildschweinen eines großherrischen
Nachbarn übel geplagt" zn werden. Sie konnten ans Hoffnnng säen,
durften ernten nnd sich ihrer Arbeit freuen. Wie wenig doch der
Brensch braucht, nm zufrieden nnd glücklich zu fein! Die Weidenthaler
jubelten, als sic vor den Wildschweinen das Vorrecht erhielten, die
Früchte ihrer Felder einhcimsen zn dürfen. Den Gefühlen ihres Dankes
gaben sie Ausdruck in einer direkt an den Kurfürsten gerichteten
Adresse (26. Jänner 1792.) Aber das gebrannte Kind hat eine stete
Furcht vor dem Feuer, lind darum mischt sich auch in diese Dankes-
worte die verzeihliche Furcht vor einem Umschläge der ihnen zuteil
gewordenen Gunst. Der Jubel der armen Bürger ist durchweht von
Seufzen nnd Klagen, die Dankesworte sind durchwoben von deutlich
erkennbarem Mißtrauen nnd an die Versicherung der unverbrüchlichsten
Treue klebt sich der stille Vorwurf über seitherige Vernachlässigung. —
Die Dank- und Bittschrift der Weidenthaler ist der laute Aufschrei
gepreßter Herzen. Unbill und harte Behandlung, langjähriges Elend
und erduldete „Willkürherrschaft eines fremden Joches" hat die armen
Bürger in ihren heiligsten Menschenrechten tief gekränkt. Sie erflehen
nnd nahmen es dankbar als Gnade an, wenn der eigne Landesvater
sie mitten im Frieden vor dem „schweren Drucke einer fremden Haud
schützet, gegen die ihre häufigen Klagen leider immer fruchtlos
bliebeu."
Eine Mauer wurde gebaut. Feld und Garten, Dorf und
Bürger wurden geschützt vor den Scharen des Wildes. Die Bürger
selbst haben bereitwillig und mit Vergnügen Steine getragen nnd
Handlangerdienste gethan nnd haben Elend nnd langes Leid in die
Maner vergraben.
Waldgrenze ^mehrere Stunden lang) von „gerißenem nnd geschrothenem
Holtz" einen Wildzann mit den erforderlichen Thoren nnd Schaltern
„ohne Behinderung derer berechtigten" anznbringen versprach.
Ein Jahrzehnt mag nun fraglicher Zaun genügt haben. Da
treten die alten Uebel und neue Klagen ans. Die Wildschweine brachen
hordenweise in die Felder ein nnd zerstörten Saat nnd Ernte. Oft
tonnte nicht so viel eingeheimst werden, als ansgesät wurde lind nicht selten
trat bittere Not ein. Mag es nun sein, daß man den fortwährenden
Klagen der armen Weidenthaler doch nicht recht traute, oder daß man
den Wildschweinen des Herrn Grafen nicht zu nahe treten wollte,
genug, die Weidenthaler mußten die Hilfe der Nnchbargemeinden in
Anspruch nehmen und sich den gehabten Schaden bescheinigen lassen.
So gingen sie denn thalabwärts und baten in Lambrecht nm freund-
nachbarliche Fürsprache. Sie fanden Gehör.
„Wir Beede," so lautet eine ausgenommene Bescheinigung,
„Reinlich Schultheiß Sigmund von St. Lambrecht nnd Schultheiß
Johannes Ott von Krebenhansen BeKennen hiermit, daß wir auf
begehreu schultheiß, Gericht und gantzcn Gemeind Wetzdenthal gebetten
worden, den Augenschein zu nehmen, wegen dein Wildpreth so der
Gemeind Weydenthal auf Limburger seith in ihren Früchten bisher
schaden zngefügt worden." Die Herren attestieren nun, „daß durch
das Wildpreth die helffte früchten Abgefressen und rninirt und daß
nicht möglich, das andere Theil, so noch würklich stehet, Einzu Ernden."
Der Schaden wird auf „Einhuudert fünfzig Gulden" tariert, eine für
jene Feit enorm hohe Summe.
„Kann man's auch dulden, daß die Bauern so raisonnieren
Das scheint der Gedanke des Herrn Grafen auf Borhalt der erneuten
Klagen gewesen zu sein. Denn er ließ durch die zur fürstl.-leining.
Regierung verordneten Director-, Hof- nnd Regierungsräte Hr. Hr.
Gerauer und Reubauer ein Gutachten verabfassen, in welchem die
Herren schließlich verlangen, bezw. bei dem Oberamte Neustadt bean-
tragen, „daß nunmehr besagte Gemeinde Wapdenthal mit ihrem für
Eiligen und ungegründeten beschwerdeführen ab- nnd zur Ruhe ver-
wiesen werde." Indes wiederholen sich die Klagen immer dringender.
Die Nnchbargemeinden stimmen mit ein in den Notschrei der übel ge-
plagten Weidenthaler und constatieren, „daß auo Forcht der Wildschweine
die Aker, welche Zur einsamen Berat!) waren, liegen blieben."
Ein treues Bild der damals herrschenden traurigen Zustände,
der grenzenlosen Not der armen llnterthauen nnd wie sie machtlos
dem scharenweise einbrechenden Wild gegenüberstanden, gibt ein an die
Regierung eingereichtes nnterthänigstes Gesuch der Weidenthaler in
welchem sie sagen: „daß unsre Wenige nnd besonders dermalsten
Thenreste Feld Früchte ein bejammernswürdiges Opfer des Wildpretts
abgeben müssen so daß, wenn diesem Verderblichen Unwesen nicht
schleunigst Vorgebengt wird, Menschen nnd Vieh dem Bittersten Hunger
nnd Mangel ausgesetzt werde." Übrigens scheinen diese Bitten und
Beschwerden wenig Erfolg gehabt zu haben. Die Weidenthaler jam-
merten nnd flehten dringend, die knrfürst. Regierung befahl schonend,
der Herr Graf gehorchte zögernd nnd die Wildschweine hausten ver-
heerend, unbekümmert nm altes Jammern nnd Befehlen. Es ist
darum begreiflich, daß die Hilferufe der „armen Thalnnterthanen," wie
die Weidenthaler sich nannten, in einer immer weniger gewählten, ja
vorwurfsvollen Sprache geführt wurden. Sie sagen: „ — — so
muß halt geschehen, daß nur Leiningische Schlachtopfer nnd Keine
Knrpfaltz nützliche nnterthanen fetzen." Das war deutlich. Der Wurm
krümmt sich, wenn er getreten wird. Den „armen Thalnnterthanen"
mußte es sehr wehe thnn, „wenn ihr paar stücker für weniges Korn
und Krundbeeren dem entbehrlichen Wild überlassen wurde und sie es
mit dem Rücken ansehen mußten." Darum gebe» sie dem Grafen und
der Regierung bittre Worten zu höreu, indem sie in einem Berichte
sagen: „Kein Gemüth, welches unsre witd Verwüstung Angesehen,
wird also unbarmherzig fein und nie bedenken, wie uns Zu Helffen,
Kein Gerechtes Gemüth wird dieses Großherrische nnver Antwortliche
betragen billigen Können." Man sieht hinter dieses Worten den trotzigen
Blick der ost vergebens nnd nngehört Bittenden, man sieht die zur
Selbsthilfe erhobene Haud. Noch ein Schritt wird versucht. Die
Güte und Gerechtigkeit des Fürsten wird angerufen, llnterm 3. April 1783
verfaßte der in Mannheim wohnende Anwalt Orth der Gemeinde
eine Bittschrift. Dieselbe besagt: „wie jämmerlich die ansehnlichsten
Distrikte der Gemarkung zngerichtet werden. Mvrgenweiß sind die
Äcker ganz nmwühlt, Kartoffeln und Rüben aus dem Grunde vertilgt
und oft in einer einzigen Nacht die saure 'Arbeit des armen Mannes
mit der Hoffnung des Künftigen Unterhaltes vereitelt. Man findet
sogar ganze Distrikte auf ofenem Felde, die dem Wild zum Sammel-
platz dienen, und wo solches sogar gepfercht." Das Schriftstück stellt
dann ferner in Aussicht, daß, wenn nicht bald und gründlich Abhilfe
getroffen wird, „die armen Untcrthanen ihre Häuser nnd Vermögen
im Stich lassen müssen, nm nicht Hungers zu sterben." Die Gemeinde
wollte ja gerne ihre 'Angaben und Beschwerden der strengsten Unter-
suchung nmerwerfen, ja „sie flehte darum fußfälligst in tiefster Ernie-
drigung verharrend."
Das Ivar doch wirklich eine traurige Zeit für Weidenthal, die
„gute, alte Zeit." Den Tag über schwere Arbeit, nm das steinige
Bergland zu bestellen, nachts umlagert von Herden Widschweinen, die
den Boden zerwühlten nnd alles verhereten. Am Tage saure Mühe
nnd Plage, nächtlich die Wache halten bei brennendem „Wildfener."
Im Frühjahr roden, graben nnd säen, im Herbste traurig leere
Felder. Sich selbst helfen durfte der Unterthan nicht; er mußte sich
sogar fürchten, daß Wild nur zu verjagen, da ihm Strafe, ja körper-
liche Mißhandlung drohte. Der Bauer war weniger als das Wild
und man hätte es ganz in der Ordnung gefunden, wenn er deni
Wilde gewichen, Hans und Hof verlassen nnd sein Brod anders wo
gesucht hätte. „Eine Mauer um uns baue" mag da wohl auch manches
Mütterlein gebetet haben. Die Maner kam. Das „Chnrpfälzische
Obriest-Jäger-Meister-Amt" erhielt Befehl, dem Forstmeister v. Bibiena
anfzugeben, daß er pflichtschnldigst Erkundigung einzuziehen habe, ob
die Weidenthaler Feldgemarkung dauerhaft geschützt sei, „nicht minder
in dem nicht umschlossen werden Könnenden Distrikt das Wild allenfalls
mittelst Treibjagens, worzu Ihnen gedachte Gemeinde Jedesmal die
erforderliche Mannschaft zn stellen hat, fleißig Hinwegschießen, bei)
widrigem unterlaß aber den derselben durch sein verschulden zn gehenden
Wildschaden ans eigenen Mitteln verglichen sole. Auch der Graf, jetzt
„Fürst" zn Lciningen, mußte für entstandenen Wildschaden anskommen.
Das half. Da der Schaden sehr beträchtlich war, durchschnittlich
über 200 fl. im Jahr, so versprach der Fürst eine Maner auf-
führen zu lassen. 'Allein die Ausführung ließ noch Jahre ans sich
warten, sogar dann noch, als die kurfürstliche Regierung dem Fürsten
einen „Darschuß" von 300 st verwilligte nnd einstiveilen Veranstaltung
zur Versertignng dieser Brauer anbefahl. Mag es dem Fürsten an
Geld oder gutem Willen gefehlt haben, er baute die Maner nicht. Ta
entzog ihm Karl Theodor die Vergünstigung, im Limbnrg-Dürkheimer
Wald frei zn jagen und zn schießen. Darob herrschte große Frende
bei den Thalnnterthanen zn Weidenthal. Sie konnten nun endlich frei
anfathmen, durften sich als knrpfälzische Bürger fühlen nnd hatten das
Glück, nicht „von den entbehrlichen Wildschweinen eines großherrischen
Nachbarn übel geplagt" zn werden. Sie konnten ans Hoffnnng säen,
durften ernten nnd sich ihrer Arbeit freuen. Wie wenig doch der
Brensch braucht, nm zufrieden nnd glücklich zu fein! Die Weidenthaler
jubelten, als sic vor den Wildschweinen das Vorrecht erhielten, die
Früchte ihrer Felder einhcimsen zn dürfen. Den Gefühlen ihres Dankes
gaben sie Ausdruck in einer direkt an den Kurfürsten gerichteten
Adresse (26. Jänner 1792.) Aber das gebrannte Kind hat eine stete
Furcht vor dem Feuer, lind darum mischt sich auch in diese Dankes-
worte die verzeihliche Furcht vor einem Umschläge der ihnen zuteil
gewordenen Gunst. Der Jubel der armen Bürger ist durchweht von
Seufzen nnd Klagen, die Dankesworte sind durchwoben von deutlich
erkennbarem Mißtrauen nnd an die Versicherung der unverbrüchlichsten
Treue klebt sich der stille Vorwurf über seitherige Vernachlässigung. —
Die Dank- und Bittschrift der Weidenthaler ist der laute Aufschrei
gepreßter Herzen. Unbill und harte Behandlung, langjähriges Elend
und erduldete „Willkürherrschaft eines fremden Joches" hat die armen
Bürger in ihren heiligsten Menschenrechten tief gekränkt. Sie erflehen
nnd nahmen es dankbar als Gnade an, wenn der eigne Landesvater
sie mitten im Frieden vor dem „schweren Drucke einer fremden Haud
schützet, gegen die ihre häufigen Klagen leider immer fruchtlos
bliebeu."
Eine Mauer wurde gebaut. Feld und Garten, Dorf und
Bürger wurden geschützt vor den Scharen des Wildes. Die Bürger
selbst haben bereitwillig und mit Vergnügen Steine getragen nnd
Handlangerdienste gethan nnd haben Elend nnd langes Leid in die
Maner vergraben.