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Verein Historisches Museum der Pfalz [Hrsg.]; Historischer Verein der Pfalz [Hrsg.]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 1.1884

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Nr. 9 (15. September 1884)
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https://doi.org/10.11588/diglit.29786#0079
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Vlonatsschrift


für heimatliche Literatur und Kunst, Geschichte und Volkskunde.
Herausgegeüen und verlegt vom Verein pfälzischer Schriftsteller und Künstler.
Ur. 9. Speiev, 15. September 1884.

Sagen der Kurzen Spangenbcrg und Erfenstein in -er Ufa!)
von Cstr. Köhmcr.

Manchem hat das „Gegenüber"
Schon viel bittres Leid gebracht,
Daß die Augen gingen über
Und kein Glück ihm mehr gelacht.
Wenn der Augen heiße Funken
In den Herzen zündend glü'hn,
Sehn in sel'gen Traum versunken
Liebende nicht Blitze fprühn. —
Lehnend schaute nach der Zinne
Spangenbergs von Erfenstein
Rudolf oft mit stiller Minne,
Flüsternd: „Bertha, wärst du mein!"
Sehnend blickte auch hinüber
Bertha von dem Erfenstein,
Seufzend: „Rudolf, Teurer, Lieber,
Selig, wärst du ewig mein!"
Und so bauen ihre Blicke
Übers tiefe Felsenthal
Ihren Herzen eine Brücke,
Drauf sie schwärmen tausendmal.
Aber, ach! sür immer scheidet
Tie ein ties rer Abgrund: Haß
Ihrer Väter, der verleidet
Alles Glück, ohn' Unterlaß.

III.
Doch das Ziel, das heiß ersehnte,
Ward erreicht in güust'ger Stund',
Berthas Herz sich selig lehnte
An den Freund zum ew'gen Bund.
Wehe! des Verräters Stimme
Bracht's des Spangenbergers Ohr,
Und der sprach mit wildem Grimme
Zu dem Sohne: „Frecher Thor!
Achtest so du unsre Ehre?
Laß'st du nicht von jener Brut,
Trifft dich meines Fluches Schwere,
Schließt dich aus vom Vätergut!" —
Liebe läßt sich nicht verbieten;
Rudolf floh im Knechtsgewand,
Bis er tief im Waldesfrieden
Dienst bei treuen Bauern fand.

Und in trautem Waldesrauschen,
In der Düfte süßem Weh'n,
Konnte Wort' und Küsse tauschen
Bald das Pärleiu ungesehn.

Doch des Spähers Blick entdeckte
Just der Maid geheimen Gang,
Und der im Gebüsch Versteckte
Sah, wie sie der Knecht umschlang.


Und er hört das traute Plaudern
Und erkennt der Stimme Ton,
Eilet heimwärts ohne Zaudern
Und verrät's um schnödeu Lohn. —
Aus der Liebe reichen Träumen
Reißt den Jüngling rohe Hand
Bald darauf mit Droh'n uud Schäumen,
Hohn erweckt sein Widerstand.
Wehrlos schleppten sie den Armen
Bor den Vater, der ihn stieß
Boller Ingrimm, ohn' Erbarmen,
In das dunkle Burgverließ. —
Drüben von dem luft'gen Erker
Schaut in Thräneu bleich hinab
Bertha nach dem Felfenkerker,
Nach der Liebe frühem Grab.
Irre fitzt die Hoffnungslose,
Unberührt von Lust und Leid,
Wie die welke weiße Rose
Mitten in der Maienzeit,
Bis der Tod ihr wie im Schlafen
Sanft den Kuß des Friedens gibt,
Und sie führt zum stillen Hasen,
Wo die Liebe nichts betrübt. —
 
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