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Verein Historisches Museum der Pfalz [Editor]; Historischer Verein der Pfalz [Editor]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 1.1884

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Nr. 11 (15. November 1884)
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https://doi.org/10.11588/diglit.29786#0095
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Monatsschrift
für heimatliche Literatur and Kunst, Geschichte und Volkskunde.


Kerausgegebrn und verlegt vvm Uerelv pfälzischer Schriftsteller und Künstler.
Ur. 11. Spei er, 15. Uoverrrffev 1884.

Einem Auswanderer.

„Leb' wohl, Du Stätte meiner Jugend,
Du stilles Dörfchen, das so traut
Aus blüteduft'gem Wiesenthale,
Umrahmt von Waldesdickicht, schaut!
Im fernen Westen trisfst Tu wieder
Mich, lieber Heimatsonnenschein;
Lebt' wohl ihr Fluren, grüne Tannen,
Leb' wohl, Du schöne Pfalz am Rhein!" —
So riefst Du, Freund, mit leisem Beben,
Dein Äug' ist feucht, Dein Herz ist schwer —
Du willst des Scheidens Weh verbergen,
Und schaust gar trotzig über's Meer!
Es lockt Dich wohl ein falsches Sehnen
Nach unbekanntem fernem Strand,
O, Jüngling! schön're Tage hoffend,
Verlassest Du Dein Vaterland!

Neuhäusel.

Verstehst Du nicht der Sonne Lächeln,
Was ranscht der schlanke, grüne Wald,
Was murmelt laut des Baches Welle
Dir nach ans moos'gem Felsenspalt?
Sie künden Dir: Das Bild der Heimat
! Wird immerdar Dir tief und rein
Auch auf der fernen, fremden Erde
Jn's Herz, in's Herz gegraben sein! —
Wenn drüben in dem „Wunderlande"
Die wilde Scholle zwang Dein Pflug,
Daß Dir ersproßt im Lauf der Zeiten
Des heitren stillen Glücks genng;
Wenn Jahre schwanden und die Jugend,
Dein blondes Haar wird silbern schon,
Und Du an Deines Lebens Abend
Genießest Deines Fleißes Lohn:
Dort drüben wird Dir nicht erklingen,
Was hier die Seele froh durchzieht,
Und das Du oft belauscht, gesungen,
Das frische, freie, deutsche Lied. —
O bleibe hier! weih' Deine Kräfte
Dem Vaterland, den: Land am Rhein,
Wo einst gestanden Deine Wiege,
Soll auch Dein Grabeshügel fein! —

O, stets wird Dir im Busen hallen
Ein leiser, wundersamer Klang:
Um Deiner Heimat milde Auen
Dein Herz wird klagen sehnsuchtsbang. —
Ich seh' Dich sitzen vor der Hütte,
— Im Osten lenchtet Morgenschein —
Du blickst ihn an, als ob er brächte
Viel' Grüße von dem Land am Rhein. —
Du schaust im Geist die Rebenhügel,
Den schmucken, hehren Waldesdom,
Und zwischen beiden blitzend gleiten
Den grünen, vaterlünd'fchen Strom;
' Du sehnst Dich nach den lieben Freunden,
' Die einst im Schatten kühlen Hain's
Mit Dir geleert in trauter Runde
Den Becher edlen Pfälzerwein's. —

Kühn.
 
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