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Verein Historisches Museum der Pfalz [Hrsg.]; Historischer Verein der Pfalz [Hrsg.]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 1.1884

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Nr. 9 (15. September 1884)
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https://doi.org/10.11588/diglit.29786#0086
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72

Per Sturm.
Was soll, Boreas, dem Wüten? Grimmig deine Stürme schütteln
Herrlich lacht des Sommers Pracht. Jedes Laub am schwanken Zweig;
Willst du denn die letzten Blüten Nieder zu der Erde rütteln
Knicken noch mit wilder Macht? Sie die Frucht ans lnst'gem Reich.
Doch ein „Blümchen" lies verstecket,
Lacht des wilden Ungestüms,
Niedlich es das Köpfchen recket,
Trotzt der Wut des Ungetüms. A, Krebs.
Weidenthal. -
Wünsche Ktterntur.
Gedrukte Jahresberichte und Programme der Studien-
anstalten und Lateinschulen, der Realschulen, der Industrie-
schule und Kreis-Baug ewec kschule, der Lehrerbildungsanstalten
u n d P r ä p a r ande n s ch ulen de r Pfalz f ü r d a s Studie ns ahr 18^/34.
I. Frequenz der Schulen.
X. Stndieuanstalten. 1. Speier zählte am Schülsse 534 Schüler,
davon kommen auf das Gymnasiium 239, auf die Lateinschule 295, 2. Landau
318 (G. 127, L. 191), 3. Neustadt 312 (G. 147, L. 165), 4. Kaisers-
lautern 294 (G. 104, L. 190), 5. Zweibrücken 229 (G. 115, L. 114).
Die pfälzischen Studicnanftalten hatten demnach eine Gesamtschillerzahl von
1687, wovon auf die Gpmuasieu 732 und auf die Lateinschulen 955 entfallen,
ö. Lateinschule u. 1. Ludwigshafenzählte am Schlüsse 148 Schüler.
2. Grünstadt 123, 3. Pirmasens 114, 4. Frankenthal 89. 5. Germersheim 76,
6. Edenkoben 73, 7. St. Ingbert 70, 8. Dürkheim 67, 9. Kusel 62, 20. Winn-
weiler 54, 11. Bergzabern 53. 12. Kirchheimbolanden 52, 13. Laudstuhl 38,
14. Annweiler36, 15. Hamburg 33,16. Blieskastel 30. Summa: 1118 Schüler.
Zählt man zu diesen die 955 Lateinschüler der Skudieuaustalteu,
so ergibt dies die Gesamtsumme der Lateinschüler der Pfalz: 2073. Rechnet
man hiezn noch die 732 Gymnasialschüler, so waren im Schuljahre 18^/84 die
21 humanistischen Anstalten der Pfalz von 2805 Schülern besticht, Von
diesen waren 1653 Protestanten, 938 Katholiken und 214 Israeliten. Mehr-
Katholiken als Protestanten zählten nur Speier (295—218), Germersheim
(40—32), Edenkoben (38—24), st. Ingbert (42—22), Landstuhl (29—9),
und Blieskastel (20—8), die übrigen Anstalten hatten mehr protestantische als
katholische Schüler, wie Landau (195—89), Neustadt ;209—87h Kaiserslautern
(208—53), Zweibrücken (174—41); wenig Katholiken zählten die Lateinschulen
Homburg (9), Kirchheimbolandeir(9), Dürkheim (10), Kusel (10), Annweiler(ll) n. a.
Daß die Zähl der protestantischen Schüler entschieden überwiegt, läßt
sich wohl daraus erklären, daß die meisten Städte der Pfalz überwiegend pro-
testantisch sind und deshalb für die protestantische Bevölkerung die Gelegen-
heit zum Besuche höherer Austritten eine günstigere ist.
Die Zahl der israelitischen Schüler ist verhältnismäßig sehr groß,
viele Israeliten hatten Landau ;34), Kaiserslautern (33) und Grünstadt (17h
keine Israeliten hatten Annweiler, Kusel und Landstuhl, und wenige Blies-
kastel (2), Kirchheimbolanden (3), Germersheim (4) und Homburg (4), nicht
groß ist auch ihre Zahl in Speier (21), Neustadt (16) und Zweibrücken ,14).
0. Realschulen. 1. Kaiserslautern zählte 227 Schüler, 2. Neustadt
149, 3. Landau 139, 4. Speier 128, 5. Zweibrücken 109, zusammen 752
Schüler. Voll diesen sind 488 Protestanten, 158 Katholiken und 106 Isra-
eliten. Hier ist das Verhältnis der Konfessionen noch ungleicher, indem die
Zahl der Protestanten dreimal größer ist als die der Katholiken, während
beide Konfessionen in der Pfalz ziemlich gleich stark sind. Noch größere
Gunst erweisen die Israeliten den Realschulen. — Mit allen Realschulen
sind gewerbliche Fortbildungsschulen verbunden, mit der Kreisrealschule Kai-
serslautern überdies noch eine mechanische Werkstätte und eine landwirtschaftliche
Kreiswinterschule.
D. Industrieschule und K r e i s-B a u g e w e r k s ch u l e Käl-
t' erslaute r n. Die pfälzische Industrieschule, die unter sehr tüchtiger Leitung
steht, war leider nur von 14 Schülern besucht. Dagegen erfreut sich die Kreisbau-
gewerkschule einer stetig zunehmenden Frequenz, von 184 Schülern kommen 101
auf den I. Kurs, 53 auf den II. und 30 auf den III. Kurs; im ersten mußte
der hohen Schülerzahl wegen Abteilnngsunterricht eingeführt werden.
X. Lehrerbildungsanstalten und Prüp ar an den-
k' chnle n. Die Pfalz besitzt zwei vollständige Lehrerbildungsanstalten mit
5 Kursen, eine protestantische in Kaiserslautern und eine katholische in Speier.
Die protestantische war von 192 Schülern (darunter 6 Israeliten) besucht,
die katholische von 139. 3 Präparandenschnlen waren gemischt, nämlich
Edenkoben mit 43 Schülern (24 Protestanten, 18 Katholiken), Blieskastel mit
47 Schülern s30 Kath. nnd 17Prot.) und Kirchheimbolanden mit 31 Schülern
18 Kath. nnd 13 Pcot.), Knscl hatte nur 34 protestantische Schüler. Die
Gesamtfrequenz der 6 Anstalten beträgt demnach 485, darunter 274 Pro-
testanten, 205 Katholiken und 6 Israeliten.
II. Programme.
Nur die fünf Gymnasien, die Kreisrealschulcnnd die 2 Lehrerbildungs-
anstalten haben dieses Jahr gleichzeitig mit dein gedruckten Jahresbericht
Programme ansgegeben, welche wir in aller Kürze besprechen wollen.
1. Gymnasium Kaiserslautern. Zur Lehre von derOrntio
o d I i <q u n bei T h n k y d i d e s. I. T e i l. V o n Friedri ch R oth ,
Kgl. Studienlehre r.
Der Verfasser behauptet, daß Thukydides nach der grammatischen Seite
hin im Vergleich zu andern Klassikern noch lange nicht vollständig ausge-

bentet sei, und soll seine Schrift ein Beitrag zum Sprachgebrauch des be-
rühmtesten aller Geschichtsschreiber sein.
2. Gymnasium Landau. Die Relationen zwischen den
W u r z e l n u n d C o e f f i z i e n t e n d e r a l g e b r a i s ch e n G l e i ch n n g e n.
Von P roß- D r. I ö r g. Angeregt wurde der Verfasser zu seinem Programme
durch einen Satz des berühmten Mathematikers N e w t o n über diesen Gegenstand.
3. Gymnasium Neustadt. A lexauders Feldzüge i u 2 o g-
d i a u a. Von D r. Geiger, Kgl. s t u d i e n l e h r e r.
Der gelehrte Kenner des Orientalischen, welcher durch seine Versetzung
nach München leider aus der Pfalz scheidet, behandelt zunächst 4 Haupt-
fragen und fügt hieran noch einige Bemerkungen über zwei weitere Ereignisse.
^4. Gymnasium speier. Grund z üge einer M u s e o g r a phi e
der Stadt R o m z u^r Zeit des K aise r s A u g n st n s. V o n
Franz Jakobi, Kgl. Stndienlehrer.
Der Verfasser gibt einen Ueberblick über den Bestand der Plastik und
Malerei der alten Weltstadt im Zeitalter des Kaisers Augustus. Doch ist
Hiebes nicht au Museen in unserm Sinne zu denken, sondern es werden in
der Schrift alle über ganz Rom zerstreuten Kunstschätze jener Zeit geschildert.
5. Gymnasium Zweibrücken. Metaphorische Studien zu
g r i e ch is ch e n D i ch t e r n. I. Die aus „Unglück und Verwandtes" bezüg-
lichen Metaphern und Bilder bei den Tragikern. Von Jakob He r z e r,
Kgl. S t u d i e n l e h r e r.
Die Schrick behandelt die Metaphern nicht wie gewöhnlich nach den
Kreisen, aus welchen sie stammen, sondern sucht festzustellen, welche Metaphern
der ganzen Sprache und welche den einzelnen Dichtern eigen und von ihnen
neu geschaffen sind. Eine sehr schwierige Aufgabe!
6. Kreisrealschule Kaiserslautern. Die ersten 50 Jahre der K. b
K r e i s r e n l s ch u l e der Pfalz in K a i f e r s l a u t-e r n. Gedenk-
schrift zur Feier des 50jährigen Bestehens der Anstalt im
Jahre 1 884 von August R o h e, K g l. R e k t o r.
In dieser Festschrift schildert Rektor Rohe die Geschichte der Schule
seit 1834, ihre Gründung und Entwickelung aus der Kreislandwirtschafts-
und Gelverbschule zur Kreisgewerbschule 1864 und zur Kreisrealschule 1877;
dieselbe knüpft sich hauptsächlich an die Rektoren an. Der Anhang enthält
1. Ein Verzeichnis der Rektoren und Lehrer der Anstalt mit Angabe ihrer
späteren, bezw. gegenwärtigen Stellung (ein Rektor ist Universitätsprofessor
geworden), 2. Die Frequenz der Anstalt, 3. Das Verzeichnis der kgl. Mi-
nisterial-Kommissäre, 4. Die den gedruckten Jahresberichten beigegebenen
wissenschaftlichen Programme, 5. die seit 18^/ss von Lehrern gehaltenen öffent-
lich gchalienen Vorträge, 6. Die Lehrpläne. Das beigcfügte Verzeichnis
der Schüler ist in bezug auf die Angabe ihrer späteren Lebensstellung sehr-
lückenhaft und wäre dasselbe besser auf die Abiturienten der Schule beschränkt
worden; freilich würde dann das Verzeichnis nicht sehr groß geworden sein.
7. Lehrerbildungsanstalt Kaiserslautern. M. I. A. Liscovius. Ein
Beitrag zur inneren Geschichte des Volksnnterrichts in der
erst en Hälfte des XVIII. Jahrhunderts von Dr. Andrea, Kgl.
S e m i n a r i n s p e k t o r.
Die Seminarinspektoren geben alljährlich den austretcnden Zöglingen
in sehr richtiger Weise noch einige Lehren mit auf den Weg, welche Andrea
dieses Jahr an das Wirken des "Pädagogen Liscovius anknüpft. Dieser War-
ans der Schule Francke's in Halle hervorgegangen und war Adjunkt des
Armeuhausinspektors Ren de in Augsburg geworden. Als solcher wandte er
seine Aufmerksamkeit dein damals gänzlich vernachlässigten Elementarunterricht
zu, er veranstaltete Probelektionen und brachte eine „neue Lehrart" auf, er
verfaßte eine Reihe von Schriften, und will, daß mit dem ABC zugleich etwas
Praktisches gelernt werde, der sprachliche Unterricht soll nicht blos formale
Bildung gewähren, hiebei kommt es hauptsächlich auf den rechten Lehrer an;
er ist der Erfinder der „Tabellarmethode," welche „die erste Stufe einer auf
Klassenunterricht berechneten Unterrichtstechnik ist. „Zur Hebung des Elementar-
nnterrichts den ersten Versuch gemacht zu haben, scheint Liscovius vor-
nehmstes Verdienst zu sein."
8. Lehrerbildungsanstalt Speier..Die so r ma le G li e d e ru ng einer-
unter r i ch t l i ch e n Einheit. Den Zöglingen des Austrit 1 sk u r s e s
gewidmet von Dr. Kittel, Kgl. Seminarinspektor.
Die Stoffeinheit liegt in der Schul- und Lehrordnung vor;
diese verteilt den ganzen Stoff auf die einzcluen Jcchre und jeder Lehrer
wieder auf die eiuzeluen Schulwochen und in^wch kleinere weile. Der stoss muß
gegliedert nnd verarbeitet werden. 4 formale stufen sind beim Unterricht zu unter-
scheiden, auf der 5. Stufe gilt es, die Theorie in die Praxis zu übertragen. Schließ-
lich empfiehlt Dr. Kittel seinen jungen Lesern Zillers „Allgemeine Pä-
dagogik", in zweiter Auflage von Dr. Inst. vr. Sch.
Einladung zur Bestellung
auf das
WätznsrPe Museum.
Mit kommendem Oktober tritt das Pfalz. Museum in sein viertes
Semester. Ju der Hoffnung, daß feine bisherigen Freunde ihm tren
bleiben nnd es in weiteren Kreisen empfehlen, bitten wir uni unver-
zügliche Bestellung, damit wir rechtzeitig die Höhe der Auslage be-
stimmen können. Der Abonnementspreis beträgt I Mark vierteljährig.
Bestellungen nehmen sämtliche Postanstalten nnd die^Expedition des
Psülz. Museums (L. Gilardone'sche Bnchdrnckerei) in Speier entgegen.
Die Expedition.

IM- Das „Pfälzische Museum" erscheint monatlich einmal. Abonnementspreis: 1 A7. vierteljährig.
Anzeigen: die viergespaltene Zeile oder deren Raum 10 ^s.

Für die Redaktion verantwortlich: A. v. Vangerow.

Druck der L. Gil ardone'schen Buchdruckerei, speier.
 
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