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Verein Historisches Museum der Pfalz [Hrsg.]; Historischer Verein der Pfalz [Hrsg.]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 1.1884

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Nr. 11 (15. November 1884)
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https://doi.org/10.11588/diglit.29786#0102
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ovaler Gestalt aus großen Steiumasscn und Felsen hergestellt; die
Toten waren in ihnen nach der Verbrennung in Urnen beigesetzt wor-
den. Der größte der drei Tumuli hatte 22,50 : 17,60 Meter Durchmesser,
der kleinste 12,80 : 9 Meter. Im größten lagen neben den Urnen
zwei Fenersteinpseilspitzen und mehrere Bronzeringe. Unter letzteren
befinden sich zwei glatte Fußringe von 11,5 Centimeter Durchmesser,
welche nach ihren Abnutzungsstellen zum Befestigen weiter Hosen
dienten. Aehnliche Bronzeringe fand Bürgermeister 9t esse l in den
Grabhügeln bei Hagenau. In einem zweiten Hügel lag neben Urnen
ein Bronzegewinde, welches ursprünglich eine Ärmille bildete. Nach
den Gefäßen und Artefakten gehört der größere Tnmnlns in die La
Tone-Periode, die zwei andern wurden in der jünger:: Hallstätter
Periode errichtet. Die Urnen stimmen zum Teil mit den Gefäßresten
überein, welche man ans der Dürkheimer Ringmauer und ans dem
Drachenfels ausgrnb. Sie bestehen ans einer äußern und innern
roten Schicht; in der Mitte sind sie schwarz. Die Funde sind
dem Museum zu Speier zugesallen, welches in dem letzten
Fahre durch Ausgrabungen und Schenkungen (Mellingers und Go-
ringers Sammlungen) säst nm ein Drittel seines Bestandes vermehrt
wurde. Sollen diese wertvollen Funde der Archäologie und der Lan-
deskunde wirklichen Nutzen bringen, so darf die Anstellung eines
eigenen Landesconservators nur noch eine Frage der Zeit sein.
Ausgra b ungen in O b righei m. In: Eisthale
wurden letzten Sommer wichtige Grabfunde in einem fränkischen
R e i h e n g r ä b e r f e l d e gemacht. Die Ausgrabungen werden
zur Zeit vom historischen Vereine der Pfalz fortgesetzt. Eine eingehende
Schilderung der erreichten Resultate folgt in der nächsten Nummer
des pfälzischen Museums. G. M.
Zum Schuhe der Landesdenkmäter.
Daß man zum Schutz der Landesdenkmäler noch zu Anfang
dieses Jahrhunderts die majestätische Ruine der ehemaligen R ei ch s-
v est e Trifels als Steinb r n ch ansah, ist bekannt; daß aber
früher die höchste Behörde des Landes solchen Vandalismus sanktio-
nierte, dürfte nicht bekannt sein. Ein Dokument clo äato Zweibrücken,
den 18. November 1706, sagt wörtlich: „Jhro Königlichen Majestät
zu Schweden in deroHerzogthumb Zweybrücken verordnete Gouverneur
und Regierung thnn hiermit zu wissen, demnach man zu Herrschaft-
licheninteresse vor gut befunden die Trifelss Güter unweit Anweiller
in einen Erbbestand zu begeben, — —- soll die Stadt Annweiller
ein Hoffhaus und Scheuer uff dießes gnth in ihren Kosten an einen:
bequemen orth zu baue:: und in guten bau zu unterhalten verbunden
sein: wozu dann gnädigste Herrschaft die benothigte steine von Tri-
selss und das Bauholz gratis zum anfang hergeben willen" u. s. w.
An: Schluffe des Dokumentes steht: „Königliche Rentkammer in Her-
zogthnmb Zweibrücken, (gez.) Greiffenstein." Erst unter bayrischer
Herrschaft wurde diesen: zerstörenden Treiben mit Erfolg Einhalt
gethan. Und gerade unter dem gegenwärtigen Regime, unter der
Leitung des Herrn Regierungspräsidenten von Braun hat man ver-
sucht die Schäden voriger Jahrhunderte wieder gut zu machen. Der
mächtige Bergfried ist wieder ausgebessert, der Wasserturm deckt wieder
stolz den Eingang, der Schloßbrunnen bringt wie früher frisches
Quellwasser. Eines wäre für die nächste Zeit zu liefern, ehe Wind
und Wetter weiter fressen: die Herstellung des Mauerwerkes der
obersten Terasse besonders auf der „entblößten" Nordseite. Dort-
her haben lange Jahre hindurch die Bewohner der umliegenden Ort-
schaften ihre Bausteine bezogen, und selbst Forstbehörden haben sich
nach obigem „guten: Beispiel" an solchem Frevel beteiligt. Die Neu-
gestaltung dieser beschädigten Mauerfront durch Einfügung passend zu-
behauener Buckelquadern wird der ganzen oberen Terasse den ästhetischen
und technischen Abschluß geben. Möge der Trifelsverein nicht zögern
die Erledigung dieser neuen Aufgabe mit gewohnter Rührigkeit in die
Hand zu nehmen! C. M.

Briefkasten der Expedition.
Wir richten an die verehrt. Kreuzband-Abonnenten des „Pfalz. Museums" das
höfliche Ersuchen die Abonnemcntsgelder gefl. bis zur Hälfte des Dezember an uns
einsenden zu wollen, damit wir rechtzeitig die Rechnung abschließen können.
Ganzjährige Abonnenten M. 4.50, vierteljährige a M. 1.15

Pfälzische Mternlur.
Neustadt anderHartund se ine U mg e b ung, — v o n Joha nnes
Hüll. Druck und Verlag von I. H. Ziegler, Buch- und Steindruckerei,
Neustadt a. H. Mit einer Karte.
Der gegenwärtig in Eisenach lebende pfälzische Schriftsteller August
Becker hat in seinen: 1858 erschienenen Buche „Die Pfalz und die Pfälzer"
ein Werk von einem in mancher Beziehung bleibenden Werte geschaffen, doch
gab es damals noch wenig Eisenbahnen in der Pfalz, nut welchen man heute
bei Reisen in erster Linie rechnet, und gar vieles hat sich seitdem geändert,
manche Städte haben sich um das Doppelte vergrößert, glänzende Neubauten
und ganz neue Stadtteile sind entstanden (wir erinnern nur an Kaiserslautern,
Ludwigshafen und Pirmasens), von welchen Becker natürlich nichts erzählt,
weshalb sein Werk als Reisehandbuch nur mehr relativen Wert hat; was er
dagegen über Sage und Geschichte der einzelnen Ortschaften und über die
landschaftliche Schönheit der Gegenden berichtet, bleibt immer anmutig und
erquickend für den Leser. Voigtländers Pfalzführer, welcher weniger
umfangreich ist und für die Bedürfnisse eines Reisenden ziemlich entspricht,
ist ( auch wegen des mäßigen Preises von 2 Mk. ) in der Pfalz weit
verbreitet und bereits in 11. Auflage erschienen. Aber die Bewohner einer
Stadt und deren Umgebnng finden in demselben für ihre Gegend zu wenig,
und besonders seitdem gegen 20 Verschönerungsvereine in der Pfalz ent-
standen sind, hat sich das Bedürfnis nach lokalen Führern herausgestellt,
welche alle die schönen und zugänglich gemachten Punkte einer Gegend aus-
führlich beschreiben und sich nicht auf eine bloße Namcnsangnbe beschränken.
Diese Führer Haben sich naturgemäß nut dem betreffenden Orte und dessen
nächsten Umgebung hauptsächlich zu befassen, doch sollten auch nach unserm
Ermessen in Kürze die nächsten größern Centren beschrieben werden. So hat
Voigtlünder in seinem „Psalzführer" sich nicht auf die Pfalz beschränkt, sondern
mit Recht in Kürze die nächsten größeren Städte, wie Worms, Mannheim,
Heidelberg, Karlsruhe, Weißenburg, Saarbrücken, Kreuznach u. a. in den
Bereich seiner Darstellung gezogen, um gleichsam in das Nachbargebiet hin-
überzuleiten. So möchten wir auch Herrn Hüll für eine zweite Auflage
; seines Führers für „Neustadt und seine Umgebung" empfehlen die Nnchbarstüdte
Edenkoben, Deidesheim,Kaiserslautern u. a. wenigstens in Kürze zu berühren
da wo er an der Grenze des sich für seine Beschreibung gesteckten Gebietes
anlangt. Auf 140 Seiten schildert nun der bekannte pfälzische Dichter Neustadt
! und seine Umgebung in lehrreicher und unterhaltender, mitunter auch launiger
Weise, Dichter sind ja überhaupt gute Erzähler; die Neustadter bekommen
ihren Teil, doch läßt der dort wohnende Schriftsteller vorsichtiger Weise andere
für sich sprechen; denn „kein Prophet gilt etwas in seinem Vaterlande, eine
Wahrheit, die noch jeder, auch der Verfasser nicht ausgenommen, zu kosten
hatte" (s. S. 34). Das Geschichtliche ist überall eingeflvchten und dazwischen
hat Herr Hüll manche seiner Gedichte eingestrent. Nach Westen gehr Herr
Hüll mit Recht ziemlich weit, Frankenstein und Diemerstein finden sich noch
in seiner Darstellung nebst den Burgruinen Spangenberg und Erfenstein in:
Elmsteiner Thale, im Osten aber, wo sich die herrlichen Türme des Kaiser-
domes von Speier erheben, geleitet er uns nur bis zu dem eine halbe Stunde
von Neustadt entfernten Branchweiler Hof; Königsbach ist der letzte Punkt
im Norden, während nach unserm Ermessen mit dem berühmtesten pfälzischen
Weinorte Deidesheim ein besserer Abschluß erzielt worden wäre, südliche Grenzorte
sind ihm Maikammer und St. Martin, das ziemlich weit im Gebirge liegende
Schänzel bei Edenkoben wird noch beschrieben, aber zum Besuche des ganz
nahe gelegenen K. Schlosses Ludwigshöhe, welches einen weit über die Pfalz
hinaus bekannten Namen hat und für jeden Fremden wie Einheimischen das
größte Interesse erregt, wird nicht angeleitet. Wir wollen damit nicht einen
Tadel gegen den Verfasser aussprechen — fast alle Lokalfuhrer wären dann
zu tadeln — , sondern nur denselben veranlassen bei einer zweiten Auslage
seiner recht lesenswerten Schrift nicht allzu strenge innerhalb des gesteckten
Rahmens sich zu halten, sondern das besonders Wichtige jenseit der Grenze
auch noch wenigstens kurz hereinzuziehen; damit erweist er allen Lesern und
seinen: Büchlein selbst den größten Dienst. Dr. Sch.
Verschiedenes.

So Mancher, auf Kritik erpicht,
Zu Allem macht ein schief Gesicht,
Dieweil er auf die Menschheit oft
Ist selbst ein lebend' Spottgedicht
Der Feige sucht Gefahr zu flieh'n
Der Witz'ler leis vorbei zu zieh'n;
Der Kluge doch greift tapfer an,
Stürmt mitten durch zum Ziele hin.
Neu-Ulm.

Nicht Jeder, der nach außen stille
Entbehret drum der innern Fülle;
Ein feurig Herz, ein starker Wille
Verbirgt sich oft in schlichter Hülle!
„Stille Wasser gründen tief —
Dieses Sprüchlein däucht mir schief:
— Stille Wasser sind auch die Pfützen,
Die der Regen ins Leben rief!
Peter August Schiffmacher.

pfälzischer Schriftstellerverein.

Die verehrkichen Mitglieder sind zu einer außerordentlichen
Generalversammlung auf Samstag deu 20. Dezember 3 Uhr nach-
mittags nach Neustadt in die vier Jahreszeiten bei Deidesheimer-
dringlich eingeladen. Tagesordnung: Gründung eines Garantiefonds
zur Hebung des pfälzischen Museums.
I. A. G. Mehlis.

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UM- Das „Pfälzische Museum" erscheint monatlich einmal. Abonnementspreis: 1 vierteljährig.
Anzeigen: die viergespaltene Zeile oder deren Raum 10 N

Für die Redaktion verantwortlich: A. v. Vangerow. — Druck der 8. Gil ardone scheu Buchdrücke:ei, speier.
 
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