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Verein Historisches Museum der Pfalz [Editor]; Historischer Verein der Pfalz [Editor]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 4.1887

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Nr. 6 (1. Juni 1887)
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https://doi.org/10.11588/diglit.29789#0047
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ausschließlich zu. Teilweise Ceutren einer großartigen In-
dustrie, in Kaiserslautern und Ludwigshafen haben sie auch
ihre nächste Umgebung allmählich in den Strudel der Bewegung
mit fortgerissen und so der Zahl nach wenigstens reichlich die
Verluste wieder ausgeglichen, welche die Ackerbau treibende Be-
völkerung erlitt. — Hier muß noch bemerkt werden, daß auch
die verschiedenen Consessionen nicht in gleicher Weise an dieser
Mehrung beteiligt sind. Ausfallend ist namentlich die Abnahme der
Israeliten: von 15,376 im Jahre 1846 sind dieselben im
Jahre l880 bereits auf 11,985 zurückgegangen, und während
die Katholiken in der gleichen Periode um 216, haben die
Protestanten nur um etwa l86 pCt. zugenommen. — Zur
Erklärung der Minderung der Israeliten dient die Thatsache,
daß sich dieselben mit Vorliebe in die großen reichen Centren
Worms, Mannheim, Mainz, Frankfurt ziehen, besonders
dann, wenn sie wohlhabend geworden sind. Es ist Thatsache
daß sie im 13. u. 14. Jahrhundert von den Städten Worms,
Speier, Mainz aus, den umgekehrten Weg eingeschlagen
haben. Längs den Flußtälern Alsenz, Selz, Psrimm, Eis, Jse-
nach, Speierbach, Queich bewegten sie sich damals nach den vom
Versolgungswahnsinn nicht erfaßten Städtchen und Dörfern des
Westrichs, um dort ungestört Handel, ja selbst Ackerbau zu
treiben. Jetzt Ziehen die unsteten Wanderer denselben Weg zu-
rück. Nur die d d Israeliten bleiben vorläufig in den
alten Refugien des Westens zurück und warten aus bessere Zeiten.
Dr. C. Mehlis.

der Vierung, dem Querhaus, dem Langhaus, der Vorhalle und
den Flankirungsthürmen bespricht. Ob solche Nachforschungen
die aufgewendeten Opfer lohnend gewesen, darüber belehrt uns
ein Blick in die Schlußbetrachtung des Verfassers, worin es
heißt — „Wir können uns nicht verhehlen, daß eine solche
Häufung von, gegen die herkömmlichen Regeln verstoßenden
Abnormitäten, wie wir sie bei.Betrachtung der romanischen
Bauanlage zu konstatieren Gelegenheit hatten, eine seltene Kom-
plikation genannt zu werden verdient; die einzelnen Faktoren,
jeder für sich betrachtet, dürfen als völlige Neuerungen bezeichnet
werden, welche einige der, hinsichtlich des Entwickelungsganges
der christlichen Basilika bisher als bedingungslos feststehenden
Prinzipien, durch Aufstellung einer Ausnahme, zur bloßen Regel
herabgemindert haben" — w.
Sieben Tafeln Zeichnungen als Grundrisse, Durchschnitte
und Ansichten neben verschiedenen eingedruckten Abbildungen,
erläutern den Text, dem noch ein Anhang als Beschreibung mit
zwei Tafeln Darstellungen der verschiedenen römischen Funde
aus dem heiligen Berge beigegeben ist.
Druck und Ausstattung des interessanten Werkes sind ge-
fällig und geschmackvoll, dem Inhalt entsprechend, so daß das-
selbe neben seinem wissenschaftlichen Wert auch eine angenehme
Lektüre bietet. — t.

Allerlei.

Litteratu r.
Eine Novität, die über engere, technische Kreise hinaus ein
kulturhistorisches Interesse in Anspruch zu nehmen berechtigt ist.
bietet eine im Verlag von O. Schleuning, Hamburg und R.
Forberg, Leipzig soeben erschienene baugeschichtlichc Studie „Die
Michaels-Basilika aus dem heiligen Berg bei
Heidelberg", von Wilh. Schleuning aus Grund der vom
Großherz, badischen Kultus-Ministerium veranstalteten, vom
Verfasser geleiteten Ausgrabungen im Sommer 1886. — Unter
anerkennenswertestem Eifer hat sich zunächst der Verfasser bemüht
ein dem neunten Jahrhundert entstammendes Baudenkmal der
Vergessenheit zu entziehen, und dessen Trümmer der forschen-
den Nachwelt zu erhalten; mit gleicher Energie ist derselbe aber
auch der sich gestellten Aufgabe gerecht geworden, die Neste bau-
wissenschaftlichen Forschungen zu unterziehen, um schließlich
deren, dem Benedictinerorden zu verdankende ursprüngliche Bau-
anlage als „karolingische" und auf die Zeit von 883—891 scst-
zustellen.
Die Gründlichkeit mit der der Verfasser bei seinen Unter-
suchungen zu Werke gegangen, erhellt aus der Eintheilung seiner
Studien, die er chronologisch in zwei Theilen, die ursprüngliche
Anlage und der Umbau der Michaels-Basilika im 11. Jahr-
hundert, niederlegt.
In der ersten behandelt derselbe die baugeschichtliche Stel-
lung der Basilika — die Erbauungszeit — Orientirung in topo-
graphischer und geschichtlicher Hinsicht — die karolingische An-
lage, mit einer Schlußbetrachtung zur karolingischen Anlage.
Der zweite Theil beginnt mit einigen geschichtlichen Vor-
bemerkungen, die zu der Erläuterung der Gesamtdisposition des
Umbaues aus dem 11. Jahrhundert hinübersühren und Letzteren
schließlich in seinen einzelnen Theilen, der Krypa, dem Chor,

Englische Honorare. Tür fernen Artikel über Tennysons
neueste Dichtungen im idllnstoentb Oontür/ erhielt Gladstone ein Honorar
von 250 Pfund.
Goethes „Faust" soll durch die italienische Schauspielerin Frau
Obeocbi-Dms in Italien eingebürgert werden. Die genannte Künstlerin
hat die Roll: des Gretchen in ihr Gastfpiel-Repertorr ausgenommen und
derselben ein eingehendes Studium und besondere Vorliebe gewidmet.
Das Goethe'sche Werk ist zu di sem Zwecke von Enrico Panzachi für die
italienische Bühne bearbeitet worden
Das tbeuerfte in Deutschland je verkaufte gedruckte Buch, jedenfalls
das teuerste im Verhältnis zu seinem Umfange, dürfte die am 24. Januar
in Köln aus Konstantin Raderschatts Nachlaß bei Hc-berle versteigerte
Originalausgabe des Columbusbriefes (in lateinischer Sprache, gedruckt
im Jabre 1493) sein. Tas kleine Ouartbändchen, aus 4 Blättern bestehend,
wurde nemlich, wie die „Köln. Ztg." berichtet, vom Antiquar Ludw.
Rosenthal in München um die Summe von 6600 Mark erworben, was
für jedes Blatt 1650 und für jede Zeile etwa 25 Mark ausmacht. —
Wolfgang von Goethe, der 1883 verstorbene Enkel Goethe's, litt trotz
seiner poetischen Befähigung unter der Last seines berühmten Namens.
Als er 18ül die wenig erfolgreichen Gedichte und die epische Dichtung
„Erlinde" erscheinen ließ, wurde Gutzkow gefragt, weshalb denn der Enkel
des großen Mannes diese Gedichte veröffentlicht habe? — „Um nicht mit
dem Tücher Goethe verwechselt zu werden", gab Gutzkow zur Antwort.
— Der bekannte Gelehrte und Schriftsteller 6>r. Ludwig Steub be-
ging am 20. Februar in Meran seinen 75. Geburtstag. Am Abend vor-
her brachte die Meraner Bürgerkapelle vor der Wohnnng Sleubs ein
Ständchen, am andern Vormittag erschienen dann Bürgermeister vr. Pich-
ler und Kurvorstehr von Pernwerth, um die Glückwünsche der Stadt und
des Kurorts Meran zu überbringen. Von München, Berlin, Wien und
anderen Orten trafen Glückwunschtelegramme ein, darunter auch ein solches vom
Präsidenten des Wiener Journalrsten- und Schriststellervereins „Concordia",
 
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