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Verein Historisches Museum der Pfalz [Editor]; Historischer Verein der Pfalz [Editor]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 17.1900

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Nr. 3 (1. März 1900)
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https://doi.org/10.11588/diglit.30533#0038
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hundert Jlosoii, dann Ilsen hieß und an der Quelle der Günne, kleinem Neben-
fluß der obern Lippe, südlich davon liegt, unter Gefährdung der rückwärtigen Ver-
bindung aufgeführt haben. Erst anno 4 nach Ehr. wurde dort herum, bei den
Lippequellen ein Winterlager angelegt (Vellejus II, 105). Vgl. meine Gesammelten
Aufsätze II, 'S. I ff., 16 ff und 29.
Gleich nach Erwähnung dieses Standlagers berichtet nun Dio (IllV, 33)
weiter: Ein zweites krurion errichtete Drusus im Chattenland am Rheine selbst
(ir-xc/ «örcst r<j> RrFm), was nicht wörtlich genommen zu werden braucht. Sein Sohn
Germaniens, der 15 nach Ehr. offenbar ebenfalls von Mainz aus gegen die Chatten
zog, stellte nämlich ein Kastell auf den Resten der von den Deutschen in Folge
der Teutoburger Schlacht, 9 nach Ehr. zerstörten, einst (anno II vor Ehr.) von
seinem Vater am Taunusgebirg ,in monto Rauno" (Tacitns I, 56) angelegten
Feste wieder her, wahrscheinlich die spätere befestigte Stadt t4rtaunon (verschrieben
für acl Raunum oder arx Ranni?) bei Ptolemäus II, II F 14, d. h. Heddernheim
auf den Vorhöhen des Taunus. Dieses vorgeschobene Präsidium Orusi wurde
durch das eastollunr iHattiaeorurn, d. h. Kastel gedeckt, das wieder das Vorwerk
des gegenüberliegenden und wahrscheinlich gleichzeitig damit und der ganzen Rhein-
grenze von Drusus schon 12 vor Ehr. befestigten Mainz bildete, wie seit Trajan
den Brückenkopf dazu. Damit ist aber jenes im folgenden Jahr errichtete Kastell
bei den eigentlichen Chatten schon deshalb schwerlich gemeint, weil diese nicht selbst,
wie ihre keltisierten und später romauisierten Abkömmlinge, die Mattiaker an den
Rhein grenzten. Die Festung Heddernheim diente aber als Stützpunkt für alle
Operationen gegen die Chatten, bevor sie über den um etwa 100 nach Chr.
vollendeten Taunuslimes zurückgedrängt waren.
So war denn, wie schon Hammeran in seiner Urgeschichte von Frankfurt
und der Taunusgegeud S. 15 angenommen hat, Heddernheim, nicht die Einsattlung
des Taunus bei der Salbnrg, der Ausgangspunkt des Germanikus bei seiner im
Frühjahr 15 nach Chr. unternommenen Expedition durch das Hessenland, bei der
er wahrscheinlich schon die Richtung der, wenn auch später erst von den Romern
ausgebauteu Steinstraße durch die meist ebene Wetterau über Friedberg und weiter
auf germanischen Wegen über Gießen und Marbnrg einschlug. Zur Sicherung
der Wege und Fußübergänge ließ Germanikus hinter dem vorrückenden Hauptheer
Etappen unter dem Kommando des Aprvnius zurück, zumal für den Rückmarsch
das bis dahin ausgebliebene frühjährliche Hochwasser zu befürchten war, während
Caeeina vom Rhein her die westliche Flanke der Chatten bedrohte und seine Co-
operation dann wahrscheinlich von Votera aus auf die Lippegegeud ausdehnte.
Daher zogen sich die Chatten nordöstlich hinter die ^.ckiunu. die mit der Fulda in
die Weser fallende Eder, beim Volk Edder^I zurück, wo sie das Heer etwa bei
Fritzlar erwarteten und am Brückenschlägen zu hindern suchten. Trotzdem gelang
und abgeleitet von einem Flußnnmen ^Iba, Zilina, d. h. der von Süden her bei NeuhauS
in die Lippe mündenden Alme? Eine weitere Ableitung davon ist das seit denn 9. Jahrhundert
bekannte Xlmina, ^.Imana, Zilmuna, jetzt Almen an der Quelle der Alme und der darum ge
legene Almungan oder das Almunfeld. Dagegen gehörte Alfen, oberhalb des Einflusses der
Altenau bei Etteln (anno >016 Irltens, 1031 8ltinun,„ ebenda p. 108 und 155), wie dieser Qrt
zum Padergau. Vgl. Picks Monatsschrift VII, 535. Übrigens kann man auch Frva alS Urform
des Namens der Alme betrachten, wie auch Flüsse in Gallien hießen, ein im Keltischen wie
im Germanischen vorkommendes Wort mit der Bedeutung von rasch (nltsächsisch aru, bereit, fertig),
hier also von Schnellbach. Aehnliche Ucbergängc der Lippenlaute ineinander und in den entsprechenden
Nasalen gewahren wir im keltischen Stadtnamen Lorbeto- Lorveto-Lorinoto—maZos, jetzt WormS.
") Vielleicht weil ihr Sand goldhaltig ist, bedeutet sie die glänzende, vgl. griechisch-lntein.
aetlrer, „Helle, klare Luft", von der indogermanischen Wurzel iclü (altniederdeutsch eicken, Läen,
althochdeutsch eiten, flammeu, brennen) mit ableitendem r (vgl. meine Gesammelten Aufsätze II,
«. 9). Uebrigens bedeutet am untern Neckar „der Eder" eine stille Stelle im Fluß hinter Brücken
und. Fisch-Wehren. Dieser Begriff (altsächsisch ecler, ahd. ctar „Zaun") ist hier also auf das
damit versehene Wasser übertragen. Ein andere? Wort wieder fiir Wasserlaufe ist Ader (nieder-
 
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