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gemessen wird/ das geht schon aus dem breiten Raum hervor/ den die Geschichte der Pfälzer Ein-
wanderer in der neueren amerikanischen Literatur einnimmt. Nicht bloß eine Reihe gediegener Zeit-
schriften wie „Der deutsche Pionier", „Deutsch-Amerikamsches Magazin"/ //Belletristisches Journal"/
„BanelneuriL Oerrnunicu", „Oermun American iVnnuIs", die Schriften der ?enn8^1vuniu Oernann
Zociet^, der Lociet^ tor tlle Histor^ os tve Oermuns in iVIar^lunci u. a./ sondern auch Mono-
graphien wie Fr. Kapps „Geschichte der Deutschen im Staate Neuyork" (3. Ausl. Neuhork 1869)
oder S. H. Cobbs „Tve stor^ of tke Uulutines" «Neuyork 1897) unterrichten gelegentlich oder
ausschließlich über die Schicksale unserer Pfälzer Landsleute. In allerjüngster Zeit hat das Oermun
ciepurtment ob ttze icknivergit^ ob LllicuZo in einer Preisaufgabe der studierenden Jugend
Deutschlands die Aufgabe gestellt „das deutsche Element in den Vereinigten Staaten unter be-
sonderer Berücksichtigung seines politischen, ethischen und sozialen Einflusses" in einem umfang
reicheren Werke zu behandeln und für deren Lösung hohe Geldpreise ausgesetzt- für eine Arbeit
über „Die Auswanderung aus der Pfalz" stehen noch weitere Beträge zur Verfügung.
Nach F. A. Mühlhäuser (Landes- und Volkskunde der Bayerischen Rheinpfalz, Bavaria IV
2 S.-A. 447) soll Joh. Joach. Becher aus Speyer (1635 — 1685) die erste Anregung zur Aus-
wanderung von Pfälzern nach Nordamerika gegeben haben. Über Bechers Leben lind Wirken
hat G. Berthold in MHVP XV (1891) S. 163 ff. ausführlich gehandelt
Die Geschichte der ersten pfälzischen Masseuauswauderuug nach dem Staate Neuyork
ist eines der ergreifendsten und dramatisch bewegtesten Kapitel in der Geschichte der deutschen Aus-
wanderung nach Amerika In zehn Schiffe gepfercht und aufs schlechteste verpflegt, starb auf der
langen Seereise und bald nach der Ankunft ungefähr der sechste Teil der 400 Auswanderer, die
nach den, strengen Winter 1709 ihren im Vorjahr bereits unter Führung des Landauer Pfarrers
Josua Kocherthal nach Neuyork ausgewanderten Landsleuten folgten. Von den Engländern
mit kluger Berechnung an die äußersten Grenzposten gestellt, durch das barsche Regiment des
Gouverneurs Hunter bald zum offenen Aufstand gedrängt und dann um ihre neue Heimat betrogen,
schlugen sich viele der Ansiedler durch die wilden Urwälder des nördlichen Staates Neuyork nach-
dem gastlicheren Pennsylvanien durch. Tausende unserer Landsleute ereilte in den französischen
Kolonien im MissiffiPPital ein schlimmeres Geschick. In jenen Tagen war die Bezeichnung
„Pfälzer" gleichbedeutend mit „Auswanderer" geworden.
Interessant ist es zu hören, wie der von Wieland und Herder später so hochgefeierte Ben-
jamin Franklin 1751 sich über unsere in großer Zahl einwandernden Landsleute äußerte:
„Warum sollen -vir leiden, daß die Pfälzer Bauern lümmel sich in unsere Ansiedelungen drängen
und, indem sie in Rudeln zusammeuwohnen, ihre Sprache und Sitten befestigen zum Verderben
der uusrigeu? Warum soll Pennsylvanien, das von Englischen begründet wurde, eine Kolonie
von Fremdlingen werden, die bald so zahlreich sind, daß sie uns germanisieren, anstatt daß wir sie
englifieren und die ja so wenig unsere Sprache und Gebräuche annehnlen, wie sie unsere Hautfarbe
erlangen können?" Als Franklin sah, wie die verachteten Deutschen zur jungen amerikanischen
Republik standen, machte er freilich seinen gehässigen Ausfall wieder gut.
Im 19. Jahrhundert waren es nicht mehr große Massen aus der Pfalz, die Deutschland-
müdigkeit über den Atlantischen Ozean trieb, sondern mehr E i n z e l p e r s o n e n, F a m i l i en, die
für sich oder in Gesellschaft Bekannter oft auf die Einladung schon früher ansgewanderter Ver-
wandten hin ihre Heimat meist dauernd verließen. Vgl. die Schilderung einer solchen pfälzischen
Answanderergesellschaft bei Fr. Blank, Träume und Schäume ^ S. 144 f. Man kann die großen
deutschen Wanderungen des verflossenen Jahrhunderts in die Zeit von 1818—1833, von da bis
1848, von diesem Jahr bis etwa 1870 und schließlich bis zur Gegenwart abgrenzen. „Diese Perioden
sielen mit dem Aufschwung und dem Niedergang der deutschnationalen Bestrebungen und der
schließlichen Errichtung des Kaiserreichs zusammen und deuteten damit zugleich auf die geschicht-
lichen Ursachen, die den gewaltigen Auswandererzng iw ganzen in Bewegung setzten. Daß aber,
ganz wie im 18. Jahrhundert, wirtschaftliche, soziale und selbst religiöse Gründe nicht aufhörten
die Deutschen nach Amerika zu treiben, braucht nicht betont zu werden."
Besondere Erwähnung verdient es schließlich, daß unsere Landsleute iu Pennsylvanien bis
zum heutigen Tage an ihrem Dialekt festgehalten haben, der, zwar vermischt mit allemanuischen
und englischen Bestandteilen, doch für uns Pfälzer ein bedeutsames Sprachdenkmal bildet. Wir
gemessen wird/ das geht schon aus dem breiten Raum hervor/ den die Geschichte der Pfälzer Ein-
wanderer in der neueren amerikanischen Literatur einnimmt. Nicht bloß eine Reihe gediegener Zeit-
schriften wie „Der deutsche Pionier", „Deutsch-Amerikamsches Magazin"/ //Belletristisches Journal"/
„BanelneuriL Oerrnunicu", „Oermun American iVnnuIs", die Schriften der ?enn8^1vuniu Oernann
Zociet^, der Lociet^ tor tlle Histor^ os tve Oermuns in iVIar^lunci u. a./ sondern auch Mono-
graphien wie Fr. Kapps „Geschichte der Deutschen im Staate Neuyork" (3. Ausl. Neuhork 1869)
oder S. H. Cobbs „Tve stor^ of tke Uulutines" «Neuyork 1897) unterrichten gelegentlich oder
ausschließlich über die Schicksale unserer Pfälzer Landsleute. In allerjüngster Zeit hat das Oermun
ciepurtment ob ttze icknivergit^ ob LllicuZo in einer Preisaufgabe der studierenden Jugend
Deutschlands die Aufgabe gestellt „das deutsche Element in den Vereinigten Staaten unter be-
sonderer Berücksichtigung seines politischen, ethischen und sozialen Einflusses" in einem umfang
reicheren Werke zu behandeln und für deren Lösung hohe Geldpreise ausgesetzt- für eine Arbeit
über „Die Auswanderung aus der Pfalz" stehen noch weitere Beträge zur Verfügung.
Nach F. A. Mühlhäuser (Landes- und Volkskunde der Bayerischen Rheinpfalz, Bavaria IV
2 S.-A. 447) soll Joh. Joach. Becher aus Speyer (1635 — 1685) die erste Anregung zur Aus-
wanderung von Pfälzern nach Nordamerika gegeben haben. Über Bechers Leben lind Wirken
hat G. Berthold in MHVP XV (1891) S. 163 ff. ausführlich gehandelt
Die Geschichte der ersten pfälzischen Masseuauswauderuug nach dem Staate Neuyork
ist eines der ergreifendsten und dramatisch bewegtesten Kapitel in der Geschichte der deutschen Aus-
wanderung nach Amerika In zehn Schiffe gepfercht und aufs schlechteste verpflegt, starb auf der
langen Seereise und bald nach der Ankunft ungefähr der sechste Teil der 400 Auswanderer, die
nach den, strengen Winter 1709 ihren im Vorjahr bereits unter Führung des Landauer Pfarrers
Josua Kocherthal nach Neuyork ausgewanderten Landsleuten folgten. Von den Engländern
mit kluger Berechnung an die äußersten Grenzposten gestellt, durch das barsche Regiment des
Gouverneurs Hunter bald zum offenen Aufstand gedrängt und dann um ihre neue Heimat betrogen,
schlugen sich viele der Ansiedler durch die wilden Urwälder des nördlichen Staates Neuyork nach-
dem gastlicheren Pennsylvanien durch. Tausende unserer Landsleute ereilte in den französischen
Kolonien im MissiffiPPital ein schlimmeres Geschick. In jenen Tagen war die Bezeichnung
„Pfälzer" gleichbedeutend mit „Auswanderer" geworden.
Interessant ist es zu hören, wie der von Wieland und Herder später so hochgefeierte Ben-
jamin Franklin 1751 sich über unsere in großer Zahl einwandernden Landsleute äußerte:
„Warum sollen -vir leiden, daß die Pfälzer Bauern lümmel sich in unsere Ansiedelungen drängen
und, indem sie in Rudeln zusammeuwohnen, ihre Sprache und Sitten befestigen zum Verderben
der uusrigeu? Warum soll Pennsylvanien, das von Englischen begründet wurde, eine Kolonie
von Fremdlingen werden, die bald so zahlreich sind, daß sie uns germanisieren, anstatt daß wir sie
englifieren und die ja so wenig unsere Sprache und Gebräuche annehnlen, wie sie unsere Hautfarbe
erlangen können?" Als Franklin sah, wie die verachteten Deutschen zur jungen amerikanischen
Republik standen, machte er freilich seinen gehässigen Ausfall wieder gut.
Im 19. Jahrhundert waren es nicht mehr große Massen aus der Pfalz, die Deutschland-
müdigkeit über den Atlantischen Ozean trieb, sondern mehr E i n z e l p e r s o n e n, F a m i l i en, die
für sich oder in Gesellschaft Bekannter oft auf die Einladung schon früher ansgewanderter Ver-
wandten hin ihre Heimat meist dauernd verließen. Vgl. die Schilderung einer solchen pfälzischen
Answanderergesellschaft bei Fr. Blank, Träume und Schäume ^ S. 144 f. Man kann die großen
deutschen Wanderungen des verflossenen Jahrhunderts in die Zeit von 1818—1833, von da bis
1848, von diesem Jahr bis etwa 1870 und schließlich bis zur Gegenwart abgrenzen. „Diese Perioden
sielen mit dem Aufschwung und dem Niedergang der deutschnationalen Bestrebungen und der
schließlichen Errichtung des Kaiserreichs zusammen und deuteten damit zugleich auf die geschicht-
lichen Ursachen, die den gewaltigen Auswandererzng iw ganzen in Bewegung setzten. Daß aber,
ganz wie im 18. Jahrhundert, wirtschaftliche, soziale und selbst religiöse Gründe nicht aufhörten
die Deutschen nach Amerika zu treiben, braucht nicht betont zu werden."
Besondere Erwähnung verdient es schließlich, daß unsere Landsleute iu Pennsylvanien bis
zum heutigen Tage an ihrem Dialekt festgehalten haben, der, zwar vermischt mit allemanuischen
und englischen Bestandteilen, doch für uns Pfälzer ein bedeutsames Sprachdenkmal bildet. Wir