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Verein Historisches Museum der Pfalz [Editor]; Historischer Verein der Pfalz [Editor]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 22.1905

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Nr. 5 u. 6 (Mai u. Juni 1905)
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https://doi.org/10.11588/diglit.29783#0098
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Münchener Bild aber ihn mit grausamen Henkern umgibt. Während das Münchener
Bild an malerischer Qualität weit höher steht als das Speyerer Bild, das übrigens
nur eine Kopie ist, so werden doch wohl die meisten Beschauer desselben, die einen
Vergleich mit dem Münchener Bilde ziehen, einen Vorzug des Speyerer Bildes
heranssinden, den weder das Münchener und das Petersburger Bild hat, den Aus-
druck der Gottergebenheit und Erhabenheit. Das Original des Bildes ist offen-
bar früher entstanden als die andern Gemälde,- es gehört jedenfalls einer Schaffens-
pertode des Künstlers an, in welcher er noch nicht jene blendende Virtuosität in
Ton und Arrangement zur vollen Reife gebracht hatte, wodurch sich hauptsächlich
feine Bildnisse anszeichneten. Der Körper des Heiligen ist auch nicht so jugendlich
wie der des Münchener Bildes und die mächtige breite Wirkung der Fleischtöne
erinnert noch etwas an van Dyks Meister, an Rubens. Der landschaftliche Hinter-
grund mit seinen bräunlichen und grünlichen Tönen verbindet sich gut mit der
Farbengebung der nackten Figur. Selbst die mangelhafte Erhaltung des Bildes
— es ist sehr matt gewvrden — ist namentlich bei längerer Betrachtung nicht so störend
als ans den ersten Blick.

Das Bild ist jedenfalls eine sehr gute Kopie, besonders was die Wiedergabe
der van Dyk eigenen Wirkung des ans den nackten Körper einfallenden Lichtes an-
belangt,- in dieser Hinsicht wird man dem Gemälde eine noch größere Feinheit im
Inkarnat znerkennen müssen als dem unten befindlichen Bild Knpetzkys. Um
freilich diese Vorzüge heransznfinden, muß man sich länger beim Ansehen verweilen-
der flüchtige Betrachter sieht nur die alte bunte Leinwand, nicht das Kunstwerk und
was es darstellt.

Hofvclt Or. G vorig von Jogev 1778-1863,

K. Lyzeal- und Gymnasialrektvr in Speier 1817 — 1862.

Mit zwei Porträten.

Jäger war ein in der Geschichte des pfälzischen Schulwesens hervorragender
Mann: volle 45 Jahre war er Rektor des Gymnasiums und des mit ihm ver-
bundenen Lyzeums in Speyer bis zu seinem 85. Lebensjahre, 58 Jahre stand er
im Dienste des bayerischen Staates, nachdem er vorher mehrere Jahre Privat-
lehrer war, wogegen die Kräfte der meisten heutigen Schulmänner vor der Zeit
verbraucht sind und in Jahrzehnten kaum ein Gymnasiallehrer das 50. Dienstjahr
zurücklegt und mit dem dafür gestifteten Lndwigsorden ausgezeichnet wird?) Da
Jäger auch viele Jahre 2. Vorstand des Historischen Vereins der Pfalz war, so
dürften wohl auch den Lesern des „Pfälzischen Museums" einige Mitteilungen über
den außerordentlichen Mann willkommen sein, nachdem auch die Allgemeine Deutsche
Biographie in dem demnächst erscheinenden 50. Bande seiner gedenken wird.

Jäger war geboren am 8. Mürz 1778 zu Düsseldorf, das damals zu
Pfalzbayern gehörte, als der Sohn einer wackeren Bürgersfamilie, die hinreichende
Mittel besaß, um ihren Kindern eine sorgfältige Erziehung zu teil werden zu lassen.
Seinen Vater verlor er frühzeitig, doch ein biederer Stiefvater sorgte für den
talentvollen Knaben, der von 1790 bis 1797 die Volksschule und das Gymnasium
in seiner Vaterstadt besuchte- 1797 bis 1799 widmete er sich philosophischen Studien.
Er wollte hierauf Theologie studieren und trat deshalb 1799 als Alumnus in das
geistliche Seminar zu Heidelberg ein, das damals noch zur Kurpfalz gehörte, aber
die Kriegsstürme der Zeit vertrieben ihn ans der schön gelegenen Neckarstadt und

5 Im Hof- und Stnatshandbuch des Königreiches Bayern von 1880 ist nur ein einziger
Mittelschullehrer Prof. Hornberger, Prot. R e ti g i o n s l eh re r am Kadettenkorps in München,
aufgeführt, der den Ludwigsorden besitzt- in dem von 1896 befindet sich nur Snbrektor Resser
aus Germersheim.
 
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