99
Mudöerkeiö.
Bett nor mei'm Kind des Köppche hoch/
Das kanns am beschie leide/
Die blunde Zöppcher uff die Bruscbt,
Die Härcher zart wie L>eide.
Wie is sei(n) Kißche hart un schwer —
Ach Gott — mei(n) Kind es fiehlt's net mehr!
Gebbt ihm e Blimmche in die Hand,
E Streißche v>in Viole/
Wie is es froh nn flink gesprung
Die erschte sich se hole.
Wie bloo nn schee(n)/ tneiln) Kind/ guck her —
Ach Gott — mei(n) Mädche sieht's net mehr!
Wie is mei(n) Kind so still und ernscht/
's war doch mei(n) Babbelmailche
Und hott gelacht/ geschwätzt/ gesung,
Kee(n) Ruh gehakt, kee(n) Weilche.
Hör doch/ mei(n) Kind, saa mir was her —
Ach Gott — niei(n) Kind es redd nix mehr!
Drahn mir's nor still und stet enans/
Daß es keesns Schmerz muß leide/
's war jo so brav und so bedng/
So zart zu alle Zelle,
Daß mers nix klaht, kummt's Widder her —
Ach Gott — mei(n) Kind — es kimmt net mehr!
Mei(n) Herz is leer — mei(n) Haus so stumm —
Herrgott/ warum dann nrir? — Warum —
Emil Hans.
Wie Richard Müller als Dichter ein unverfälschter Vertreter der Nordpfalz
ist/ so ist Haas ein solcher der Vorderpfalz. Wenn auch jünger wie Ney steht er
doch schon nn vorgerückten Alter, und da sein
Lebensgang kein alltäglicher war, bietet derselbe
hinreichend Momente, die von allgemeinem In-
teresse sind.
Wenn wir einige derselben veröffentlichen,
so folgen wir zum Teil einer an anderer Stelle
vor Jahresfrist veröffentlichten Mitteilung über
den Dichter, der seit 2 Jahren in Klingenmünster
wohnt.
Haas ist im Jahre 1847 zu Gimmel-
dingen bei Neustadt a. H. geboren. Ausgewachsen
in einem, abwechselnd von Sorgendrnck und
Hoffnungsfrendigkeit erfüllten Elternhaus hat
sein empfindungsvolles Gemüt schon in früher
Zeit Eindrücke bekommen, die einflußreich für
seine Entwicklung und seinen Lebensgang wurden.
Frühzeitig zeigte sich bei ihm eine ausgesprochene
Veranlagung für das Kunstgebiet und haupsäckluch
für Poesie. In seiner Gymnasialzeit erhielt er
durch einsichtsvolle Lehrer reichliche Nahrung für
sein poetisches Bedürfnis und stand schon damals
bei Lehrern und Mitschülern als junger Dichter
in Ansehen.
Eingetretene Familienverhältniffe zwangen
den bereits bis zur obersten Klaffe vorgerückten Gymnasiasten das Weiterstndinm
anfzngeben. Er wurde Soldat und zwar Artillerist in Würzburg.
Da kam das Kriegsjahr 1870/71. Wörth, Sedan, die Belagerung von Paris
haben mit ihren Strapazen und Entbehrungen den Marsjünger immer mehr ge-
festigt, wie überhaupt der Dichter diesem Kriegsjahr den größten Einfluß auf seine
Lebensauffassung znschreibt; denn hier, beständig umgeben von Gefahren und an-
gesichts gefallener und verwundeter Kameraden schwand zwar manche jugendliche
Illusion, aber an ihre Stelle trat eine Widerstandskraft gegenüber den Wider-
wärtigkeiten des Daseins, die ihn im späteren Leben nie verließ. Hier auch keimte
als Produkt von optimistischer Leichtlebigkeit und von tiefernsten Eindrücken jener
gesunde Humor, dem wir hauptsächlich in seinen pfälzischen Dialektgedichten wie
auch im persönlichen Verkehr mit ihm begegnen.
Emil Haas.
Mudöerkeiö.
Bett nor mei'm Kind des Köppche hoch/
Das kanns am beschie leide/
Die blunde Zöppcher uff die Bruscbt,
Die Härcher zart wie L>eide.
Wie is sei(n) Kißche hart un schwer —
Ach Gott — mei(n) Kind es fiehlt's net mehr!
Gebbt ihm e Blimmche in die Hand,
E Streißche v>in Viole/
Wie is es froh nn flink gesprung
Die erschte sich se hole.
Wie bloo nn schee(n)/ tneiln) Kind/ guck her —
Ach Gott — mei(n) Mädche sieht's net mehr!
Wie is mei(n) Kind so still und ernscht/
's war doch mei(n) Babbelmailche
Und hott gelacht/ geschwätzt/ gesung,
Kee(n) Ruh gehakt, kee(n) Weilche.
Hör doch/ mei(n) Kind, saa mir was her —
Ach Gott — niei(n) Kind es redd nix mehr!
Drahn mir's nor still und stet enans/
Daß es keesns Schmerz muß leide/
's war jo so brav und so bedng/
So zart zu alle Zelle,
Daß mers nix klaht, kummt's Widder her —
Ach Gott — mei(n) Kind — es kimmt net mehr!
Mei(n) Herz is leer — mei(n) Haus so stumm —
Herrgott/ warum dann nrir? — Warum —
Emil Hans.
Wie Richard Müller als Dichter ein unverfälschter Vertreter der Nordpfalz
ist/ so ist Haas ein solcher der Vorderpfalz. Wenn auch jünger wie Ney steht er
doch schon nn vorgerückten Alter, und da sein
Lebensgang kein alltäglicher war, bietet derselbe
hinreichend Momente, die von allgemeinem In-
teresse sind.
Wenn wir einige derselben veröffentlichen,
so folgen wir zum Teil einer an anderer Stelle
vor Jahresfrist veröffentlichten Mitteilung über
den Dichter, der seit 2 Jahren in Klingenmünster
wohnt.
Haas ist im Jahre 1847 zu Gimmel-
dingen bei Neustadt a. H. geboren. Ausgewachsen
in einem, abwechselnd von Sorgendrnck und
Hoffnungsfrendigkeit erfüllten Elternhaus hat
sein empfindungsvolles Gemüt schon in früher
Zeit Eindrücke bekommen, die einflußreich für
seine Entwicklung und seinen Lebensgang wurden.
Frühzeitig zeigte sich bei ihm eine ausgesprochene
Veranlagung für das Kunstgebiet und haupsäckluch
für Poesie. In seiner Gymnasialzeit erhielt er
durch einsichtsvolle Lehrer reichliche Nahrung für
sein poetisches Bedürfnis und stand schon damals
bei Lehrern und Mitschülern als junger Dichter
in Ansehen.
Eingetretene Familienverhältniffe zwangen
den bereits bis zur obersten Klaffe vorgerückten Gymnasiasten das Weiterstndinm
anfzngeben. Er wurde Soldat und zwar Artillerist in Würzburg.
Da kam das Kriegsjahr 1870/71. Wörth, Sedan, die Belagerung von Paris
haben mit ihren Strapazen und Entbehrungen den Marsjünger immer mehr ge-
festigt, wie überhaupt der Dichter diesem Kriegsjahr den größten Einfluß auf seine
Lebensauffassung znschreibt; denn hier, beständig umgeben von Gefahren und an-
gesichts gefallener und verwundeter Kameraden schwand zwar manche jugendliche
Illusion, aber an ihre Stelle trat eine Widerstandskraft gegenüber den Wider-
wärtigkeiten des Daseins, die ihn im späteren Leben nie verließ. Hier auch keimte
als Produkt von optimistischer Leichtlebigkeit und von tiefernsten Eindrücken jener
gesunde Humor, dem wir hauptsächlich in seinen pfälzischen Dialektgedichten wie
auch im persönlichen Verkehr mit ihm begegnen.
Emil Haas.