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Verein Historisches Museum der Pfalz [Hrsg.]; Historischer Verein der Pfalz [Hrsg.]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 22.1905

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Nr. 9 (September 1905)
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https://doi.org/10.11588/diglit.29783#0164
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Stallbild beweist. Besser gelingt ihm die Gesamlstimmung, wie bei dem „Waldrand" nnd den
weichen träumerischen Mondlandschaften. A. Egersdörfcrs holländische Landschaft mit Wind-
mühle ist, wenn auch ohne besondere plastische Kraft, in der malerischen Etscheinung packend,' durch
einen Hellen Sonnenblick wird die weite eintönige Ebene, welche durch ferne Sanddünen begrenzt
ist, belebt. Charakteristische Färbung zeigen auch die Bilder vou K. Dussault Waldteich, Tau-
wetter, Abend. Ansprechende Bilder, sorgfältig gemalt und fein beobachtet, bietet Elsbeth Harbers;
Klara Lenz malt ihre Waldpartien breiter und flotter, nur etwas zu flau. Sehr lebhaft in der
Farbe, die etwas an Welti anklingt, ist Rüdisühli in seilten Bildern Hochsommer und Wald-
weg, obwohl ihm freilich nicht alles glückt, wie z. B. das Kornfeld und seine Herbstbilder beweisen.
Das milde glänzende Weiß der Birken hat non jeher das Malerauge entzückt; die beiden Maler
unserer Ausstellung Kreyssig und Stumpf bemühen sich, es wiederzugeben, malen aber beide
stark manieriert, der eine übertreibt die Fleckenwirkung, der andere lägt die Bäume zu skelettartig
erscheinen. C. Spitz und Fritz Wucherer bieteu lins fleißig durchgeführte, auch im Motiv ge-
fällige Landschaften, während G. Nuhns in großer Anzahl ausgestellte Studien meist flüchtig und
oberflächlich behandelt sind und auch teilweise durch trübe und stumpfe Färbung mißfallen. In
recht alter, aber sorgfältiger und gefälliger Art malen Johanna und Nikolai von Astudin ihre
Motive aus der Rheingegend. Brugners und Ranzonis Bilder sind zwar malerisch un-
bedeutend, aber gut gezeichnet, während man von den Oelstudien von Osterode eher das Gegen-
teil sagen kann. An Figurendarstellungen haben wir ein Gartenbild von Martin des Amoignes
von weichem, an Pastell erinnerndem echt französischem Colorit, eine Blumen gießende Dame in
rosafarbigem Kleid darstellend; ferner die beiden Biedermeierbilder von Ella Schulz, die ini
Motiv recht nett erdacht und erfaßt, aber leider etwas unsicher gezeichnet sind, C. Geigers
Phantasteköpfe und Gestalten, deren Colorit besser in Aquarell wirken würde, und als Trachtenbild
August Bauers Markgräflerin. Blumenstilleben bieten uns Resi Borgmann, deren Marschall-
Niel-Rosen in Weichen, angenehmen Tönen gehalten sind, und G. Nuhn, dessen Chrysanthemen
günstiger als seine Landschaften wirken, da die flüchtige Malweise den flattrigen Blättern jener
Blumen entspricht, ferner Courchois in farbig effektvoller Ausführung.

Äiibaliumili eilicr gknanrii geographischen Statistik der Haustijpeu.

Antrag von Prof. Dr. Brenner-Würzburg.

„Zu unserem Antrag, die 5. Sektion des Gesamtvereins möge eine Statistik der Bauernhaus-
formen veranlassen, habe ich folgende Begründung und Ausführung zu geben.

Der große Erfolg einer allgemeinen Umfrage, der in dem Sprachatlas des Deutschen Reiches
niedergelegt ist, legt den Wunsch nahe, andere geschichtliche Erscheinungen in unserem Volksleben
auf Karten zu veranschaulichen. Die alte Anschauung, daß die wichtigsten Typen der Volks-
überlieferungen Ausdruck der Stammesverschiedenheiten seien, daß ihre Grenzen durch die Stammes-
und Gaugrenzeu gegeben seien, hat gerade durch die Kurven des Sprachatlasses einen starken Ltoß
erlitten. Auch die bäuerlichen Haus- und Hofformen hat man vielfach als Stammeseigentünllich-
keitcn bezeichnet, daher Benennungen wie niedersächsisches, fränkisches, alemannisches Haus. Schon
die bisherigen Arbeiten auf diesem Gebiet haben erhebliche Ziveifel an der Richtigkeit solcher Dar-
stellungen geweckt. Ein klarer Einblick in die tatsächlichen Verhältnisse wird aber erst möglich sein,
wenn wir eine umfaffene Erhebung über die geographische Verbreitung der Hauptformen benutzen
können, wenn wir eine Karte der Haustypen besitzen, die an dem Sprachatlas gemessen werden
kann. Durch die Etnzelforschung wie in den Monographien von Milke (Mark), Koßmann (Srbwarz-
wald), Lasius (Friesland), Thiersch nnd Zelt (Altbayern) volkskundlichen Werken über Branschweig
(Andrer), Sachsen (Wuttke), Thüringen (Regel), Baden (E. H. Mayer), Schwaben (Hübler), Oden-
wald (Volck) u. a., durch die umfassenden, vergleichenden Arbeiten von Henning, Meitzen, Mielke
und dem Architektenverband, Banealari, besonders Meringer, in anderer Weise von Heyne und
Stephany, sind sichere Richtlinien für die Einleitung einer Statistik der Typen gegeben. Ohne die
Einzelforschnng, die eigentliche Hausforschung, stören oder überflüssig machen zu wollen, hat diese
Statistik doch ihre besondere Bedeutung, auch ihre besondere Methode. Lüe kann nur die typischen
Hauptmerkmale betonen. Möglicherweise, ja wahrscheinlich wird sie sich selbst zu korrigieren haben,
von vornherein als Typen betrachtete Formen als unwesentlich ausschalten, neue Typen aufstellen
müssen. Da als Hilfsarbeiter für die Erhebung zum großen Teil ungeschulte Laien verwendet
werden müssen, so kann die Fragestellung nicht untechnisch genug in der sprachlichen Form sein.
Ja auch sachlich wird sie vielleicht oft Unwesentliches als Fingerzeig benutzen müssen. L>o ist die
Bedachung mit Schindeln und Steinen gewiß an sich keine typische Bauform, und doch wird sie
uns mit Sicherheit auf den flachen Bau des Daches, den Flachgiebel führen. Zu bedenken ist auch,
daß ursprünglich Unwesentliches für eine Landschaft charakteristisch werden kann, so daß wir daran
sofort den Typus erkennen. Aber auch an sich sind solche landschaftlichen Erscheinungen äußerlicher
Art von Bedeutung, weil sie uns eine geschlossene Gruppe mit gegenseitiger Beeinflussung kennen
 
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