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Verein Historisches Museum der Pfalz [Hrsg.]; Historischer Verein der Pfalz [Hrsg.]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 22.1905

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Nr. 10 u. 11 (Oktober u. November 1905)
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https://doi.org/10.11588/diglit.29783#0168
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gelblicher Farbe. Das vorzügliche Steiumaterial stammt von Trippstadt selbst?)
— Über den, Mittelbau der vorderen Längsfront/ welche früher durch alte Ulmen,
jetzt durch eine leider zu rasch hinaufgewachsene forstbotnnische Anlage südlich über
die Hauptstraße ins Freie schaut, ist in der Frvntspitze das Hacke'sche und Sturm-
feder'sche Allianzwappen mit festlichem Raukeuwerk, darunter ein Spruchband mit
Inschrift und Jahr, kunstvoll in Stein ausgehauen. Als Gegenstück hiezu ist in
der Frontspitze des Msttelrisalits der Rückfront, zu welchem von dem großen um-
mauerten mit Rasenflächen, Boumgruppen und Baumschulen angelegten, im Gelände
abfallenden Schloßgarten eine hohe Freitreppe hinaufführt, eiu von einer Muschel
umgebenes plastisches Ornament, das Auge Gottes in Dreieckform, angebracht.
Die seitlichen Risalits sind mit einfachen Giebeln — Frontspitzen — bekrönt.
Das Dach ist ein Walmdach — 4flächig gegenüber dem gewöhnlichen zweiflächigen
Sattel- oder Giebeldach — und mit Schiefer gedeckt- über dem Mittelrisalit der Border-
und Rückseite ist es zu einem Mansardendach ausgebildet- doch fehlt ihm, wie aus
Nachstehendem begreiflich, sein ursprünglicher Hemmer'scher Blitzableiter.

Vermöge feiner freien Lage auf dem von Wald umfäumten, 430—450 m
hohen Trippstadter Plateau am Westende des langgestreckten großen Höhenortes
macht das Schloß schon aus der Ferne durch seine stattliche Erscheinung einen recht
wirkungsvollen Eindruck, doppelt von dem empfunden, der wie ich nu September 1896
das Gebäude zum erstenmal sah und nun darin wohnen, schalten und walten sollte.

Das Schloß dient nämlich ausschließlich forstlichen Zwecken als Dienst- und
Lehrgebäude für das Kgl. Forstamt Trippstadt und die mit ihm verbundene Kgl.
Waldbauschule, in welcher die jungen Forstbeflisfenen in jeweils bemessener Zahl
unter der Leitung des Kgl. Forstmeisters als Schulvorstand durch besondere Lehr-
kräfte bei vierjährigem Aufenthalt zu ihrem zukünftigen staatlichen Försterberuf —
Betriebsvollzugs-und Forstschntzdieust — theoretisch uiid praktisch Herangebildetwerden.

Im oberen Stockwerke mit herrlicher Aussicht befinden sich außerdem noch
die prächtigen Dienstwohnungen des Kgl. Forstmeisters und des Assessors (Ncben-
beamten)- zu ebner Erde sind, des Guten fast zu viel, auch noch zwei Forstwarte
untergebracht.

Von der Rückseite des Schlosses erblickt man u. a. unweit in nordwestlicher
Richtung hart neben dem Willensteiuerhof diesseits des Movsalbtales auf steilem
Kegel emporragend den immer noch stattlichen Bergfried und das altersgraue
Gemäuer der ehemaligen Doppelburg Willenstein, des alten Stammsitzes der früheren
gleichnamigen Herrschaft.

Die Geschichte des Trippstadter Schlosses und nachmaligen Amtes Trippstadt
beruht auf derjenigen von Burg und Amt Willenstein und bildet deren neuere
Fortsetzung.

Willenstein erscheint schon frühe als Reichsleheu der Grasen zu Leiningen,
welche im ersten Drittel des 12. Jahrhunderts die Besitzung den Herren von
Willenstein in Afterlehen gaben. Als eigentlicher Stifter der Willeusteiner Linie
wird aber erst Marbod ums Jahr 1219 genannt.

Mit dem schon 1347 erfolgten Aussterben dieser Linie fiel das Lehen wieder
an die Leininger zurück. Dieselben behielten es jedoch nicht für sich, sondern gaben
es, nunmehr in zwei Hälften oder Huben, wieder in Afterlehen: die vordere, daher
auch Falkensteiner Hub genannt, an die Grasen von Fnlkenstein, die Hintere oder
Flörsheimer Hub an Frau Agnes von den Stein.

Die Lehenshoheit (dominium directum) über den Falkensteiuer Anteil erlangte
im leiningen'schen Erbschaftsstreit ums Jahr 1481 Kurfürst Philipp von der Pfalz.
So wurden und blieben denn die Falkensteiner Lehenträger der Kurpfalz- als sich

') Geognostisch gehört es den sog. Trippstadt-Karlstalfchichten des oberen Huuptbuntsand-
steins des Pfälzerwaldgebirges an, dessen mittlerer nnd unterer Hanptbnntsandftein durch die
Rehberg- nnd Trifelsschichten bei Annweiler vertreten wird.
 
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