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Pfisterer, Ulrich; Donatello
Donatello und die Entdeckung der Stile: 1430-1445 — München: Hirmer Verlag, 2002

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.57354#0265

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tierten herausragende literarische Werke letztendlich länger währenden
Ruhm als Monumente aus Marmor oder Metall, die irgendwann doch der
Zerstörung anheimfallen. In De ingenuis moribus des Vergerio heißt es
dazu:
Die Erinnerung an Menschen nämlich wie auch alles übrige, was von
Geschlecht zu Geschlecht weitergereicht wird, verschwindet allmählich
und überdauert kaum ein Menschenleben. Was jedoch Büchern anver-
traut ist, bleibt für ewig erhalten, und nicht einmal Malerei, Marmor-
skulptur und Metallguß können solches leisten. Denn tatsächlich unter-
richten sie weder über die Zeitumstände [temporal, noch veranschaulichen
sie leicht die Gemütsbewegungen; sie bilden nur die äußere Haltung ab
und können leicht zugrunde gerichtet werden. Was jedoch mittels Bü-
chern überliefert wird, vermag nicht allein das bisher Vermißte zu leisten,
sondern vermerkt darüber hinaus auch die Gespräche und Gedanken der
Menschen, und kann - sofern es in mehreren Exemplaren verbreitet ist -
auch nur schwer untergehen.212
Fiano zitiert im Rahmen einer Verteidigung der Dichtkunst seine berühm-
ten Quellen - Horaz, dann aber auch Vergil und Statius - explizit:
Wir lesen ß ..| von einer großen Zahl berühmter Männer, die sich aus
unangemessener Ruhmessucht und aus dem Wunsch nach langem ehren-
vollen Gedächtnis ihrer Verdienste heraus zum ewigen Zeugnis dieses
Ruhmes entweder prachtvolle Statuen errichten ließen oder aber Triumph-
bögen aus erlesenem Marmor und mit den Darstellungen ihrer Sieges-
feierlichkeiten. Einige andere-sowohl vergangener als auch unserer Zeit-
waren schon zu Lebzeiten sorgsam darauf bedacht, ihre Grabmäler
durch den Glanz fremdartiger Marmorsorten und die Kunstfertigkeit
berühmter Steinmetze prächtig ausgestalten und jene an einem heraus-
ragenden Ort einer Kirche aufstellen zu lassen. |...] Ewig und unver-
gänglich und alle Zeiten überdauernd sind jedoch |nur| die Schriften der
Dichter. |.. .| Horaz etwa war nicht darauf bedacht, sich durch mensch-
liche Kunstfertigkeit ein aufwendiges und prächtiges Grabmal errichten
zu lassen, welches der nagende Rost der fliehenden Zeit leicht aus-
löscht.213
212 Vergerio, De ingenuis moribus, 120: »Memoria etenim hominum, et quod trans-
mittitur per manus, sensim elabitur, et vix unius hominis aevum exsuperat. Quod autem
libris bene mandatum est, perpetuo manet, nisi pictura forsitan, aut excisio marmorum, aut
fusio metallorum, potest etiam tale quiddam paestare. Verum ea nec signant tempora, nee
fache varietarem indicant motionum, et exteriorem tantum habitum exprimunt, ac labefac-
tari facile possunt. quod autem litteris traditur, non modo haec quae dicta sunt efficit, sed
et sermones quoque notat, et cogitatus hominum effingit, ac, si pluribus exemplariis vulga-
tum est, non facile potest interire.« - Auf S. 103 hatte Vergerio die adhortative Wirkung von
Bildern zugestanden: »Imagines ad aemulationem excitant«.

4. Die Cavalcanti-Verkündigung in S. Croce 265
 
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