Maso zählte in den späteren 1430er und den 1440er Jahren sicherlich zu
den versiertesten Bronzegießern in Florenz und Umgebung. Mit Donatello
und Michelozzo arbeitete er an der Außenkanzel des Prateser Doms eng
zusammen.52 Er lieferte die ersten Elemente für das aufwendige Gitter um
die Cappella del Sacro Cingolo, bevor er 1443 nach einem Streit mit den
Verantwortlichen Prato verließ und nach Florenz ging. Dort war er an so
prestigeträchtigen Aufträgen wie der Sakristeitür für den Dom sowie der
Ausstattung von SS. Annunziata und S. Miniato beteiligt.55 Bei allem tech-
nischen Können scheint sich Maso jedoch für die Entwürfe in großem Maße
der Hilfe und der Vorbilder anderer - voran Donatellos - bedient zu haben.
Masos Kästchen für den Gürtel Mariens, der Hauptreliquie des Prateser
Doms, demonstriert dies exemplarisch (um 1446): Es kombiniert Donatel-
los Idee für die Cantoria - einen Fries tanzender Engel hinter freistehenden
Säulchen - mit dem Volutenaufsatz und geflügelten Kranz der Cavalcanti-
Verkündigung (Abb. 97).2,4 Diese Umdeutungen und neuen Motivkombina-
tionen machen ein entsprechendes Verfahren mit dem Sockelkranz sehr
wahrscheinlich. Denn von Donatello und der Ausnahme Jacopo Bellinis ab-
gesehen, läßt sich nach bisheriger Kenntnis ein gesteigertes Interesse für die
52 Neben der Zusammenfassung bei Rosenauer 1993, 142-146 (mit weiterer Litera-
tur), vgl. noch Harriet McNeal Caplow, »Sculptors’ partnerships in Florence«, in: Studies
in tbe Renaissance, 21 (1974), 145-175, v.a. 165-172.
53 Giuseppe Marchini, »Di Maso di Bartolommeo e d’altri«, in: Commentari, 3 (1952),
108-127, und Alberto Busignani, »Maso di Bartolomeo, Pasquino da Montepulciano e gli
inizi di Andrea Verrocchio«, in: Antichitä viva, 1 (1962), 35-39, zum Gitter der Cappella
del Sacro Cingolo. - Giuseppe Marchini, »Maso di Bartolommeo, aiuto di Donatello«, in:
Storia e Arte, 7 (1966), 7-27; Giuseppe Marchini, »Maso di Bartolommeo«, in: Donatello
e il suo tempo 1968, 235-243; Giorgio Bonsanti, »Maso di Bartolommeo«, in: Donatello
e i suoi 1986; Janez Höfler, »Maso di Bartolommeo in Dubrovnik (1455/56). Zur Biogra-
phie des Florentiner Bronzegießers«, in: Mitt. Florenz 28 (1984), 389-394; Höfler
1988. - Für die Jahre zwischen 1448 und 1455 hat sich der Libro di Ricordi Masos erhal-
ten, Prato, Bibi. Roncioniana, Cod. 388, R-V-14 (1448-1449), und BNCF, Ms. Baldovi-
netti 70 (1449-1455); vgl. die unzuverlässigen Publikationen von Charles Yriarte in:
Gazette des Beaux-Arts, 23 (1881), 427-434, und ebd. 24 (1881), 141-155, und ders.,
Livre de Souvenir de Maso di Bartolommeo, Paris 1894 (dazu Höfler 1988 und Harriet
McNeal, »Workshops and Partnerships«, in: Verrocchio 1992, 357-359). - Die nördliche
Sakristeitür des Florentiner Doms, die ursprünglich Donatello fertigen sollte, wurde nach
dessen Entwurfsmodell (so überzeugend Volker Herzner, »Donatello und die Sakristei-
Türen des Florentiner Domes«, in: Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte 29 11976], 53-63)
in Kooperation von Luca della Robbia, Michelozzo und Maso ausgeführt (Pöpe-Hennessy
1980, 67-72, 258-261 und Index, mit unberechtigter Kritik an Herzner); Haines 1983,
223-225; wenig ergiebig Yael Even, »The sacristy portals: Cooperation at the Florentine
cathedra!«, in: Source, 6/3 (1987), 7-13.
54 Zuletzt Giorgio Bonsanti, »Cassetta della Sacra Cintola«, in: Donatello e i suoi
1986,189-191.
350 VI. Donatellos Bronze-David als neuer Kanon
den versiertesten Bronzegießern in Florenz und Umgebung. Mit Donatello
und Michelozzo arbeitete er an der Außenkanzel des Prateser Doms eng
zusammen.52 Er lieferte die ersten Elemente für das aufwendige Gitter um
die Cappella del Sacro Cingolo, bevor er 1443 nach einem Streit mit den
Verantwortlichen Prato verließ und nach Florenz ging. Dort war er an so
prestigeträchtigen Aufträgen wie der Sakristeitür für den Dom sowie der
Ausstattung von SS. Annunziata und S. Miniato beteiligt.55 Bei allem tech-
nischen Können scheint sich Maso jedoch für die Entwürfe in großem Maße
der Hilfe und der Vorbilder anderer - voran Donatellos - bedient zu haben.
Masos Kästchen für den Gürtel Mariens, der Hauptreliquie des Prateser
Doms, demonstriert dies exemplarisch (um 1446): Es kombiniert Donatel-
los Idee für die Cantoria - einen Fries tanzender Engel hinter freistehenden
Säulchen - mit dem Volutenaufsatz und geflügelten Kranz der Cavalcanti-
Verkündigung (Abb. 97).2,4 Diese Umdeutungen und neuen Motivkombina-
tionen machen ein entsprechendes Verfahren mit dem Sockelkranz sehr
wahrscheinlich. Denn von Donatello und der Ausnahme Jacopo Bellinis ab-
gesehen, läßt sich nach bisheriger Kenntnis ein gesteigertes Interesse für die
52 Neben der Zusammenfassung bei Rosenauer 1993, 142-146 (mit weiterer Litera-
tur), vgl. noch Harriet McNeal Caplow, »Sculptors’ partnerships in Florence«, in: Studies
in tbe Renaissance, 21 (1974), 145-175, v.a. 165-172.
53 Giuseppe Marchini, »Di Maso di Bartolommeo e d’altri«, in: Commentari, 3 (1952),
108-127, und Alberto Busignani, »Maso di Bartolomeo, Pasquino da Montepulciano e gli
inizi di Andrea Verrocchio«, in: Antichitä viva, 1 (1962), 35-39, zum Gitter der Cappella
del Sacro Cingolo. - Giuseppe Marchini, »Maso di Bartolommeo, aiuto di Donatello«, in:
Storia e Arte, 7 (1966), 7-27; Giuseppe Marchini, »Maso di Bartolommeo«, in: Donatello
e il suo tempo 1968, 235-243; Giorgio Bonsanti, »Maso di Bartolommeo«, in: Donatello
e i suoi 1986; Janez Höfler, »Maso di Bartolommeo in Dubrovnik (1455/56). Zur Biogra-
phie des Florentiner Bronzegießers«, in: Mitt. Florenz 28 (1984), 389-394; Höfler
1988. - Für die Jahre zwischen 1448 und 1455 hat sich der Libro di Ricordi Masos erhal-
ten, Prato, Bibi. Roncioniana, Cod. 388, R-V-14 (1448-1449), und BNCF, Ms. Baldovi-
netti 70 (1449-1455); vgl. die unzuverlässigen Publikationen von Charles Yriarte in:
Gazette des Beaux-Arts, 23 (1881), 427-434, und ebd. 24 (1881), 141-155, und ders.,
Livre de Souvenir de Maso di Bartolommeo, Paris 1894 (dazu Höfler 1988 und Harriet
McNeal, »Workshops and Partnerships«, in: Verrocchio 1992, 357-359). - Die nördliche
Sakristeitür des Florentiner Doms, die ursprünglich Donatello fertigen sollte, wurde nach
dessen Entwurfsmodell (so überzeugend Volker Herzner, »Donatello und die Sakristei-
Türen des Florentiner Domes«, in: Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte 29 11976], 53-63)
in Kooperation von Luca della Robbia, Michelozzo und Maso ausgeführt (Pöpe-Hennessy
1980, 67-72, 258-261 und Index, mit unberechtigter Kritik an Herzner); Haines 1983,
223-225; wenig ergiebig Yael Even, »The sacristy portals: Cooperation at the Florentine
cathedra!«, in: Source, 6/3 (1987), 7-13.
54 Zuletzt Giorgio Bonsanti, »Cassetta della Sacra Cintola«, in: Donatello e i suoi
1986,189-191.
350 VI. Donatellos Bronze-David als neuer Kanon