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Pfisterer, Ulrich; Donatello
Donatello und die Entdeckung der Stile: 1430-1445 — München: Hirmer Verlag, 2002

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.57354#0430

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VII. Die > Wahrheit* der christlichen Kunst:
Donatellos Johannes der Täufer in Venedig

1. Donatellos Johannes und die Scuola dei Fiorentini
1972 brachte eine Restaurierung der hölzernen Johannes-Statue Donatel-
los, die seit 1909 in der Kapelle rechts des Hauptchors von S. Maria Glo-
riosa dei Frari (Venedig) in einem cinquecentesken Polyptychon steht, die
ursprüngliche Inschrift am Sockel wieder zutage: »MCCCCXXX / VIII /
OPVS DONATI DE / FLO / RENTIA« (Abb. 136).1 Die neue und zweifels-
freie Datierung 1438 rückte das Werk im Widerspruch zur bislang allgemein
akzeptierten Einschätzung als Spätwerk Donatellos - vergleichbar etwa der
hölzernen Magdalena in Florenz oder dem Bronze-Johannes in Siena
(Abb. 137, 138) - um rund 15 Jahre nach vorne. Obwohl die einschneiden-
den Konsequenzen dieser Verschiebung für die Stilentwicklung Donatellos
erkannt wurden, blieb das Interesse an dem Stück gering.2 So kommt es
etwa, daß selbst die jüngst erschienenen Werkkataloge noch nicht einmal
die Jahreszahlen der relevanten und längst publizierten Dokumente dazu
richtig zusammenstellen, geschweige denn eine Interpretation versuchen.3
»Felices sunt qui imitantur lohannem«
Hölzerne, farbig gefaßte Statuen des Vorläufers Christi waren zu Beginn des
Quattrocento in Mittelitalien, Donatellos potentiellem Kenntnisbereich,
vor allem in Siena und Umgebung keine Seltenheit (Abb. 139).4 Und auch
1 Wolters 1974a; Restaurierungsbericht von Valcanover 1979, der auch am aus-
führlichsten die spätere Fortuna der Statue referiert.
~ Strom 1979 und Deborah Strom, »A new chronology for Donatello’s wooden sculp-
ture«, in: Pantheon, 38 (1980), 239-248, deren Vorschlag, nun auch die Magdalena vor-
zudatieren, nicht überzeugt; Ames-Lewis 1979; Parronchi 1980, 93-99; Rosenauer
1989.
’ Rosenauer 1993, 192 (1437 statt 1436); Pope-Hennessy 1993, 137-140 (1435
statt 1436); Poeschke 1990, 1 10, und Avery 1991,96, ohne genauere Angaben.
4 Beispiele dafür: Johannes, Paris, Musee de Cluny, Ende 14. Jh. (Jacopo della Quercia
1977, 162); Giovanni di Turino, Johannes, Montalcino, Museo Civico e d’Arte Sacra, zw.
1416 und Anfang 20er Jahre (Scultnra Dipinta 1987, 169-171); Domenico di Niccolö dei
Cori, Johannes, 1418—23, Siena, Pinacoteca (Richter 1986, Abb. 2); Jacopo della Quer-
cia, Johannes, Siena, S. Giovanni, ca. 1430 (Beck 1991, Bd.l, 186f.); ein möglicherweise
sienesischer Johannes, Mitte des 15. Jhs., London Victoria & Albert Museum, (Pope-
Hennessy 1964, Bd. l, 256, Kat. 276). - Allgemein zur Holzskulptur in Siena Scultnra
Dipinta 1987, in Lucca Scultnra lignea 1995. - Dagegen scheint Donatellos Technik, einen

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