dukten bereichert wird; und es ist die Leistung Herr von Stengels um so mehr zu achten,
als dieser Hof in der unfruchtbarsten Gegend von lauter Flugsand liegt. Es kostete
Anstrengung, unermüdeten Fleiß und große Auslagen, diese öde Gegend zu dem zu
machen, was sie ist" [MGB1 a.a.O.]. Von dieser reinen Schönrednerei stammt die populäre
und oft wiederholte Meinung, daß das von Herrn von Stengel gekaufte Land zuvor eine
reine Sandwüste gewesen sei. Daß dem nie so war, haben wir oben aufgezeigt, ebenso wie
Herr Stengel zu seinem Grundbesitz gekommen ist. Zudem hätte einem Steuerschätzer
auffallen müssen, daß es unmöglich ist, in maximal 4 bis 6 Jahren aus einer öden Sandwü-
ste Äcker, Weinberge und Obstgärten in vollem „Flohr" zu machen. Schmuck hat hier
dem Baron von Stengel zu Gefallen geredet.
Daß hingegen der leichte Boden des „Sandes" ständiger Düngung bedurfte, wenn er Erträ-
ge bringen sollte, war schon seit jeher bekannt und von den Vorbesitzern berücksichtigt
worden. Übrigens hatten die Seckenheimer Bauern schon im 18. Jahrhundert — also viel
früher als gemeinhin angenommen - die Jauche aus den Dunggruben der Stadt Mann-
heim auf ihre Äcker geholt. Zu diesem Zweck pachtete Herr von Stengel bereits 1772 14
Morgen Neckarauer Herrenwiesen und 24 Morgen Fronäcker, die seinem Gute benachbart
waren, von der Hofkammer, um darauf Futterpflanzen für sein Vieh zu ziehen, dessen
Dung für die leichten Böden seines Gutes bestimmt war [MGB1 a.a.O.].
Für die Viehställe mußte ihm die Gemeinde Seckenheim 50 Eichenstämme, für die Umzäu-
nung der Weiden 2260 Pfosten und 5650 Stangen aus ihren Gemeindewaldungen kostenlos
liefern [229/96431 v. 11.11.1772]! 1775 kaufte er 500 Obstbaumschößlinge und 17761egte
er beim Relaishaus einen Weingarten an. Diese Neuanlagen wurden mit Weidengeflecht
eingezäunt und so vor Wildfraß geschützt. Die 300 großen Büschel Weidenruten erhielt er
von der Seckenheimer Allmend im „hinteren Ried" und aus dem herrschaftlichen „Back-
ofen" - auch unentgeltlich - und 1785 lieferte man ihm 12 Wagen Dornengestrüpp zu
einem festen Hag fürs Vieh [229/96431]. Daneben spekulierte der Baron auch mit Holz,
indem er Ackerland aufforstete. 1772 bezog er 2500 junge Pappeln und Weiden, schnell-
wüchsiges Gehölz, die er auf seine Wiesen im Ried und sogar auf seinen „ in der Nähe des
orths habende Masse Feldstücken" anpflanzen ließ [229/96431 v. 29.1.1772]. Etwas spä-
ter legte er die „40 Morgen" [F1N 167] zu Forlenwald an, den er 1795 als 16 bis 20jähriges
Stangenholz schlagen ließ und verkaufte. Im gleichen Jahr wurden auch „bei den drei Rie-
sten" die „28 Morgen" abgeholzt [229/96428].
1790 wurden die Güter Stengels in ein Lehensgut ungewandelt und nach dem Tod des Frei-
herrn 1804 gegen 5.400 fl wieder freigekauft. Im gleichen Jahr ging das gesamte von Sten-
gel'sche Erbe in das Eigentum des Freiherrn von Hacke über. Dieser trennte sich jedoch
sofort vom eigentlichen Stengelhof und einem Teil des dazugehörigen Landes und ver-
kaufte ihn an Josef Wellenreuther, den Wirt zum „Goldenen Ochsen" in Mannheim, um
8.350 fl. Die Familie Wellenreuther behielt den Stengelhof bis 1848; in diesem Jahr kauf-
ten ihn die Seckenheimer Landwirte Erny und Böhles gemeinsam für nur 4.000 fl und teil-
ten den Hof in zwei Anwesen. 1852 kaufte der Seckenheimer Bauer Jakob Marzenell
Ernys Hälfte um 6.000 fl; 1876 kaufte sein Sohn die andere von Böhles dazu. Bis zum heu-
tigen Tag sitzen die Nachkommen dieses Jakob Marzenells auf dem ehemaligen Stengelhof
[nach den Recherchen von Alfred Diesbach in: Volkstimme Nr. 126 vom 11.5.1930].
Wieviel Menschen lebten nun auf dem „Sand"? 1771 meldete der Seckenheimer katholi-
sche Pfarrer Eichhorn drei Höfe: den linksrheinischen Riedhof, den Backhof und das
Relaishaus mit 10 Personen; 1783 waren der Stengel- und der Kießler Hof dazugekom-
mem und insgesamt sechs Familien mit 26 Personen ansässig [KPfASe 17d]. Mit diesen
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als dieser Hof in der unfruchtbarsten Gegend von lauter Flugsand liegt. Es kostete
Anstrengung, unermüdeten Fleiß und große Auslagen, diese öde Gegend zu dem zu
machen, was sie ist" [MGB1 a.a.O.]. Von dieser reinen Schönrednerei stammt die populäre
und oft wiederholte Meinung, daß das von Herrn von Stengel gekaufte Land zuvor eine
reine Sandwüste gewesen sei. Daß dem nie so war, haben wir oben aufgezeigt, ebenso wie
Herr Stengel zu seinem Grundbesitz gekommen ist. Zudem hätte einem Steuerschätzer
auffallen müssen, daß es unmöglich ist, in maximal 4 bis 6 Jahren aus einer öden Sandwü-
ste Äcker, Weinberge und Obstgärten in vollem „Flohr" zu machen. Schmuck hat hier
dem Baron von Stengel zu Gefallen geredet.
Daß hingegen der leichte Boden des „Sandes" ständiger Düngung bedurfte, wenn er Erträ-
ge bringen sollte, war schon seit jeher bekannt und von den Vorbesitzern berücksichtigt
worden. Übrigens hatten die Seckenheimer Bauern schon im 18. Jahrhundert — also viel
früher als gemeinhin angenommen - die Jauche aus den Dunggruben der Stadt Mann-
heim auf ihre Äcker geholt. Zu diesem Zweck pachtete Herr von Stengel bereits 1772 14
Morgen Neckarauer Herrenwiesen und 24 Morgen Fronäcker, die seinem Gute benachbart
waren, von der Hofkammer, um darauf Futterpflanzen für sein Vieh zu ziehen, dessen
Dung für die leichten Böden seines Gutes bestimmt war [MGB1 a.a.O.].
Für die Viehställe mußte ihm die Gemeinde Seckenheim 50 Eichenstämme, für die Umzäu-
nung der Weiden 2260 Pfosten und 5650 Stangen aus ihren Gemeindewaldungen kostenlos
liefern [229/96431 v. 11.11.1772]! 1775 kaufte er 500 Obstbaumschößlinge und 17761egte
er beim Relaishaus einen Weingarten an. Diese Neuanlagen wurden mit Weidengeflecht
eingezäunt und so vor Wildfraß geschützt. Die 300 großen Büschel Weidenruten erhielt er
von der Seckenheimer Allmend im „hinteren Ried" und aus dem herrschaftlichen „Back-
ofen" - auch unentgeltlich - und 1785 lieferte man ihm 12 Wagen Dornengestrüpp zu
einem festen Hag fürs Vieh [229/96431]. Daneben spekulierte der Baron auch mit Holz,
indem er Ackerland aufforstete. 1772 bezog er 2500 junge Pappeln und Weiden, schnell-
wüchsiges Gehölz, die er auf seine Wiesen im Ried und sogar auf seinen „ in der Nähe des
orths habende Masse Feldstücken" anpflanzen ließ [229/96431 v. 29.1.1772]. Etwas spä-
ter legte er die „40 Morgen" [F1N 167] zu Forlenwald an, den er 1795 als 16 bis 20jähriges
Stangenholz schlagen ließ und verkaufte. Im gleichen Jahr wurden auch „bei den drei Rie-
sten" die „28 Morgen" abgeholzt [229/96428].
1790 wurden die Güter Stengels in ein Lehensgut ungewandelt und nach dem Tod des Frei-
herrn 1804 gegen 5.400 fl wieder freigekauft. Im gleichen Jahr ging das gesamte von Sten-
gel'sche Erbe in das Eigentum des Freiherrn von Hacke über. Dieser trennte sich jedoch
sofort vom eigentlichen Stengelhof und einem Teil des dazugehörigen Landes und ver-
kaufte ihn an Josef Wellenreuther, den Wirt zum „Goldenen Ochsen" in Mannheim, um
8.350 fl. Die Familie Wellenreuther behielt den Stengelhof bis 1848; in diesem Jahr kauf-
ten ihn die Seckenheimer Landwirte Erny und Böhles gemeinsam für nur 4.000 fl und teil-
ten den Hof in zwei Anwesen. 1852 kaufte der Seckenheimer Bauer Jakob Marzenell
Ernys Hälfte um 6.000 fl; 1876 kaufte sein Sohn die andere von Böhles dazu. Bis zum heu-
tigen Tag sitzen die Nachkommen dieses Jakob Marzenells auf dem ehemaligen Stengelhof
[nach den Recherchen von Alfred Diesbach in: Volkstimme Nr. 126 vom 11.5.1930].
Wieviel Menschen lebten nun auf dem „Sand"? 1771 meldete der Seckenheimer katholi-
sche Pfarrer Eichhorn drei Höfe: den linksrheinischen Riedhof, den Backhof und das
Relaishaus mit 10 Personen; 1783 waren der Stengel- und der Kießler Hof dazugekom-
mem und insgesamt sechs Familien mit 26 Personen ansässig [KPfASe 17d]. Mit diesen
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