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stöckigen Häuschen sollten genügend Gartenland um sich haben, damit die Eigentümer in
eigenem Grund und Boden verwurzeln und im Nebenerwerb einen Großteil ihrer Nahrung
selbst erzeugen könnten. Dazu waren neben den großen Gärten Schweineställe und Hüh-
nerhöfe vorgesehen.

In zäher Arbeit und gegen die anfängliche Skepsis der Ortsbewohner schufen sich die
ersten Siedler ihr Heim in den Doppelhäuschen in der „Waldspitze" und in den Einzelhäu-
sern des „Dünen- und Spargelwegs" und „Zur Waldau". Diese ersten Siedler des Anfangs
erhielten ständig Zuzug, so daß bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges auch der „Heck-
weg" bis an die Straßenkreuzung, „Am Sandhang" und „Am Römerbrunnen" parzelliert
und bebaut waren.

Mit dem Autobahnbau 1934/35 war die abgeschiedene Waldsiedlung nicht nur an die
allermodernste Verkehrsader versetzt, sondern es eröffneten sich auch mit den umfangrei-
chen Baumaßnahmen bisher ungeahnte historische Perspektiven. Als nämlich der Wald
zwischen Holzweg und der alten Landstraße nach Schwetzingen („Am Dünenrand" und
„Steinzeugstraße") abgeholzt und die Dünen abgetragen wurden, kamen unter dem Flug-
sand bedeutende Reste aus zwei vorgeschichtlichen Epochen zum Vorschein: einmal einige
jungsteinzeitliche Brandgräber aus der Zeit der Bandkeramik. Diese jungsteinzeitliche
Ackerbaukultur strahlte zwischen 3000 und 2500 v. Chr. aus dem Donauraum nach Süd-
westdeutschland aus. Die in Suebenheim gefundenen Brandgräber bilden für die bandke-
ramische Bauernkultur nicht nur eine Ausnahme in der Bestattungsweise - da in dieser
Kultur sonst Körperbestattung üblich war - sondern sind auch durch auffallende Grab-
beigaben ausgezeichnet: Neben je einem bandverzierten Gefäß pro Grab fanden sich kan-
tig geschliffene Roteisenstücke, deren Abrieb der Körperbemalung diente, und eine stei-
nerne Feldhacke, ein deutlicher Hinweis auf den Ackerbau dieser Kultur [AKb HD-MA,
Bd. I, S. 140].

Der noch bedeutendere Fund ist über zweieinhalb Jahrtausende später anzusetzen; denn er
gehört in die römische Kaiserzeit, als die Römer unsere Heimat beherrschten (90-250 n.
Chr.). Die Funde rühren von einer dörflichen Ansiedlung der Neckarsueben her, die als
erste Germanen unsere Gegend besiedelt und in Lopodunum/Ladenburg ihren Hauptort
hatten. Von dieser „neckarsuebischen Ansiedlung" fand man „die Rollsteinfundamente
eines 8 x 4 m großen rechteckigen Baues, dessen Inneres durch eine Zwischenwand unter-
teilt war, und eine ganze Reihe kleiner, zumeist gleich ausgerichteter Grubenhäuser, die
wohl als Wirtschaftsgebäude gedient haben. Diese Häuser waren ungefähr 0,30-0,50 m
in die Erde eingetieft, besaßen in der Regel 6 Pfostenlöcher und waren 2-2,5 X 3-3,5 m
groß. Eines von ihnen barg eine beträchtliche Anzahl von Webgewichten und größere ver-
kohlte Stücke geformten Holzes, die vielleicht vom Webebaum herrühren" [Dr. E. Gro-
pengießer in : AKb HD-MA Bd. 1, S. 150, 1966].

Professor Hermann Gropengießer, dem diese Entdeckungen zu verdanken sind, fand auch
holzverschalte und gemauerte Brunnen „dieser ersten im unteren Neckarland aufgedeck-
ten frühgermanischen Siedlung". Auf seine Veranlassung wurde zur Erinnerung an dieses
neckarsuebische Dorf ein Brunnen hochgemauert und der bis dahin namenlosen jungen
Siedlung der Name „Suebenheim" gegeben. So zeigte sich der Boden des jüngsten Secken-
heimer Ortsteils als der Platz der ältesten Zeugnisse des Ackerbaus, der Steinbauweise und
der Weberei auf unserer Gemarkung. Ein historischer Zusammenhang dieser alten
Ansiedlungen untereinander oder gar mit der jetzigen besteht natürlich nicht. Das römer-
zeitliche Dorf war nach 150jähriger Siedlungsdauer um 260 n. Chr. wegen des großen Ale-
manneneinfalls verlassen worden und verfallen. Der wandernde Flugsand der Rheinsana-
dünen überdeckte seine Reste allmählich. Zur Frankenzeit, als Seckenheim gegründet wur-

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