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ein Teilungsvertrag geschlossen, in dem die beiden Ruprechte folgende Teile der Pfalz-
grafschaft erhielten: Heidelberg Burg und Stadt, Dilsberg, Stolzeneck, Obrigheim, Steins-
berg, Hilsbach, Wiesloch, Nußloch, Rohrbach, Bergheim, Neuenheim, Plankstadt, Of-
tersheim, Walldorf, Seckenheim, Mannheim, das Kloster zu Schönau, das Stift Neuburg,
das Kloster Bruchhausen, Lochheim, Pleikartsforsterhof, die Hardt (gemeint ist der
Hardtwald zwischen Hockenheim und Schwetzingen), Alzey, Lindenfels, Stromberg,
Fürstenberg, Reichenstein, Bacharach, Diebach, Rheinbull, Lampertheim, Käfertal,
Wallstadt, Heddesheim, Hege, Hohensachsen, Großsachsen, Scharhof und Sandhofen
„vnd alles das zu den vorigen vesten vnd dorffen gehöret" [RPfRh 1, Nr. 2173 und
67/866]. Da Ruprecht I. nach dem Tode Rudolfs II. 1353 Pfalzgraf wurde, sind in dieser
Liste schon diejenigen Teile der Pfalzgrafschaft vorweggenommen, die dann nach der
Forderung der Goldenen Bulle von 1356 die unteilbaren Pfälzer Kurlande bilden sollten,
das „Kurpräzipuum". Nach der Goldenen Bulle wurden Pfalzgraf Ruprecht I. und seine
Nachfolger in der Pfalzgrafschaft als Witteisbacher der älteren Linie endgültig Kurfür-
sten. Um eine Zersplitterung der Stimmen zu verhüten, schrieb man die Kurstimme
bestimmten Landstrichen zu, den Kurlanden, die nicht mehr unter Erbteilungen fallen
durften. Seckenheim gehörte seit der Mitte des 14. Jahrhunderts in diesen Kernraum der
Pfalz und war als Bestandteil der Pfälzer Kurlande endgültig mit dem Schicksal der Kur-
pfalz verbunden.

1.2. Schultheiß, Schöffen und Gemeinde

Mag auch der Landesherr und der staatliche Gestaltungsprozeß der Kurpfalz das Schick-
sal eines Dorfes wie Seckenheim bestimmt haben, das Dorf als solches jedoch war in der
Gemeinde - communitas -längst als genau umgrenzte Rechtsgemeinschaft vorhanden;
ja die Elemente der dörflichen Selbstverwaltung, wie sie sich ganz früh in der Mark, der
Allmende oder dem Hubgericht schon herausgebildet hatten, wurden von der entstehen-
den Territorialgewalt respektiert und benutzt genauso wie die vorhandenen Gemeindeäm-
ter des Schultheißen und der Schöffen. Das ist gerade im 13. Jahrhundert augenfällig. In
dieser Zeit bedienten sich die Pfalzgrafen bei ihrer Herrschaftsbildung ungeniert der vor-
handenen Rechtsorgane der Gemeinden. So treten in den Urkunden des 13. Jahrhunderts
die Dorf- oder Hubgerichte oder auch mehrere Sclfultheißen von benachbarten Dörfern
als rechtssetzende Instanzen auf. Dabei hat der Herold (praeco), der Vogt (advocatus)
°der der Schultheiß (scultetus) des neugegründeten Heidelberg häufig den Pfalzgrafen zu
vertreten, was sich unter anderem auch darin zeigt, daß er zur Siegelung das pfalzgräfliche
Xj? benutzte [vgl. M. Schaab, Die Entstehung des pfälzischen Territoriums, ZGO 106,

. Seite 233 ff.], das daher auch das erste Heidelberger Stadtsiegel wurde,
fieser Übung verdanken wir auch die Namen von Schultheißen aus dem 13. Jahrhundert;
14*8t h n wurden nacn der zügigen Ausbildung von pfälzischen Verwaltungsorganen im
der |lrhundert die Schultheißen nicht mehr in dieser Weise benötigt, und so blieben
treten Namen unbekannt. Drei Seckenheimer Schultheißen und eine Anzahl von Schöffen
tus 2 "^ln Urkunden des 13. Jahrhunderts entgegen: Im Jahre 1230 ist „ ortliebus sculte-
kolk SlCtenheim" ~ 0rtlieb> Schultheiß von Seckenheim - Zeuge neben seinem Amts-
das jxf11 holt von Feudenheim bei der Schenkung einer Au am Rhein bei Scharhof an
ster ^hönau [RPfRh 1, Nr. 340 und 67/1302, Seite 118].

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