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als einen Glücksfall für seine Konzeption betrachten. Denn für die Pfalz ist diese Schlacht
Höhepunkt und epochebildend zugleich - im Guten wie im Bösen. Das war den Zeitge-
nossen, den Handelnden und den Betroffenen, und der Nachwelt sehr lange bewußt.
Kaum ein Ereignis der Pfälzer Geschichte hat solch einen vielseitigen literarischen Nieder-
schlag erfahren in der gleichzeitigen Geschichtsschreibung, in der gelehrten Hofpoesie, in
Volksliedern namenloser Verfasser und in der historischen Legendenbildung.

2.2.2. DIE PFALZ BIS ZUR SCHLACHT BEI PFEDDERSHEIM 1460

Unter Ruprecht I. (1353 - 1390) Erlangung der Kurwürde und Erweiterung der Pfalz ums
Doppelte (Oppenheim, Kaiserslautern, Germersheim, Sinsheim und die Neckarpfalz),
1386 Gründung der Heidelberger Universität.

Ruprecht III. (1398 - 1410) wurde 1400 deutscher König. Er teilte die Pfalz unter seine vier
Söhne und begründete damit die Nebenlinien des wittelsbachischen Hauses, von den baye-
rischen Zweigen abgesehen. Neben Kurpfalz wird Pfalz-Zweibrücken das wichtigste Terri-
torium.

Unter Ludwig III. (1410-36) und seinem Sohn Ludwig IV. (1436-49) erfolgte eine ruhi-
ge Entwicklung des Landes.

Beim Tod Ludwigs IV. war sein Sohn und Erbe Philipp 13 Monate alt. Ludwigs Bruder
Friedrich I. machte sich zum Kurfürsten mit dem Versprechen, seinen Neffen nachfolgen
zu lassen. Kaiser Friedrich III. (1439- 1490) als oberster Lehensherr verwarf diese Rege-
lung und tat Friedrich in die Reichsacht, was zu heftigen Kriegen und dabei auch zur
Schlacht bei Seckenheim führte.

Entscheidend für die Pfalz jedoch war das Verhältnis zu Mainz, dem hauptsächlichen
Rivalen im mittelrheinischen Raum. Im März 1460 erklärte Diether von Isenburg, der Erz-
bischof von Mainz, dem Pfälzer Kurfürsten den Krieg und begann, ein großes Heer zu
sammeln. Kurfürst Friedrich schritt nun zur Offensive und fing an, am 18. April das kur-
mainzische Schloß Schauenburg oberhalb von Dossenheim zu belagern. Diese Burg bildete
mit Dossenheim und Handschuhsheim zusammen das Mainzische Amt Schauenburg. Bin-
nen 5 Tagen wurde das Schloß von den Pfälzern erobert und vollständig dem Erdboden
gleichgemacht. Die beiden Dörfer Dossenheim und Handschuhsheim wurden mit der
Pfalz vereinigt. Wir wollen diesen Vorgang besonders im Auge behalten; denn im 30-jäh-
rigen Krieg und danach wurde Seckenheim fälschlicherweise mit dem Amt Schauenburg
verbunden und für eine Zeit von der Pfalz abgetrennt.

Nun konnte der Kurfürst im Juni 1460 eine Entscheidungsschlacht ins Auge fassen. Em
Teil der Mainzer hatte sich mit dem verbündeten Grafen Emich von Leiningen in Klein-
bockenheim bei Pfeddersheim verschanzt, worin der Kurfürst seine Chance sah. M»
12.000 Mann, darunter 2.000 Reitern, brach er nach Pfeddersheim auf. Auch seine Feinde
suchten den Kampf: der Erzbischof von Mainz, Ludwig von Veldenz und die Grafen vo
Leiningen rückten ihrerseits mit 8.000 Mann heran, um den belagerten Ort zu entsf,tze£
Am 4. Juli 1460 kam es zwischen beiden Heeren zur entscheidenden Schlacht, die Fried-
rich dank seiner überlegenen Feldherrnkunst triumphal gewann. Die Besiegten er%°sS
sich in grenzenloser Flucht, während die Sieger eine Wagenburg von über 1.0001 wa^
erbeuteten. Am 17. Juli ergab sich Pfeddersheim. Diese Reichsstadt wurde der ptalz
verleibt. Unter demütigenden Bedingungen mußte der Mainzer Erzbischof mit seinen
desgenossen vor dem Pfalzgrafen erscheinen und die Friedensbedingungen ann
Neben der ungeheueren Kriegsbeute behielt die Pfalz das Amt Schauenburg und verp

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