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kauft. Beide Söhne Carl und Hermann wuchsen früh in das Handwerk und in das
Geschäft hinein. In den zwanziger Jahren hatte die Firma dreißig Beschäftigte und dehnte
sich, ausgehend von ihrem alten Standort, auf Nachbargrundstücke aus. In diesen Jahren
baute die Firma Lochbühler den ersten Lastenaufzug bei der AG für Tabakhandel in
Edingen. Gleichzeitig wurden auch die ersten Tabakballenpressen ins Fertigungspro-
gramm aufgenommen. Auch das Brückengeländer der neuen Neckarbrücke wurde von der
Firma Lochbühler gefertigt. Als Ludwig Lochbühler 1932 starb, übernahm Carl das
Geschäft; Hermann hatte sich bereits 1926 selbständig gemacht. Mit der Flexibilität, die
immer wieder auf neue technische Entwicklungen einging, dehnte Carl Lochbühler das
Fertigungsprogramm der Firma auf alle Geräte für Verfrachtung aus. Tabakballenpres-
sen, Stapelaufzüge, Sortierbänder, Tabakkarren und -abfallreinigungsmaschinen wurden
hergestellt. Aus der Herstellung der Elektrostapler entstand der spätere Aufzugbau. Auch
der zweite Zweig, nämlich die Fahrzeuge, dehnte sich aus. Die Firma Lochbühler vertrieb
NSU-Motorräder und Opel-Personenkraftwagen. Die damals typische Art.wie Seckenhei-
mer Bäuerinnen und Bauern ins Feld fuhren, nämlich auf einem Leichtmotorrad mit ein-
gehängter Gabel oder Hacke, verdankte ihre Entstehung und Ausbreitung der Firma
Lochbühler. Gleich 1946 nahm die Firma die Produktion von Maschinen für die Roh-
tabakindustrie wieder auf. Doch der Kontakt mit der Landwirtschaft wurde in diesen Jah-
ren aufgegeben. Die Firma spezialisierte sich nach 1950 völlig auf den Aufzugbau, indem
Fertigungen für alle Bedürfnisse entwickelt wurden: Personenaufzüge, Lastenaufzüge,
Unterfluraufzüge und Kleingüteraufzüge. Seit 1959 arbeitet Karlheinz Lochbühler, der
Urenkel des Firmengründers, im Betrieb mit, dessen Leitung er inzwischen übernommen
hat. Heute beschäftigt die Firma 35 Mitarbeiter.

Ein weiteres Unternehmen, das aus einer Schlosserei hervorgegangen ist, ist die Karl Bau-
man OHG, Stahl- und Leichtmetallbau. Diese Firma, ursprünglich in der Villinger Straße
beheimatet, hat nach dem Zweiten Weltkrieg kräftig expandiert. Sie hat hinter der Kapel-
lenstraße ein großes Betriebsgelände angekauft und sich darauf angesiedelt. Sie betreibt
Stahl- und Leichtmetallbau im weitesten Sinne.

5.7. Das Bankwesen

Noch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde der Kreditbedarf der Landwirt-
schaft und der hiesigen Handwerksbetriebe in derselben Weise geregelt, wie wir das im
18. Jahrhundert kennengelernt haben. Reiche Privatleute legten ihr Geld an, indem sie es
gegen einen Zinssatz, der in der Regel fünf Prozent nicht überstieg, an Kreditnehmer aus-
liehen. Die wichtigsten Kreditgeber waren die verschiedenen Fonds der evangelischen und
katholischen Kirchengemeinden, von denen der evangelische Almosenfonds den größten
Umfang von 15-20000 Gulden hatte. Ein Großteil der jährlichen Einnahmen dieser
kirchlichen Fonds stammten aus den Zinsen für die ausgeliehenen Kapitalien. Stiftungsrat
und Kirchengemeinderat kontrollierten die Vorgänge, die von den beiden Rechnern getä-
tigt wurden. Die vorgesetzten Kirchenbehörden hatten ein Visitationsrecht, das sie regel-
mäßig ausübten. Die Kirchengemeinden lobten ihre Kapitalien in der örtlichen Zeitung,
dem „Schwetzinger Anzeiger" oder dem „Pfälzer Boten" aus. Mit der Zehntablösung und
der Auflösung der Pfründen in den sechziger Jahren fielen diese Möglichkeiten dahin, so
daß ein großer Bedarf an Kredit nicht gestillt werden konnte. In dieser Lage regte am

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